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Der Flirt

Titel: Der Flirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Tessaro
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nicht, es war ein Augenblick gewesen, der ihr ganzes Leben verändert hatte. Denn wenn sie ehrlich war, dann war sie für wenige kurze Sekunden vollständig gewesen, verbunden mit einem Teil von ihr, der bisher immer von ihr losgelöst und
unbefriedigt gewesen war. Das war die wahre Qual: nicht dass sie es gewollt hatte, sondern dass sie es immer noch wollte. Die Begegnung hatte sie auf den Geschmack gebracht. Bilder von Küssen, Saugen, Lecken, Beißen schossen ihr durch den Kopf.
    Ich bin eine Lesbe, dachte sie.
    Ich bin eine große, muschigeile Lesbe!
    Und sie weinte noch mehr.

Geschwindigkeit
    Es war am Ende des Tages, als die Glocke ertönte.
    Leticia war im Atelier und legte an dem Nachthemd, an dem sie gerade arbeitete, letzte Hand an: noch ein Schwangerschaftsnachthemd mit verstellbarem BH. Wenn ihr doch nur eine Möglichkeit einfiele, die Körbchen bequemer zu machen, ohne zusätzliche Polster anzubringen − zusätzliche Polster waren etwas, was stillende Mütter nun wahrlich nicht brauchten. Dann könnte sie es am Abend zu Amy rüberschicken, damit sie es anprobierte.
    Sie legte es behutsam zusammen und hielt einen Augenblick inne, um noch einmal den frischen veilchenblauen Baumwollstoff zu bewundern. Ihr französischer Lieferant war ganz entzückt gewesen, einen bügelfreien Stoff in frischen Farben zu produzieren. Sie war davon ausgegangen, dass er ihrer Anfrage mit Verachtung begegnen würde, doch er hatte sie mit seiner Begeisterung überrascht. Wie es schien, war sie nicht die Einzige, die eine neue Herausforderung brauchte.
    Sie schaltete das Licht aus, ging durch den Laden und öffnete die Tür.
    Vor ihr stand Sam, an eine große, schwarze Ducati gelehnt. Sie hätte ihn fast nicht erkannt. Er trug Jeans und ein schwarzes T-Shirt, seine Haare waren ordentlich geschnitten und aus dem Gesicht gekämmt, und er strahlte eine ganz andere Energie aus. In seinen Augen lag ein Funkeln.
    »Hallo.« Er grinste und ließ zwei Grübchen erkennen, die
ihr noch nie aufgefallen waren. »Ich hatte ganz in der Nähe zu tun. Dachte, ich schau mal vorbei.«
    Die Tür schlug hinter ihr zu. Sie bemerkte es kaum. »Woher haben Sie das Motorrad?«
    »Gekauft. Das Geschäft läuft gut.« Sein Blick war unerwartet keck, direkt. »Gefällt sie Ihnen?«
    Was machte er hier, frisch geduscht und rasiert? Wo war sein Werkzeugkasten?
    Langsam trat sie die Stufen hinunter.
    »Kommt mir ein bisschen … wie heißt das Wort, nach dem ich suche? Nicht extravagant …« Ihre Blicke trafen sich. »Könnte man ›exklusiv‹ sagen?«
    »Richtig!« Er nickte lachend. »Verstehe! Das werden Sie mir noch in hundert Jahren unter die Nase reiben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Allerdings.«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. (Er hat Muskeln, dachte sie und war plötzlich ganz verwirrt, dass sie sich seiner Körperlichkeit so bewusst war.) »Also«, sagte er prahlerisch und selbstbewusst, »da ich schon mal hier bin - wollen Sie mitfahren?«
    Leticia hatte noch nie auf einem Motorrad gesessen. Sie hütete sich vor allem, was schnell war und was sie nicht unter Kontrolle hatte. Ihre Miene hatte sie verraten.
    »Sie haben doch wohl keine Angst, oder?«, fragte er ungläubig, als könnte sie unmöglich Angst vor irgendetwas haben.
    »Nein, natürlich nicht!« Er sollte nicht die Oberhand über sie gewinnen.
    Sie schlenderte bewusst langsam und mit wiegenden Hüften näher.
    »Klar.« Sie zuckte leichthin die Achseln, als würde sie so etwas jeden Tag machen und es fast ein wenig langweilig finden.

    Er reichte ihr einen Helm. »Haben Sie schon mal auf einem Motorrad gesessen? Sie müssen sich gut an mir festhalten.«
    »Ich denke, das kriege ich hin«, sagte sie und schloss den Kinnriemen.
    Er stieg auf, und sie stieg, ihr Kleid hochraffend, hinter ihm auf. Dann schlang sie die Arme um seine Taille. Es war eine Weile her, dass sie einem Mann so nah gewesen war. Die Muskeln an seinem Rücken waren stark und fest, und er verströmte einen köstlichen, faszinierenden Duft.
    »Was haben Sie aufgelegt?«
    »Etwas Neues.« Er warf den Motor an, und die Maschine erwachte zum Leben. »Narcissus. Gefällt es Ihnen?«
    Sie atmete tief ein. »Mhm.«
    »Wenn ich zu schnell fahre, dann kneifen Sie mich einfach, okay?«, rief er.
    »Okay!«
    Er beschleunigte, und ihr Magen machte einen Satz.
    Sie fuhren los. Leticia drückte sich an ihn, die Oberschenkel dicht an seinen. Sie schossen mit beängstigender Geschwindigkeit durch den Verkehr.
    »Alles okay

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