Der Fluch Der Bösen Tat
sind nach oben gegangen. Zuerst war es echt cool.«
»Daran ist nichts ›cool‹!«, schimpfte ihre Mutter.
»Das ist abscheulich!«
»Wann?«, fragte Pearce.
»Wann haben Sie und Stubbings Ihr letztes Rendezvous im Turm gehabt?« Cheryl starrte ihn verdutzt an wegen des Wortes und wollte wissen, ob es bedeutete, dass man es zusammen machte.
»In deinem Fall wahrscheinlich, ja«, erwiderte Pearce ungerührt.
»Ooh, geil!«, krähte Cheryl.
»Ist das der Grund, aus dem Sie Inspector geworden sind? Weil Sie so schöne lange ausländische Wörter kennen?«
»Bleib beim Thema, Cheryl«, kam Ginny Holding Pearce zu Hilfe.
»Das letzte Mal, dass Norman und ich uns in der Kirche getroffen haben – dass wir ein Rendezvous hatten –, war, bevor die alte Frau erstochen wurde. Wenigstens zwei Wochen vorher. Wir haben es nicht mehr im Kirchturm gemacht. Evie war misstrauisch geworden, und es wurde immer schwieriger für Norman, sich wegzuschleichen. Er meinte, wir sollten uns an anderen Stellen treffen und nicht mehr in den Turm gehen, wie das Leute machen, die beobachtet werden. Ich hatte nichts dagegen, weil es im Turm langweilig geworden war. Ich meine, zuerst war es natürlich geil, aufregend, Sie wissen schon. Aber nach einer Weile hatte ich die Nase voll davon, auf dem Friedhof rumzuhängen zwischen all den Gräbern und auf ihn zu warten, und wenn ich reinkonnte, war es noch schlimmer. Es macht überhaupt keinen Spaß, so ganz allein in einer leeren Kirche zu sitzen mit all den Steinfiguren, die einen dauernd anstarren. Es hat mir nichts ausgemacht, wenn Norman dabei war, aber so ganz allein … es war unheimlich, ehrlich. Norman meinte, ich müsste keine Angst haben und er würde sich einen anderen Treffpunkt einfallen lassen.«
»Hat er?«
»Ja. Norman ist schlau. Er hat den alten Schuppen auf dem Parkplatz aufgetan.«
»Und dort hab ich die beiden gestern Abend überrascht!«, sagte Mrs. Spencer.
»Ich wusste, dass sie wieder mal was im Schilde führte. Ich hab gehört, wie sie in ihr kleines Telefon gemurmelt hat. Sie hat dieses Ding ständig am Ohr, wirklich ständig. Am Klang ihrer Stimme hab ich gehört, dass sie nichts Gutes im Schilde führte, so aufgeregt, wie sie geflüstert hat. Ich bin ihr gefolgt, und ich hab die beiden überrascht. Norman ist weggerannt, der kleine Feigling. Ich hab unsere Cheryl dazu gebracht, mir alles zu erzählen. In der Kirche, stellen Sie sich das vor! Dann dachte ich, dass wir herkommen und der Polizei alles erzählen sollten, weil in dieser Kirche jemand erstochen wurde und die Polizei ermittelt und so weiter. Evie ist eine gehässige Kuh – nicht, dass sie nicht allen Grund dazu hätte. Gut möglich, dass sie Ihnen erzählt, sie hätte Cheryl gesehen, wie sie in die Kirche gegangen ist. Nur um ihren Kerl wieder für sich alleine zu haben, verstehen Sie?«
»Es war richtig von Ihnen, Mrs. Spencer, und von dir, Cheryl, herzukommen.« Cheryl zog einen neuen Streifen Kaugummi aus der Tasche und wickelte ihn aus. Sie schob ihn in den Mund und bemerkte kauend:
»Norman wird das überhaupt nicht gefallen, so viel weiß ich.« Mrs. Spencer pflichtete ihrer Tochter blutrünstig bei. Nein, Norman Stubbings würde das nicht gefallen. Nicht ein Stück. Pearce kehrte zu Markby zurück und informierte seinen Boss, dass das Geheimnis um das Pärchen gelöst war, das sich im Turm zu seinen Schäferstündchen getroffen hatte. Wie es schien, hatte es nichts mit Hester Millars Tod zu tun.
»Als Hester umgebracht wurde, haben Stubbings und das Mädchen sich schon seit zwei Wochen nicht mehr im Turm getroffen. Sie gingen stattdessen in irgendeinen alten Schuppen. Die Mutter von Cheryl, Mrs. Spencer, ist ein richtiges altes Schlachtross. Wenn wir Norman Stubbings mit einem Messer im Rücken finden, dann wissen wir jedenfalls, wer es getan hat!«, schloss Pearce seinen Bericht. Hinterher fuhr er hinaus nach Lower Stovey, um dem Wirt des Fitzroy Arms eine ziemlich unbequeme halbe Stunde zu bereiten.
Es war immer angenehm, wenn man lose Enden verknüpfen konnte, und Pearce fuhr in guter Laune nach Hause. Tessa hatte ebenfalls gute Laune, und sie erwies sich als überraschend kooperativ, als er sie fragte, ob sie Lust hätte, ein paar diskrete Erkundigungen bei ihrer kleinen Schwester bezüglich Becky Jones einzuholen. Tatsächlich war sie erschreckend begierig, ein wenig Detektivarbeit zu leisten, wie sie es nannte. Pearce befürchtete, dass sie sich hinreißen lassen würde, und
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