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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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schimmert und scheint,
Als wäre vereint
Der Sand der See
Mit Alpenschnee.
Zart duftige, schöne
Farben und Töne
Flirren und funkeln;
Neben dem dunkeln
Heidekraut nisteln
Bläuliche Disteln
Zwischen den grünen
Gräsern der Dünen.
Und wo zu Thale
Die Kette sinkt,
Da blitzt und blinkt
Im Sonnenstrahle
Das blaue Meer
Dazwischen her
Und glitzert und spiegelt
Wie goldbesiegelt.
Ein einziger freier,
Nur flüchtiger Blick
War's durch den Schleier,
Und wieder zurück
Ins graue Getriebe
Der Wolkengeschiebe
Kehrt bleich und fahl
Der leuchtende Strahl.
Und wieder geht
Der Wind und weht
Ueber See und Sand
Ins dunstige Land
Mit salzigem Hauch.
Kein Baum, kein Strauch
Hemmt seinen Gang
Auf meilenlang
Gestrecktem Grund
Am Wattensund,
Wo nichts sich regt,
Nichts sich bewegt
In Flug und Sprung,
Kein Laut, kein Schall,
Als Windesschwung
Und Wogenschwall.
Verlassen liegt
Wie bedrückt, besiegt
Von lastendem Leide
Die braune Heide.
    Ein Wandrer schreitet
Pfadlos gen Süden,
Kein Ziel ihn leitet,
Er fühlt kein Ermüden.
Im Winde flattert sein Haar,
Sein blaues Augenpaar
Starrt finster vor sich hin,
Ihm trüben Sorgen den Sinn.
Manch tiefer Seufzer ihm entsteigt,
Als ob ihm Muth und Hoffnung schwinde,
Er regt die Lippe, doch er schweigt,
Vertraut sein Weh nicht mal dem Winde.
's ist Edzard, der durch die Heide geht,
Nicht wissend wohin und wie weit,
Wo keines Menschen Hütte steht
Und nur die Möve schreit.
Er faltet die Stirn und denkt und denkt
Und wandert immer fort,
Er schreitet, den Blick zu Boden gesenkt,
Als such' er Verlorenes dort.
Noch nicht verloren, noch ist sein
Das höchste Glück auf Erden,
Bald aber mit dem Mein und Dein
Muß abgerechnet werden.
Schon rückt die Zeit heran in Hast
Zu schrecklichem Beginnen,
Ach! nur noch wenig Wochen fast,
Dann muß er mit Ingborg von hinnen.
Das Cap der guten Hoffnung ist weit,
Früh muß er von dannen ziehn, –
Der »guten Hoffnung« – Barmherzigkeit!
Der Ort der Verzweiflung für ihn!
Noch hat er kein Schiff, das ihn und sein Glück
Fort trägt zum Süden nieder,
Und kehrt er selber lebend zurück, –
Sie sieht er niemals wieder.
Noch weiß sie's nicht, noch fand er nicht Muth,
Das Fürchterliche zu sagen,
Und wenn er es nun endlich thut,
Wie wird sie's fassen und tragen?
Wie soll er's über die Lippen bringen,
Daß sie nur sein geliehenes Weib,
Und daß ihn Wort und Handschlag zwingen,
Sie auszuliefern mit Seel' und Leib
Dem, dessen Tod er ihr gelogen,
Dem sie nun wieder gehören soll,
Nachdem auf seliger Liebe Wogen
Ihr Schifflein fuhr, des Glückes voll?
Hätt' er sein heiliges Wort nicht gegeben,
Ingborg zu bringen dem Mann,
Er schlüg' ihr vor, zu scheiden vom Leben
Mit ihm, wenn die Frist verrann.
Und Heiko dann, der Liebling von beiden,
Legt' ihnen auf die Pflicht,
Das Leben zu tragen, das Leben zu leiden
Mit seiner Schmerzen Gewicht.
Manchmal durchirrt' er die Heide schon
Und rang nach einem Entschluß
Gegenüber des Schicksals bitterm Hohn,
Gegenüber dem grausamen Muß.
Und war er zu Hause, so saß er und saß
Und brachte kein Wort hervor,
So bang, daß er Essen und Trinken vergaß
Und den Segen des Schlafes verlor.
Dann sah ihn Ingeborg sorgend an
Und streichelt' ihm Wangen und Stirn:
»Was hast Du, mein liebster, mein einziger Mann?
Was stört Dich in Herzen und Hirn?«
Er aber schüttelte stumm das Haupt
Und winkt' ihr mit der Hand;
Sie suchte, was ihm die Ruhe geraubt,
Und suchte, was sie nicht fand.
Er liebte sie noch so heiß wie je,
Sie fühlt' es an seinem Kuß,
Sein Kummer jedoch, sein Leid und Weh
Blieb unter festem Verschluß.
Doch endlich kam ihr Erleuchtung und Rath,
Er aber war nicht zu Haus,
Auf sprang ihr im Herzen der Wille zur That, –
Zu suchen ihn ging sie aus.
    Sie suchte den Liebsten weit und breit,
Sie sucht' ihn sehnsuchtsvoll,
Und in der schweigenden Einsamkeit
Das Herz so mächtig ihr schwoll,
Als hätte sie lang ihn nicht gesehn,
Noch länger ihn nicht geküßt,
Daß, seinen Spuren nachzugehn,
Sie jagen und eilen müßt',
Um ihm aus seiner Seele fort
Zu scheuchen Angst und Noth
Wie Spreu vorm Wind durch ein einzig Wort,
Das ihr die Liebe gebot.
Doch fand sie ihn auf der Heide nicht,
So weit sie auch lief und lief,
Anstrengend ihr Gehör und Gesicht,
Und seinen Namen rief.
Sie schlug sich in die Dünen hinein,
Durchstreifend kreuz und quer,
Thalauf, thalab die Hügelreih'n,
Bis vor ihr wogte das Meer.
Es war wohl spät am Nachmittag
Schon nach der Sonne Stand,
Doch weitum ihr zu Füßen lag
Einsam und leer der Strand.
Die Wellen rauschten

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