Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
ihn nicht gefunden. Warum nicht?, fragte sich Markby ärgerlich. Natürlich war es eine schwierig abzusuchende Gegend gewesen. Wenn die Knochen durch Tiere bewegt worden waren, wie es der Fall zu sein schien, dann konnte Simon irgendwo entlang diesem alten Weg gestorben sein oder in den Wäldern zur Rechten und Linken davon. Gab es vielleicht einen anderen, unheilvolleren Grund, dass der Tote damals nicht aufgefunden worden war? Lag es vielleicht daran, dass sich jemand anders viel Mühe gegeben hatte, ihn irgendwo in Stovey Woods zu begraben? Und warum, warum verdammt hatten die Angriffe durch den Kartoffelmann damals aufgehört, genau zum Zeitpunkt von Simon Hastings’ Verschwinden?
    Endlich nahm Mrs. Hastings einen Schluck von ihrem Kaffee, und Markby konnte ebenfalls trinken.
    »Es wird eine große Erleichterung sein«, sagte sie,
    »dass ich nun endlich ein Begräbnis durchführen kann. Natürlich wusste ich im Herzen, dass er schon seit einer Weile von Jahren tot sein musste. Doch man kann nicht trauern ohne ein Begräbnis. All das, obwohl es ein Schock ist, war zugleich eine Erlösung. Ich denke, heute Nacht werde ich zum ersten Mal seit zweiundzwanzig Jahren tief und fest schlafen, Superintendent.« Die Tür zum Café öffnete sich, und zwei weitere Gäste kamen herein – zwei Frauen. Markby blickte hin und erkannte Muriel Scott und Ruth Aston. Er war sicher, dass sie weder ihn noch Daphne Hastings gesehen hatten. Die beiden Neuankömmlinge berieten sich kurz, und Muriel ging zur Theke. Ruth blickte sich nach einem freien Tisch um und bemerkte nun endlich auch, wer sonst noch im Lokal war. Sie errötete, zögerte und kam dann zu Markby und Mrs. Hastings. Sie warf einen schuldbewussten Blick auf den Superintendent und wandte sich an seine Begleiterin.
    »Mrs. Hastings? Sie kennen mich nicht – ich bin Ruth Aston, und mein Mädchenname ist Pattinson. Ich war zur gleichen Zeit Studentin wie Ihr Sohn. Es tut mir sehr Leid.«
    »Sie kannten Simon?« Mrs. Hastings’ Miene hellte sich auf.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz.«
    »Nun ja, ich bin mit einer Freundin gekommen …« Ruth deutete in Richtung von Muriel Scott.
    »Ich wollte nur mein Beileid wünschen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, meine Liebe.« Mrs. Hastings streckte eine Hand aus und legte sie auf Ruths Unterarm. Markby meinte zu bemerken, dass Ruth bei der Berührung zusammenzuckte. Überhaupt schienen ihre Nerven ziemlich blank zu liegen. Tiefe Ringe unter den Augen verrieten ihm, dass sie nicht gut geschlafen hatte. Ihre Gesichtsfarbe war kränklich blass.
    »Simon war ein brillanter Student, nicht wahr?«, sagte Mrs. Hastings. Sie wandte sich an Markby.
    »Und er war sehr beliebt. Alle mochten ihn. Als er fertig studiert hatte und zu arbeiten anfing, war er ebenfalls erfolgreich. Alles sah danach aus, als hätte er eine goldene Zukunft vor sich.« Sie verstummte unvermittelt.
    »Ja, er war ein brillanter Student«, murmelte Ruth.
    »Ich sehe, dass meine Freundin mit dem Kaffee kommt. Bitte entschuldigen Sie mich.« Sie zog sich zurück.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Daphne Hastings Sekunden später. Sie klang plötzlich sehr erschöpft.
    »Ich muss diesen Bestatter aufsuchen, Jenkins, sagen Sie?«
    »Ich bringe Sie hin«, erbot sich Markby. Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie haben mir bereits genug von Ihrer Zeit geopfert. Ich bin sicher, dass ich den Bestatter finden kann. Ist es weit von hier bis zum Market Square?«
    »Nein, er liegt am Ende dieser Straße. Wie kommen Sie zurück nach Godalming?«
    »Ich bin mit dem Zug hierher gekommen«, antwortete sie.
    »Sobald ich alles mit dem Bestatter geregelt habe, werde ich zum Bahnhof gehen. Es gibt reichlich Züge nach London in der frühen Abendzeit, wenn ich recht informiert bin.« Sie zog ihre schwarzen Lederhandschuhe über und glättete jeden Finger einzeln.
    »Sie sind eine sehr mutige Frau«, hörte Markby sich plötzlich sagen. Sie hielt mit der rhythmischen Bewegung des Glattstreichens inne und blickte auf, die Augenbrauen erhoben und das Gesicht zu einem angedeuteten Lächeln verzogen.
    »O nein, Superintendent«, sagte sie.
    »Überhaupt nicht. Sie hatten Recht, als Sie meinten, der heutige Tag wäre eine große Belastung für mich. Als dieser junge Arzt seine Aussage machte, war es zu schmerzhaft für mich, ihn auch nur anzusehen. Nicht, weil er beschrieb, wie er Simons Knochen fand, wofür ich ihm sehr dankbar bin, sondern weil er ungefähr in Simons Alter war, bevor Simon

Weitere Kostenlose Bücher