Der Fluch Der Bösen Tat
sehen. Der Mann und die Frau saßen auf einer Bank und waren in eine ernste Unterhaltung versunken. Pearce hatte kein Geräusch gemacht, doch vielleicht hatte ein Luftzug die beiden gewarnt. Der Mann blickte auf, und Pearce sah, dass es James Holland war, der Vikar von Bamford. Die Frau neben ihm war Ruth Aston. Pearce stieß die Drahttür ganz auf und rief vom oberen Rand der Stufen in die Kirche hinunter:
»Sorry, Reverend! Ich hab Ihr Motorrad draußen gesehen, aber ich wusste nicht, dass es Ihres war, wenn Sie verstehen, was ich meine. Die Kirche war ebenfalls offen, und ich dachte, ich gehe mal nachsehen.« Pater Holland erhob sich von der Bank und kam Pearce entgegen.
»Inspector Pearce, habe ich Recht? Danke sehr, dass Sie die Mühe auf sich genommen haben. Mrs. Aston und ich haben uns darüber unterhalten, was wir wegen der Kirche unternehmen sollen.«
»Dann lasse ich Sie mal besser ungestört weiterreden«, sagte Pearce.
»Guten Morgen, Mrs. Aston!«, fügte er hinzu. Ruth erwiderte seinen Gruß, doch sie erhob sich nicht von ihrem Platz auf der Bank. Pearce ließ die beiden zurück und ging zu seinem Wagen. Er war ein wenig überrascht gewesen, Ruth Aston so gelassen in der Kirche sitzen zu sehen, wenige Zentimeter von der Stelle entfernt, wo ihre Freundin ermordet worden war. Andererseits, dachte er, musste sie früher oder später zurück in die Kirche, falls sie immer noch die Kirchenvorsteherin war. Im Innern von St. Barnabas hatte James Holland wieder neben Ruth Aston Platz genommen.
»Ich frage mich, warum er noch einmal hergekommen ist«, sagte Ruth.
»Der Inspector? Ich nehme an, um seine Ermittlungen durchzuführen. Fühlen Sie sich immer noch wohl auf Ihrem Platz, Ruth? Möchten Sie nicht lieber woanders hin?« Sie schüttelte den Kopf.
»Nein. Ich kenne diese Kirche nun schon mein ganzes Leben, und ich will mich nicht durch das, was passiert ist, vom Betreten abhalten lassen. Außerdem …« Sie zögerte.
»Außerdem fühle ich mich Hester auf diese Weise irgendwie näher.« Sie warf ihm einen schuldbewussten Blick zu.
»Ich bin keine besonders religiöse Frau, wissen Sie?« Ihr Begleiter hob fragend die Augenbrauen.
»Ich weiß«, fuhr sie hastig fort,
»dass die Leute im Dorf glauben, ich wäre religiös. Doch obwohl ich die Tochter eines Vikars bin und Kirchenvorsteherin und die Kirche sauber halte und so weiter, würde ich mich nicht als religiös bezeichnen. All diese Dinge, die ich erwähnt habe, sind Teil einer Art zu leben. Einige Leute fangen mit Ikebana an, andere beschäftigen sich mit der Kirche. Was bleibt mir zu tun, wenn ich mich nicht um St. Barnabas kümmern kann? Mir fehlt, was man vermutlich spirituelle Veranlagung nennen könnte.«
»Tatsächlich?«, fragte er sanft.
»Und was ist eine spirituelle Veranlagung?«
»Jetzt wollen Sie mich in theologisches Garn einwickeln, wie?«, tadelte sie ihn.
»Ich kann es nicht beschreiben. Ich weiß nur, dass manche Menschen sie haben und andere nicht. Wie beispielsweise ich.«
»Wir alle bringen unsere Gaben zum Altar Gottes«, sagte der Vikar.
»Und alle sind gleich viel wert. Auch das Abstauben und Putzen der Kirche. Nicht jeder hat göttliche Visionen – glücklicherweise, wie ich hinzufügen möchte.« Sie lächelte schwach.
»Ich möchte überhaupt keine Vision haben. Ich wüsste nicht, was ich damit anfangen sollte.«
»Wie das viktorianische Kind, das gefragt wird, was es tut, wenn es die Tür öffnet und Jesus auf seiner Schwelle findet. ›Ich würde ihn reinbitten‹«, antwortet es.
»›Ich würde ihm ein Glas Sherry anbieten und den Vikar rufen lassen.‹« Diesmal lachte Ruth. Holland tätschelte ihr den Arm.
»Ich bin jedenfalls froh, dass Sie als Kirchenvorsteherin weitermachen können, Ruth, zumindest für die nächste Zukunft.«
»Bis ich aus Lower Stovey weggehe«, erinnerte sie ihn.
»Wie ich Ihnen bereits sagte, ich beabsichtige, The Old Forge zu verkaufen.«
»Natürlich. Ich weiß noch überhaupt nicht, was wir danach mit der Kirche machen sollen. Ohne Sie und Hester schätze ich, dass sie während der ganzen Woche geschlossen bleiben muss. Aber vielleicht bleibt uns sowieso keine andere Möglichkeit angesichts dessen, was sich allem Anschein nach oben im Glockenturm abgespielt hat. Es tut mir wirklich Leid, dass ich Sie mit dieser Information unter Stress gesetzt habe, Ruth.« Sie winkte ab.
»Hester und ich haben unsere Arbeit wohl doch nicht so gut gemacht, wie? Aber jetzt, nachdem es
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