Der Fliegende Holländer
ich toll.«
»So?«
»Ja.«
»Gut.«
Antonius beugte sich vor und stützte sich auf die Reling, und Vanderdecker konnte förmlich hören, wie er sich vorstellte, nicht mehr aus Kneipen rausgeschmissen zu werden.
»Antonius?«
»Ja, Käpt’n?«
»Sag mal, wie gefällt dir … nun, das alles hier?«
»Wie? Was alles, Käpt’n?«
Vanderdecker unternahm den halbherzigen Versuch einer verdeutlichenden Geste. »Nun, dieses Festsitzen auf einem Schiff mitten auf hoher See und was eben alles damit zusammenhängt.«
»Ich glaub, das gefällt mir«, antwortete Antonius nachdenklich. »Ich meine, das hilft einem, die Zeit totzuschlagen, findest du nicht?«
»Doch, doch, das nehme ich wohl an. Weißt du, so hab ich das noch nie gesehen.«
»Wie hast du was noch nie gesehen, Käpt’n?«
»So, wie du es gerade gesagt hast.«
Antonius drehte sich überrascht zu ihm um. »Ehrlich nicht?«
»Nein, Antonius. Jedenfalls nicht direkt. Nun, vielen Dank, Antonius, du bist mir wirklich eine große Hilfe gewesen.« Angespornt von einem plötzlichen Instinkt, steckte Vanderdecker die Hand in die Tasche seiner Seemannsjacke. »Möchtest du einen Apfel?«
»Danke, Käpt’n.«
Antonius nahm den Apfel und untersuchte ihn vorsichtig, als wolle er abwägen, ob er ihn gleich essen oder lieber warten sollte, bis ein Baum daraus wuchs. »So als Abwechslung mag ich Äpfel ganz gern.«
»Dazu sind sie da«, sagte Vanderdecker und eilte hurtig davon, bevor der Erste Maat ihn bitten konnte, ihm seine letzte Bemerkung genauer zu erläutern. Auf dem Weg zur Kajüte stieß er auf Sebastian.
»Na, Sebastian, wie geht’s, wie steht’s?«
Sebastian runzelte die Stirn. »Wie meinst du das, Käpt’n?«
Vanderdecker lächelte. »Ich meine, wie läuft es so bei dir?«
»Wie immer, glaube ich.« Sebastian kniff die Augen zusammen. »Worauf willst du eigentlich hinaus, Käpt’n?« fragte er mißtrauisch.
»Auf nichts, auf gar nichts«, versicherte Vanderdecker ihm. »Wie ist es denn bei dir in letzter Zeit mit den Selbstmordversuchen gelaufen? Kommst du voran?«
»Nein.«
»Mach dir nichts draus, Sebastian. Bleib dran, ich bin mir sicher, irgendwann schaffst du es. Es ist natürlich nicht so, daß ich das will, Gott bewahre! Also, paß auf dich auf.«
Vanderdecker schlüpfte an ihm vorbei und sprang die Treppe zur Kajüte hinauf, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm. Sebastian schaute ihm hinterher, tippte sich zweimal an den Kopf und machte sich wieder an die Arbeit.
Wäre Danny Bennett dort gewesen, er hätte bestimmt Verständnis für die Sorgen und Nöte der Besatzung der Verdomde gehabt. Da die Unterredung mit dem Professor aber ergebnislos verlaufen war, befand er sich wieder unten im Keller.
Nachdem der Professor aus ihm herausbekommen hatte, daß Danny nicht das geringste über die Cirencester-Vereinigung wußte (außer der Tatsache, daß es sie gab, und ein paar ziemlich grundsätzlichen Vermutungen, die eine Laborratte von mittlerer Intelligenz in ungefähr zehn Minuten hätte anstellen können), hatte Montalban allen Anwesenden das Dilemma erklären müssen, in dem er sich nun befand. Er hatte höchst illegal einen BBC-Produzenten samt Technikercrew gekidnappt und mit Waffengewalt in einen feuchten Keller gesperrt. Angeblich gab es dort sogar eine Ratte. Damit hatte er lediglich erreicht, seinem Gefangenen weit mehr über die von diesem bereits entdeckte Geheimorganisation zu offenbaren, als er vorher eigentlich gewußt hatte. Also mußte sich Danny jetzt entweder der Verschwörung anschließen und in irgendeiner noch nicht näher definierten, aber lukrativen Funktion für die Geheimorganisation arbeiten oder … Nun ja, da gab es kein wirkliches Oder, denn selbst Danny war klar, daß Montalban niemals eine kaltblütige Exekution anordnen würde. Folglich hockte er jetzt hier im Keller, hatte sich häuslich niedergelassen und mußte mit Nahrung und sauberer Wäsche versorgt werden. Es war alles höchst aufregend, und wenn Danny es nicht eilig gehabt hätte, hier herauszukommen, um endlich mit den Dreharbeiten zu beginnen, hätte er sich mit der Idee, noch eine ganze Weile zu bleiben und sich zu einer größtmöglichen Nervensäge zu entwickeln, leicht anfreunden können.
Er saß gerade auf dem Fußboden und dachte über alles nach, als der Börsenmakler Neville erschien, der nebenberuflich als zweiter Mörder tätig war. In der rechten Hand hielt er nach wie vor eine Pistole und in der linken nun zusätzlich einen
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