Der Fluch Der Bösen Tat
seiner Mutter umwölkte, als der Junge sprach. Also kamen Vater und Sohn nicht miteinander zurecht, und der Junge wohnte in Bamford. Ein großer, kräftiger Bursche wie er – sie hätten ihn gut auf der Farm gebrauchen können. War das der Grund für die Missstimmung zwischen Vater und Sohn? Der junge Mann hatte sich geweigert, in die Fußstapfen von Vater und Großvater zu treten? Gordon Jones hatte sich zu Pearce umgewandt und blickte ihn fragend an.
»Inspector Pearce«, stellte sich Dave vor.
»Regional Serious Crimes Squad.«
»Ach, tatsächlich? Dann sind Sie hier, um den Mord in unserer Gemeinde zu untersuchen, richtig? Was machen Sie hier bei meiner Mutter?« In der Stimme des jungen Mannes schwang Ablehnung mit, doch daran war Pearce von anderen jungen Männern gewöhnt. Linda antwortete, bevor Pearce es konnte.
»Ich habe die Polizei angerufen, Gordon, um ihnen zu sagen, dass ich die arme Hester Millar an dem Tag gesehen habe, als sie starb, früh am Morgen. Ich kam gerade von der Schule und vom Einkaufen zurück. Mr. Pearce ist aus Bamford hergekommen, um sich mit mir zu unterhalten, doch ich konnte ihm nicht viel sagen.« An Pearce gewandt, fuhr sie fort:
»Ziemliche Zeitverschwendung, dass Sie extra den ganzen Weg hier herausgekommen sind.«
»Wir gehen immer sämtlichen Informationen nach«, erwiderte Pearce.
»Insbesondere bei einem so ernsten Verbrechen wie diesem.«
»Sie stecken also fest?«, erkundigte sich Gordon Jones unverschämt.
»Nein«, erwiderte Pearce gleichmütig.
»Noch nicht. Noch lange nicht.« Der junge Mann blickte verwirrt drein, und Pearce nutzte seinen momentanen Vorteil, um sich von Mrs. Jones zu verabschieden. Als er die Tür seines Wagens öffnete, kam ein Traktor ratternd und knatternd den Weg entlang und auf den Hof. Der Fahrer, ein wettergegerbter Mann mit dünner werdendem Haar und einem Gesicht, das aussah, als wäre es unablässig zu einer missmutigen Grimasse verzogen, kletterte vom Fahrersitz herab und begrüßte Pearce mit:
»Wer sind Sie? Ein Bulle?«
»Ja. Ich sehe aus wie einer, habe ich Recht?« Ein Schnauben war die Antwort.
»Was wollen Sie?«
»Sind Sie Mr. Jones?«, fragte Pearce.
»Selbstverständlich bin ich Mr. Jones, Herrgott noch mal!« Jones starrte missmutig an Pearce vorbei auf das Motorrad seines Sohnes.
»Wie ich sehe, sind Sie nicht der einzige Besucher. Was hat Sie zu uns geführt?«
»Ich habe mich nur kurz mit Ihrer Frau unterhalten bezüglich der Informationen, die sie besitzt.« Jones’ Unterkiefer sank herab.
»Was für Informationen?«, fragte er. Meine Güte! Sie hatte es ihm nicht erzählt. Pearce wurde klar, dass er es hier offensichtlich mit einer typischen, nicht funktionierenden Familie zu tun hatte. Doch selbst wenn dem so war, so glaubte er nicht, dass die Schuld bei Mrs. Jones lag.
»Es ging um eine Sichtung der ermordeten Frau, Miss Hester Millar, am Tag ihres Todes. Ihre Frau erinnerte sich, dass sie Miss Millar kurz nach halb zehn morgens im Dorf gesehen hat.«
»Und sie hat deswegen bei der Polizei angerufen?«, schnaubte Jones.
»So eine verdammte Zeitverschwendung!«
»Ganz im Gegenteil!«, sagte Pearce freundlich.
»Diese Information war extrem wertvoll für uns. Sie ist bisher die einzige Person, die sich gemeldet und gesagt hat, dass sie das Opfer am Morgen seiner Ermordung gesehen hat.« Jones starrte ihn an.
»Sie kriegen ihn trotzdem nicht, wie? Den Mistkerl, der die arme Frau erstochen hat. Ihr Bullen schnappt diese Kerle doch nie – ihr fangt immer nur Leute, die zu schnell mit dem Auto unterwegs sind.« Er wandte sich ab und stapfte in Richtung Küchentür davon.
»Netter Zeitgenosse«, murmelte Pearce. Er fuhr vom Hof, während er sich fragte, was für eine Art von Familienversammlung in der Küche hinter ihm wohl stattfinden mochte. Auf dem Weg zurück nach Lower Stovey bemerkte er überrascht ein zweites Motorrad, das vor der Kirche auf seinem Ständer aufgebockt war. Die Tür zur Kirche stand offen. Pearce hielt an, stieg aus und ging leise unter dem Friedhofstor hindurch und über den kopfsteingepflasterten Weg zu der alten Eichentür mit den schmiedeeisernen Bändern. Dort blieb er stehen und lauschte. Er konnte Stimmengemurmel im Innern der Kirche ausmachen. Die Stimmen eines Mannes und einer Frau. Er zog die Tür auf und überquerte die Veranda zur Fliegentür. Die innere Holztür dahinter stand weit offen und war durch einen Haken gesichert, und Pearce konnte ins Innere der Kirche
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