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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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sie das reinste vegetarische Füllhorn über mich aus und jede einzelne Mahlzeit wurde voller Liebe, Glück und Zukunftshoffnung gekocht und serviert. Deshalb konnte ich nichts sagen und nichts tun. Ich konnte nur beten, dass Grimsby urplötzlich von einer barmherzigen Flutwelle verschlungen würde oder dass diese Stadt und ihr im Entstehen begriffener Multiplex-Palast mit zweiunddreißig Kinos durch ein Erdbeben oder die Atombombe vernichtet würde. Aber da das grässliche Grimsby in den Morgennachrichten mit keinem Wort erwähnt wurde, muss ich leider davon ausgehen, dass es immer noch steht (und dass ich mir langsam überlegen muss, wie ich hinkomme).
    Doch ich bleibe immer, Morrissey,
mit freundlichen Grüßen
dein Raymond Marks

Eine Bank,
Halifax,
West Yorkshire

    Lieber Morrisey,

    ich hab am Fahrkartenschalter ein Ticket nach Grimsby verlangt.
    Der Verkäufer sagte: »Das macht dann bitte fünfzehn Pfund neunzig.«
    Ich erwiderte: »Fünfzehn Pfund neunzig?«
    Er nickte.
    »Aber mit dem Bus sind es nur neun Pfund fünfzig«, sagte ich, »und das ab Manchester!«
    Er sagte: »Wollen Sie jetzt das Ticket oder nicht?«
    Ich fragte ihn, ob es nicht auch billigere Tickets nach Grimsby gebe. Ich sagte, ich wäre sogar bereit, im Gepäckwagen mitzufahren, wenn das weniger kosten würde.
    Aber er antwortete: »Hey, wie oft soll ich’s noch sagen? Mir ist es egal, ob Sie im Gepäckwagen, auf dem Klo oder meinetwegen auch auf dem Dach mitfahren, es kostet fünfzehn Pfund neunzig. Klar? Fünfzehn Pfund neunzig!«
    Ich sah ihn an und sagte: »Und ich dachte immer, Verbrechen lohnt sich nicht.«
    »Was sind denn Sie für einer?«, antwortete er. »Irgend so’n Scheißkomiker oder was?«
    »Ich?«, sagte ich. »Fünfzehn Pfund neunzig nach Grimsby! Wenn hier einer Witze macht, dann Sie .«
    Jetzt senkte er die Stimme und fragte: »Hey! Wollen Sie jetzt das verdammte Ticket haben oder nicht?«
    »Es geht nicht darum, was ich will !«, antwortete ich. »Es ist schon schlimm genug, dass man überhaupt nach Grimsby muss, aber für dieses Privileg dann auch noch so geschröpft zu werden …!«
    Jetzt wurde er richtig sauer und warf das Ticket verächtlich in die Luft. »Dann wollen Sie’s also nicht?«
    »Ich will es nicht«, sagte ich, »aber ich brauch es!«
    Mit einem tiefen Seufzer griff er wieder nach dem Ticket, während ich mich bückte, um meinen Geldbeutel aus der Reisetasche zu holen. Und da entdeckte ich, dass er nicht mehr da war. Mein Geldbeutel! Er war verschwunden! Mein Geldbeutel fehlte! Ich schaute noch mal in der Reisetasche nach, dann in all meinen Taschen, dann noch mal in der Reisetasche. Und dann fiel mir der Fernfahrer in diesem Rasthaus ein – Speckfresse! Er hatte in meinem Songbook rumgeschnüffelt, also war er auch an meiner Reisetasche gewesen.
    »Dieses Schwein!«, sagte ich. »Dieses Schwein hat mir mein ganzes Geld geklaut!«
    Der Fahrkartenverkäufer sah mich mit skeptisch hochgezogenen Brauen an. »Zum letzten Mal«, sagte er, »wollen Sie nun das Ticket haben oder nicht?«
    »Der Fernfahrer«, sagte ich, »das Fettmonster, das mich mitgenommen hat, der hat mir mein ganzes Geld gestohlen!«
    »Na gut. Dann also nicht«, sagte der Fahrkartenverkäufer, und mit einem Blick auf die Schlange, die sich hinter mir bildete, fragte er: »Okay, wer ist der Nächste?«
    »Hören Sie«, sagte ich, »ich möchte das Ticket ja haben. Es ist nur so, man hat mir mein ganzes Geld gestohlen!«
    Der Fahrkartenverkäufer nickte und fragte mich mit einem verlogenen Lächeln: »Also, Freundchen, was soll ich deiner Meinung nach tun? Dir die Fahrkarte schenken? Mit besten Empfehlungen und vielleicht noch einem Fünfpfundschein dazu? Ich zahl genug Steuern! Ich schufte wie ein Irrer und drücke die Hälfte von meinem verdammten Lohn ab, damit sich Nichtstuer und Faulpelze wie du nach Herzenslust rumtreiben können, ohne einen Finger krumm zu machen, von der Wiege bis zum Grab! Und so ein armes Schwein wie ich rackert sich von morgens bis abends ab, bloß um am Schluss mit weniger als nichts in der Tasche dazustehen: drei quengelnde Teenager, die anscheinend alle zwei Wochen neue Turnschuhe für siebzig Pfund brauchen, eine Frau, die sich in einen Besen verwandelt hat, noch bevor die Tinte auf dem Trauschein trocken war, und als Krönung ein schrottreifer Ford Escort, der’s nicht mehr durch den letzten TÜV geschafft hat!«
    Ich sah ihn wortlos an.
    »Und wo bleibe ich?«, sagte er. »Meinst du, ich würde nicht

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