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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Matrosen Mund, –
O sänke jetzt doch wie sein Hoffen
Auch gleich das Schiff zum tiefsten Grund!
Mit scheuem Blicke sagt' er leise,
Fast tonlos: »Ingeborg, – das Cap!«
Ihr däuchte seltsam Wort und Weise,
Noch mehr sein Blick, und – »Komm hinab!«
Sprach er noch dumpfer. Rollt' und schwankte
So heftig denn des Schiffes Bau,
Daß selbst der Kapitän jetzt wankte,
Als er hinabging mit der Frau?
»Setze Dich!« sprach er in der Kajüte,
Und Ingeborg that nach seinem Geheiß,
Sie war bestürzt, todbang im Gemüthe,
Ihm auf der Stirn stand kalter Schweiß.
Er suchte nach Worten und fand sie nicht,
Er schlug die Hände vors Angesicht,
Rannt' in der Kajüte hin und her,
Ein Seufzen und Stöhnen, unsagbar schwer,
Drang ihm aus der stürmenden Brust hervor.
Ingeborg schnellt' in dem Stuhl empor,
Da warf er sich nieder vor ihr aufs Knie,
Mit bebenden Armen umklammert' er sie:
»Ingborg, ich hab' ein Verbrechen begangen
Und muß noch ein Verbrechen begehn;
Rath' es! ich weiß es nicht anzufangen,
Das Ungeheure Dir zu gestehn.«
Er zitterte, wie vom Fieber geschüttelt,
Er barg das Haupt in ihrem Schoß,
Er ächzt' und schluchzte, gefoltert, gerüttelt,
Als löste die Seele vom Leib sich los.
Sie nahm in die Hände sein ruhendes Haupt
Und flehte, fast selber der Stimme beraubt:
»Edzard, o mach' ein Ende der Qual
Und sage mir Alles mit einem Mal!«
Da hob er das Antlitz und blickte sie an,
Daß ihr das Blut in den Adern gerann;
Noch wollt' es ihm von den Lippen nicht fort,
Aber sie ahnt' es, das schreckliche Wort,
Das Wort der Trennung auf sein Gebot.
Doch Edzard rief: »Er ist nicht todt,
Von dem Du's glaubst, van Straten lebt!
Er fordert Dich von mir, er strebt
Zu Schiff heran und holt Dich ab
Dort, an der guten Hoffnung Cap!«
Er hatt' es verzweifelt herausgeschrie'n,
Sie blickte stumm und versteinert auf ihn,
Sie wußte nicht, ob sie recht gehört,
Ihr Herz war starr, ihr Sinn gestört;
So saß sie da und regte sich nicht,
Im glasigen Auge kein Lebenslicht.
Doch endlich kämpft' aus der Brust sich frei
Ein markerschütternder Jammerschrei,
Der war die Erlösung in ihrem Schmerz,
Sonst wär' ihr in Stücke gebrochen das Herz.
Sie rang nach Athem, ihr Busen schwoll,
Die Augen standen von Thränen voll.
Mit krampfenden Fingern hielt sie umspannt
Des Knieenden Hände, noch wie gebannt
Von eines bösen Zaubers Beschwören.
Und Edzard fragte: »Willst Du mich hören?«
Sie nickte stumm, und er begann:
»Es war in Bahia, da traf ich ihn an
In einem Gasthaus; er drängte zum Spiel
Mit aller Gewalt und wagte viel;
Ich aber gewann, und je mehr er verlor,
Je wilder brach seine Wuth hervor.
Den Ring auch gewann ich, Deinen Ring,
Als andres Gold schon nicht mehr ging;
Und als der fort war, ganz zuletzt,
Da hat er Dich auf die Karte gesetzt, –
›Drei Jahre geb' ich Dir Ingborg Preis,
Gewinnst Du!‹ schrie er mein Sträuben nieder,
›Auf hoher See hol' ich sie wieder,
Am Cap der guten Hoffnung sei's!‹
Die Karte schlug, und Du warst mein!
Drei Jahre solltest mein eigen Du sein! –
Ach, Ingborg! Ingborg, ich liebte Dich,
Kein andrer Weg für Dich und mich,
Uns zu besitzen und glücklich zu werden!
Nur so gewann ich den Himmel auf Erden,
Gewann ihn in einem verruchten Spiel,
Aber ich kam ans ersehnte Ziel;
Laß mich Verzeihung im Blicke lesen!
Ingeborg, sind wir nicht glücklich gewesen?«
Sie blickt' ihn an mit Augen groß,
»Das also,« rief sie, »ist mein Loos:
Zuerst verkauft und dann verspielt,
Als ob man ein Ding auf Vorrath hielt,
Das man verschachern und wechseln kann
Für baares Geld von Mann zu Mann!
O Schimpf und Schand und ewige Schmach!
Und Niemand, der ihn niederstach,
Den Schurken, der sein Weib versetzt,
Wie ein Dukaten den andern hetzt?
Und Edzard, Du! der mich betrog,
Der jenes Buben Tod mir log,
Was hast Du im Herzen von mir gedacht,
Als Du mir falsche Botschaft gebracht?
Ja, wärst Du gekommen mit seinem Schein,
›Drei Jahre sollst Du mein eigen sein!‹ –
Ich hätte den Wisch in Stücke zerfetzt,
Verächtlich den Fuß darauf gesetzt,
Aber von Jenem mich losgesagt,
Hätte mein Ein und Alles gewagt,
Nicht auf drei Jahr, auf Tod und Leben
Hätt' ich mich Dir zu eigen gegeben.
Dein bin ich gewesen mit Seel und Leib,
Edzard, vor Gott bin ich Dein Weib!
Und kommt der Unmensch hier in Sicht, –
Lebendig, Edzard, kriegt er mich nicht!«
Das Antlitz verhüllte sie bebend sich
Und weinte, weinte nun bitterlich.
Edzard ließ ihren Thränen den Lauf,
Doch endlich richtet' er leis sich auf,
Zog ihr die Hände

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