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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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ausgereicht hätte, um sich damit die Zähne zu putzen. In einem winzigen Beet an der Seite standen rote Miniaturtulpen wie Wachsoldaten. Das Beet war so schmal, dass es eher aussah wie eine Reifenspur. Neben der Haustür stand eine griechische Amphore von der Größe einer Milchflasche mit einer Miniaturrose darin. Auf der anderen Seite hockte ein kleiner grüner Keramikfrosch. Markby fühlte sich wie Gulliver unter den Liliputanern.
    Die Tür wurde, wenig überraschend, von einer winzigen, gepflegt erscheinenden Frau mit einer makellosen Frisur geöffnet. William, so beschied sie Markby, war hinten im Garten. Markby wurde eingeladen, durch das Haus nach hinten zu gehen.
    Inzwischen genauso neugierig auf den hinteren Garten wie auf den Gärtner durchquerte Markby den Flur und die ebenso winzige wie erstaunlich aufgeräumte und saubere Küche. Die Hintertür führte nach draußen in den Patio – zumindest gewann Markby den Eindruck, dass es einen Patio darstellen sollte. Er war nicht viel größer als der Vorgarten, doch offensichtlich entstammte seine Gestaltung der gleichen Hand. Er war etwa vier Gehwegplatten lang und drei breit. Auf den Platten standen zwei wenig bequem aussehende weiße Gartenstühle aus Plastik. Der Rest des Gartens war in makellos gehackte, unkrautfreie Beete aufgeteilt, jedes einzelne von Handtuchgröße. In jedem Beet steckte ein winziges Schild, auf dem zu lesen stand, welche Gemüsesorte in Kürze die ersten Triebe durch das Erdreich ans Licht schieben würde, mit Ausnahme eines einzigen Beetes, in dem in mathematisch genauer Ausrichtung Zwiebeln wuchsen. An der am weitesten vom Haus entfernten Stelle, die Markby mit einem halben Dutzend großer Schritte erreichte, war ein Mann damit beschäftigt, sechs Bambusstäbe sorgfältig zu einer Art Wigwam-Gestänge zusammenzufügen.

    »Für die Bohnen«, informierte er Markby, als der Besucher näher gekommen war.
    »Wenn ich sie gepflanzt kriege, heißt das. Im Augenblick sind sie noch unter Glas, und ich warte darauf, bis ich die Setzlinge ziehen kann.«
    Markby vermutete, dass mit
    »unter Glas« das schuhkartongroße Frühbeet gemeint war. Selbst der einfallsreiche Young Billy – oder William, wie seine Frau ihn nannte – hatte noch keinen Weg gefunden, wie man ein richtiges Treibhaus in dem winzigen Garten unterbringen konnte. Wenn er genügend Zeit hatte, würde er es wahrscheinlich eines Tages tun. Es war eigenartig, einen Mann von mehr als sechzig Jahren mit dem Attribut
    »jung« zu versehen, doch Markby bemerkte rasch, warum die Leute es für notwendig erachteten. Young Billy Twelvetrees besaß eine verblüffende Ähnlichkeit mit seinem Vater Old Billy. Er war genauso klein und stämmig und noch immer muskulös, wohingegen Old Billys Muskeln mit den Jahren geschwunden waren. Auch besaß er die wettergegerbte Haut, die ein Leben an der frischen Luft verriet. Es sah aus, als hätte er ständig nur draußen gearbeitet. Auf dem Kopf hatte er eine abgerissene Mütze, und rings um den Hutrand zeigte sich ein schmaler Streifen schlohweißer Haare. Er trug eine alte, saubere, regendichte Bomberjacke über einem selbst gestrickten Pullover. Seine Hände, mit denen er die Bambusstangen zusammenband, waren groß und knotig.

    »Gute Idee«, sagte Markby mit einem Nicken in Richtung der Bohnenstangen. Er hielt dem Mann seinen Dienstausweis hin.
    »Was dagegen, wenn wir uns kurz unterhalten?«
    Young Billy blinzelte Markbys Dienstausweis aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Ich hab meine Brille nicht da«, sagte er schließlich.
    »Sie müssen mir schon erzählen, was da draufsteht.«
    »Da steht drauf, dass ich Superintendent Markby von der
    Regional Serious Crimes Squad bin.«
    »Oh, aha«, machte Young Billy, immer noch mit der Schnur beschäftigt, die sein Wigwam zusammenhalten sollte.
    »Sie kommen aus Lower Stovey, wenn ich recht informiert bin? Sie sind der Sohn von Old Billy Twelvetrees, nicht wahr?«
    »Oh. Aha. Als Junge bin ich dort aufgewachsen. Ich wohn seit über vierzig Jahren nicht mehr dort.«
    »Wir ermitteln wegen gewisser Vorfälle in Lower Stovey.«
    »Eine Frau wurde erstochen. Hab davon gehört.«
    »Ja. Besuchen Sie gelegentlich Ihre Familie dort?«
    »Nein. Gibt keinen Grund dazu.« Young Billy schüttelte den Kopf.
    »Sie besuchen Ihren Vater und Ihre Schwester nicht?«, fragte Markby.
    »Die?« Young Billy machte zufrieden den letzten Knoten auf die Schnur um seine Bambusstangen und wandte sich seinem Besucher

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