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Der fliegende Holländer

Der fliegende Holländer

Titel: Der fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Kapitän berief
Sich darauf, daß er längst gesichtet
Nach einem Schiff, in dessen Hut
Er abzuliefern sei verpflichtet
Ein ihm daheim vertrautes Gut.
Doch dafür theilt' er ihre Wachen,
Kam jetzt des Nachts auch oft an Deck,
Ließ sich von Allem Meldung machen,
War bald am Bug und bald am Heck.
Denn jede Stunde konnte bringen
Van Stratens Schiff an diesen Ort,
Und Edzard hörte schon erklingen
Zum Beidrehn das Kommandowort.
Drei Jahre waren jetzt verflogen
Seit jener Nacht am Pharotisch, –
»Gieb her Dein Glück!« rief aus den Wogen
Ein gierig züngelndes Gezisch.
Stets näher rückte, was ihm drohte,
Der letzte Händedruck und Kuß,
Der letzte Blick noch aus dem Boote, –
Lebwohl! lebwohl! dann End' und Schluß!
Er, nah daran, zu unterliegen
Dem Schmerz, sah keinen Hoffnungsstrahl,
Verwegene Gedanken stiegen
Ihm auf in der Verzweiflung Qual.
Wenn hin er vor van Straten träte:
»Laß mir Dein Weib für all mein Gut!«
Wenn er auf seinen Knien ihn bäte:
»Gieb Ingborg frei auf Sand und Fluth!?«
Jedoch – er hört' ein höhnisch Lachen
Und einen teuflisch wüsten Fluch;
Er könnte Felsen schmelzen machen,
Eh' daß ihm glückte der Versuch,
Den finstern Unhold zu bewegen
Zu einer edelmüth'gen That,
Der in Gedanken ihm entgegen
Als Ausgeburt der Hölle trat.
Doch wie, wenn er den Pakt erfüllte,
Ihm Ingborg brächte, wortgetreu,
Und dann ihm seinen Will'n enthüllte,
Zum Kampf ihn fordernd, sie aufs Neu
In offner Seeschlacht zu gewinnen,
Schiff gegen Schiff, in heißem Drang,
Und keinen Frieden, kein Entrinnen
Bis zu des Einen Untergang?
Das – o mein Gott! wie eingegeben
Von oben bietet sich's ihm dar, –
Um Ingborg kämpfen! – ein Freudebeben
Durchfährt ihn, – Alles sieht er klar.
Geschütze hatt' er, der Piraten
Sich zu erwehren, Pulver auch
Und Blei genug, sich mit van Straten
Zu messen bis zum letzten Hauch.
Auf seine Mannschaft konnt' er zählen,
Die gab mit Freuden ihm ihr Blut;
Wie spürt' er jetzt sein Herz sich stählen!
Wie ward ihm froh und frei zu Muth!
Es mußte glücken! er bekriegte
Den Feind, sein Liebstes zu befrei'n,
Und wenn er siegte, – wenn er siegte, –
War Ingeborg zeitlebens sein!
Er ging, zu ruhn, hinab vom Decke,
Befahl jedoch zu Dienst und Pflicht,
Daß man um Mitternacht ihn wecke, –
Ihn wecken! ach! er schlief ja nicht.
    Auch Ingborg in den kurzen Stunden
Schlief nicht, und als das Zeichen klang,
Hielt sie mit Armen ihn umwunden
Und küßt' ihn heiß minutenlang.
Auf seinen Lippen fühlt' er's schweben:
Ich liefre Dich nicht aus, mein Weib!
Ich kämpf' um Dich auf Tod und Leben,
Ingborg, Du bleibst, wo ich verbleib'!
Er sprach sie aber nicht, die Worte,
Die tröstlichen zu ihr, er ging,
Den Kopf voll Pläne, durch die Pforte
Hinauf an Deck. Der Himmel hing
Voll Wolken, nur zuweilen schaute
Der Mond hervor mit mattem Schein,
Daß kaum das Meer davon ergraute,
Dann hüllt' es Dunkel wieder ein.
Von Süd kam eine frische Kühlte,
Die zwar nur wenig Segel fand,
Doch in den Wellen rauschend wühlte,
Daß eine hohe Deinung stand.
Das Schiff fuhr mäßig schnell gen Osten,
An Bord war Alles wohlbestellt,
Die Wachmannschaften auf den Posten,
Das Kompaßhäuschen gut erhellt.
Edzard mit muthigen Gedanken
Sah sich schon im Gefechte stehn,
Mit seinen Tapfern ohne Wanken
Dem Gegner scharf zu Leibe gehn.
Sein ruheloses Schreiten hallte
Deckauf, deckab am Steuerbord,
Als plötzlich laut vom Heck erschallte
Der Schreckensruf: »Mann über Bord!«
Blitzrasch, jedoch besonnen tönten
Edzards Befehle durch die Nacht
Und wurden von Gefahrgewöhnten
In einem Augenblick vollbracht.
»Ruder in Lee! – Luvachterbrassen!«
Fast steht das Schiff an seinem Ort, –
»Boot zu Wasser!« hinabgelassen
Und flugs bemannt, schießt's eilend fort.
's ist Alles an Deck, von Rehling und Wanten
Späh'n sie hinaus auf die dämmrige See,
Mit scharfen Blicken und angstgespannten
Absuchend die schwingenden Wellen in Lee.
Ein langes, banges Hoffen und Harren, –
Ob sie ihn finden, den armen Wicht?
Endlich ertönt der Riemen Knarren,
Das Boot kommt wieder, – sie haben ihn nicht.
Mit schwerem Herzen den Kameraden,
Und wär' es der Letzte von Allen an Bord,
Aufgebend in dem Kurs, dem graden,
Spricht der Kap'tän das Kommandowort.
Wer aber ist's von Allen gewesen,
Den sich als Opfer die See gewählt?
Zur Musterung werden die Namen verlesen, –
Sie antworten Alle, nicht Einer fehlt.
»Wer rief? wer ließ die Angst uns kosten?«
Der Mann tritt vor, – »Ich, Kapitän!«
»Hast Du geträumt auf Deinem

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