Der Fluch Der Bösen Tat
zu.
»Das letzte Mal hab ich den alten Knaben an Weihnachten gesehen. Ich hab keinen Wagen, und er auch nicht. Aber mein Nachbar ist in die Richtung gefahren und hat mich mitgenommen. Unser Vater hat sich nicht verändert. Er ist der gleiche elende alte Teufel wie eh und je. Keine Ahnung, wie Dilys es bei ihm aushält. Sie kommt manchmal bei uns vorbei, wenn sie zum Einkaufen in Bamford ist. Diese Frau, bei der sie putzt, Mrs. Aston, nimmt sie immer mit in die Stadt. Dilys hat sich auch nicht verändert«, sinnierte Young Billy.
»Sie war schon immer ein großer Tölpel. Aber eine gute Arbeiterin, schätze ich.« Die letzten Worte fügte er hinzu, damit Markby nicht auf den Gedanken kam, er wäre illoyal. Markby kam nicht auf derartige Gedanken. Er war realistisch. Man kann sich seine Freunde aussuchen, aber nicht seine Verwandten, wie es so schön heißt. Die arme Dilys schien seltsam ungeliebt in ihrer Familie.
»Ich war vor vielen Jahren schon einmal in Lower Stovey«, sagte er im Konversationston.
»Damals haben wir eine Serie von Vergewaltigungen untersucht, die sich in den Wäldern der Gegend ereignet hatten.« Young Billy blinzelte in den Himmel hinauf und dann Markby an.
»Das war die Sache mit dem Kartoffelmann, richtig?«
»Ja. Wie ich sehe, erinnern Sie sich daran.«
»Meine Frau hat mir davon geschrieben. Es stand in sämtlichen Zeitungen, schrieb sie. Lower Stovey war für eine Weile richtig berühmt!« Young Billy kicherte rau.
»Hat Ihnen davon geschrieben? Wo waren Sie denn damals?«
»Unterwegs. Auf der See.«
»Was?«, rief Markby völlig überrascht.
»Ich hab damals auf Frachtern gearbeitet. Ich hab gerne auf Frachtern gearbeitet, wissen Sie? Ich bin gerne auf See. Lizzie hat mir alles über die Geschichte geschrieben, und ich hab den Brief bekommen, als wir die Inseln über dem Winde angelaufen haben. Wir haben dort Bananen geladen. Millionen von Bananen.« Young Billy hielt inne und grübelte über jene verlorene Periode in seinem Leben.
»Ich war gern auf See, aber meiner Lizzie hat es nicht gefallen. Sie wollte nicht, dass ich so viel unterwegs bin. Als ich damals aus Lower Stovey weggegangen bin, bin ich in eine möblierte Mansarde bei Lizzies Eltern gezogen. So hab ich Lizzie kennen gelernt. Wir haben mit achtzehn geheiratet, genau wie mein Dad und meine Mum damals. Aber wir waren glücklicher als die beiden, Gott sei Dank! Wir haben inzwischen unsere Rubinhochzeit gefeiert. Nicht schlecht, wie?« Markby stimmte ihm zu, während er sich fragte, ob er und Meredith jemals ein Jubiläum feiern würden.
»Wie dem auch sei, ich hab aufgehört, zur See zu fahren, weil Lizzie es nicht mochte«, berichtete William Twelvetrees weiter.
»Ich bin an Lind gekommen und hab mir eine Arbeit im Steinbruch gesucht. Ich arbeite immer noch im Steinbruch, als Nachtwächter, aber nicht mehr Vollzeit heutzutage. Es macht mir nichts aus. Dadurch hab ich mehr Zeit für meinen Garten.« Während seiner Zeit auf See hatte Young Billy wahrscheinlich gelernt, wie man Dinge ordentlich in beengten Räumen verstaut. Vielleicht erklärte das seine geniale Ausnutzung des winzigen Gartens. Und es eliminierte ihn als Tatverdächtigen im Fall des Kartoffelmanns.
»Das wäre alles«, sagte Markby schwer.
»Ich danke Ihnen. Ich überlasse Sie jetzt wieder Ihrem Garten.« Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Trotzdem war er irgendwie auf der richtigen Fährte, das spürte er im Blut. Er konnte nur noch nicht sehen, wohin sie führte. Es würde schwierig werden, doch er musste erneut mit Linda Jones reden.
Der Zug schaukelte langsam aus London heraus. Meredith saß eingequetscht in einer Ecke neben einem verschwitzten jungen Mann, der in einem Taschenbuch las. Die Umschlagillustration zeigte Menschen in einer mystischen Vergangenheit, als Kleidung entweder aus Lumpen oder kunstvollen Rüstungen bestanden und es noch keine schicke Freizeitmode gegeben hatte. Der junge Mann las Kaugummi kauend in seinem Buch und atmete gleichzeitig durch den Mund, kein leichtes Unterfangen. Meredith hatte versucht, ihn zu ignorieren und sich auf das Kreuzworträtsel in ihrem Evening Standard zu konzentrieren, doch das erwies sich als unmöglich, weil sie die Arme nicht bewegen konnte. Genauso wenig wie die Beine, die zwischen der Außenwand des Zuges und den riesigen Stiefeln einer langbeinigen, energisch aussehenden jungen Frau gefangen waren. Die junge Frau las ebenfalls, Captain Corelli’s Mandolin. Der vierte Insasse des
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