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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Frühsommernacht,
Still kam der Mond heraufgezogen,
Die Wellen rauschten sacht.
Es war, als sängen sie Abschiedslieder
Den Beiden, die wenig froh:
›Wann sehen wir uns wohl einmal wieder
Im ewigen Wandern und wo?
Wir schäumen an Küsten von sengenden Gluthen
Und branden um eisigen Steg,
Wir rollen ums Rund und ebben und fluthen
Und wissen nicht unsern Weg.
Und kehren wir nach unzähligen Jahren
Zurück an den alten Strand,
Wo sind dann, die hier glücklich waren,
Die hier die Liebe verband?
Die Einen liegen im Trocknen begraben,
Die Andern auf feuchtem Grund,
Und was sie gelitten, gestritten haben,
Ach, davon redet kein Mund.
Des Menschen Leben, wie Wind und Welle,
So wankt und schwankt es im Sein
Durch schauriges Dunkel, durch strahlende Helle,
Verlischt wie Tropfen am Stein.
Lebtwohl, ihr Athmer unter den Sternen,
Wo Alles wird wieder neu,
Und haltet, getrennt auch durch dämmernde Fernen,
Euch Lieb' und ewige Treu!‹
Edzard und Ingeborg saßen im Sande
Dicht an einander geschmiegt
Auf ihrem Platz am Dünenrande,
Von wallenden Träumen gewiegt.
Wehmüthig schauten in tiefem Schweigen
Hernieder sie auf das Meer,
Sie sahen die Wellen sinken und steigen,
Das Herz ward ihnen schwer.
Der letzte Abend war gekommen,
Und ihnen war zu Muth,
Als würde beiden weggenommen
Des Friedens letzte Hut,
Als sollten sie aus dem stillen Port
Hinaus in die wogende Welt,
Durch die Fremde getrieben fort und fort
Unter anderen Himmels Gezelt.
Erinnerung aber hielte sie fest
Und ließe nimmer sie los
Und fesselte sie an ihr trauliches Nest,
Wo sie saßen in Glückes Schoß.
Sie führt' ihnen liebliche Bilder empor,
Von sonnigem Lächeln umschwebt
Und hielt ihnen alle die Freuden vor,
Die sie hier mit einander erlebt.
Sie flocht einen duftigen Blüthenkranz,
Von Immergrün rund umlaubt,
Und legt' ihn mild wie Sternenglanz
Den Beiden ums träumende Haupt.
    Der Mond schien hell vom Himmel nieder
Aufs Meer und den einsamen Strand,
Sein sanftes Leuchten strahlte wieder
Vom wellenfeuchten Sand.
Er hatt' eine goldene Brücke geschlagen,
Die fern in den Wogen verschwand,
Gedanken und Wünsche hinüber zu tragen
Nach einem glückseligen Land.
Das gab auf den Wellen ein kräuselnd Geflimmer,
Ein bläuliches Funkeln und Glühn,
Auf sprudelndem Schaum einen flammenden Schimmer,
Ein Blinken und Blitzen und Sprühn.
Es war ein unsagbarer Zauber ergossen
Rings durch die schweigende Nacht,
Ahnungserweckend, geheimnißumflossen,
Von sinnberückender Macht.
Was scheu sich vor dem Licht verhüllte
In blendenden Tages Lauf,
Mit Hoffen und Sehnen die Brust erfüllte,
Zu den Sternen nun stieg es auf.
Ingeborg schaute zum Mond empor
Und wieder dann auf die See,
Und wie sich ihr Blick in der Ferne verlor,
Ergriff sie ein süßes Weh.
Sie schmiegte sich fester an Edzard an
In inniger Liebe Thun:
»Wann werden wir, mein Herzensmann,
Hier wieder einmal ruhn?«
»Ingborg, das steht in Gottes Hand,
Wir müssen uns fügen und still'n,
Schicksal geht über Menschenverstand,
Fragt nicht nach Wunsch und Will'n.«
So wich er ihr beklommen aus
Und athmete tief und schwer,
Er wußte wohl, das Hierzuhaus
Kam nimmer und nimmermehr.
Ein Schmerz in Ingeborgs Seele schlich
Leise wie Mondesgeleucht,
Ihr Busen hob und senkte sich,
Die Augen wurden ihr feucht.
Auf stand sie mit gebrochnem Muth
Und schöpft' ein Häuflein Sand
Grad von der Stätte, wo sie geruht,
Das in ihr Tuch sie band.
»Zum Angedenken nehm' ich's mit
Von diesem heiligen Grund,
Auf dem gesegnet jeder Schritt,«
Sprach sie mit zuckendem Mund.
»Solang ich leben kann und mag,
Bewahr' ich's, und dereinst
Leg's unter's Haupt mir an dem Tag,
An dem Du um mich weinst.«
Durch Edzards Seele ging ein Riß,
Er wünschte den Tod herbei,
Ihm war das Eine nur gewiß:
Das Leben trennte die Zwei.
Ihr war erloschen und erstickt
Jedweder Hoffnung Keim,
Und traurig gingen sie, geknickt
Zum letzten Male heim. –
    Am andern Morgen schloß wehmuthvoll
Edzard das Häuschen zu,
Und wo sonst Ruf und Lachen scholl,
Da war nun Grabesruh.
Die Nachbarn gaben ihnen Geleit
Bis an den Wattenstrand
Und drückten dort in Traurigkeit
Noch einmal ihnen die Hand.
Dann saßen sie bei den Schiffern stumm
An Bord des Evers allein
Und fuhren um Hörnum Odde herum
In die freie Nordsee hinein.
Da glitt das Schiff wie Mövenflug
Mit voller Segel Trieb,
Als könnt' es gar nicht schnell genug
Fortbringen, was gerne blieb.
Edzard und Ingeborg standen am Mast
Und schauten zurück zum Land,
Hand hatte heimlich Hand erfaßt,
Und Blick den Blick

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