Der Fluch Der Bösen Tat
und kramte in ihrer Tasche. Sie zückte ein Mobiltelefon.
»Der alte Bursche ist sicher um die neunzig. Selbst wenn er keinen Kontakt mit Hester hatte, wird es ein Schock für ihn, von ihrem Tod zu erfahren. Ich bezweifle, dass er bereits davon gehört hat. Die moderne Welt und alles, was damit zu tun hat, enden nach Janes Worten an seiner Türschwelle. Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich Jane anrufe und zuerst ein Treffen zwischen ihr und Ihnen arrangiere. Sie kann mit Ihnen zu Dr. Fitchett gehen und Sie vorstellen. Wahrscheinlich würde er sich andernfalls weigern, Sie zu empfangen, und es ist bestimmt besser, wenn Jane in der Nähe ist, wenn Sie ihm die Nachricht vom Tod seiner Nichte überbringen.« Während sie mit ans Ohr gepresstem Handy darauf wartete, verbunden zu werden, beugte sie sich über den Tisch und flüsterte Markby zu:
»Eigentlich hasse ich es ja, wenn die Leute ihre Mobiltelefone in Pubs benutzen. Sie nicht?« Markby kicherte. Die Scampi trafen ein, während Ursula mit Jane telefonierte. Schließlich klappte sie ihr Handy wieder zu, steckte es ein und nahm das Besteck in die Hände.
»So, alles arrangiert. Ich bringe Sie gleich nach dem Essen zu Jane.«
»Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, Ursula«, sagte Markby.
»Wir wären andernfalls wahrscheinlich niemals auf diesen alten Burschen gestoßen. Wie gut, dass ich persönlich hergekommen bin, um Sie zu besuchen.«
»Kein Problem, gerne geschehen«, sagte sie, blickte von ihrem Essen auf und fixierte ihn aus ihren faszinierenden blauen Augen.
»Ich schulde Ihnen und Meredith eine ganze Menge.«
»Nein, tun Sie nicht. Wäre es taktlos von mir zu fragen, ob es in Ihrem Leben inzwischen jemand Besonderen gibt?« Sie zuckte die Schultern.
»Ich bin nicht gut im Führen von Beziehungen, fürchte ich. Ich schätze, es liegt an meiner schlechten Urteilsfähigkeit. Sehen Sie sich doch nur dieses Desaster an, das ich mit Dan hatte. Seit damals hab ich eine Reihe netter Kerle kennen gelernt, aber ich weiß einfach nicht … Vielleicht ist meine Arbeit auch nicht gerade hilfreich. Es wäre wirklich schön«, sagte sie,
»endlich einmal einen Mann kennen zu lernen, der seine Tage nicht mit Mementos an die Toten verbringt, ob es nun Knochen oder Fossilien oder irgendwelche konservierten Körperteile sind. Ich verbringe so schon eine Menge Zeit in der Gesellschaft von Knochen.« Sie seufzte.
»Dann sollten Sie sich auf keinen Fall mit einem Polizisten einlassen«, empfahl Markby ihr.
»Bevor ich Sie mit zu ihm nehme«, sagte Jane Hatton später an diesem Tag,
»sollte ich Sie warnen, dass er ein sehr gemeiner alter Mann sein kann.«
»Gütiger Gott. In welcher Hinsicht?«, fragte Markby.
Mrs. Hatton war eine pummelige junge Frau mit einem dichten Schopf krauser blonder Haare. Als Markby bei ihr zu Hause ankam, fand er sie von einer lebendigen Brut kleiner Kinder umgeben, doch diese waren bald in die Obhut eines Aupairmädchens entlassen, und man bot ihm einen Platz auf einem klapprigen, uralten Lehnsessel an, um, wie er herausfand, ihn richtiggehend zu verhören.
»Ich muss wissen, was für eine Sorte Mensch Sie sind«, sagte
Jane freimütig zu ihm.
»Bevor ich Sie zu Amyas mitnehme.« Nach einer längeren Sitzung mit Fragen und Antworten sagte sie schließlich:
»Als Ursula sagte, dass Sie Polizist sind, hatte ich schon das Schlimmste befürchtet. Aber Sie sind ein netter und intelligenter Mensch, und er wird Sie mögen. Ich bringe Sie zu ihm.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, und ich bin offen gestanden erleichtert«, antwortete er, und sie hatte herzlich aufgelacht. Das Lachen war fast augenblicklich wieder verklungen, und ernst fügte sie hinzu:
»Ich werde ihn anrufen und ihn informieren, dass wir auf dem Weg zu ihm sind. Ich muss sowieso hin, weil irgendjemand ihm sagen muss, dass seine Nichte tot ist, und ich schätze, diese Aufgabe obliegt mir. Ich bezweifle, dass er schon etwas darüber weiß.« Sie verschränkte die Hände und sah Markby in tiefem Ernst an.
»Um Ihre Frage von vorhin zu beantworten – ich meinte damit nicht, dass er mich durch die Stube jagt. Er kann allerdings sehr störrisch sein. Manchmal tut er so, als wäre er taub. Das ist er nicht. Oder er tut, als könne er sich nicht erinnern. Er kann. Er ist tatsächlich das größte alte Schwatzmaul, das ich kenne. Die Sache ist nur, nachdem er all die Jahre mehr oder weniger ganz allein in seinem Haus eingesperrt gelebt hat, sind die Dinge, über die er
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