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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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übertönen. Es brauchte mehr als einen kleinen Sturm, um Dilys wachzuhalten. Sie schlief tief und fest wie ein Murmeltier. Eine weitere Windbö ratterte an den verwitterten Fensterrahmen. Billy zog sich die Bettdecke über den Kopf und erging sich in erbitterten Gedanken an Kevin Jones, bis er endlich eingeschlafen war.
    Norman und seine Frau lagen beide wach im kleinen Schlafzimmer ihrer Wohnung über dem Fitzroy Arms. Sie stritten heftig, doch in gedämpftem Tonfall, als könnte jemand ihre Worte belauschen oder als könnte der Wind sie davontragen in den nächtlichen Himmel, wo jeder sie hörte. Nach einer Weile begann Evie auf wenig attraktive Weise zu weinen und zu schniefen, und Norman forderte sie auf, mit dem Lärm aufzuhören, Herrgott noch mal!
    Sie murmelte abweisend wie jemand, der wusste, dass sein Standpunkt niemals berücksichtigt wurde:
    »Das ist alles ganz allein deine Schuld. Du hast überhaupt keinen Grund, mir einen Vorwurf zu machen! Sie werden es rausfinden!«

    »Nein, das werden sie verdammt noch mal nicht, wenn du ihnen nichts erzählst!«
    »Es ist widerlich! Auch noch in der Kirche!«
    »Es war nicht in der Kirche«, sagte Norman müde.
    »Es war
    im Turm.«
    »Der gehört ja wohl zur Kirche, oder nicht? Und dieses dumme Ding, dieses schlechte! Jung genug, um deine Tochter zu sein!«
    »Hör doch endlich auf damit!«, giftete Norman.
    »Wir hatten ein wenig Spaß, das ist alles!«
    »Sie könnte schwatzen.«
    »Sei nicht dumm. Wem sollte sie es denn erzählen?«
    »Kids prahlen nun mal gerne! Sie erzählen sich gegenseitig Dinge, die du niemals erzählen würdest, weil du kein Kind mehr bist«, sagte Evie gereizt.
    »Sex in der Kirche, das ist mit Sicherheit etwas, womit man angeben kann!« Norman wiederholte, dass sie nicht dumm sein sollte, doch er klang weniger selbstsicher als zuvor.
    »Ich rede mit ihr.«
    »Wenn du das tust«, sagte Evie mit einer Weisheit, die Norman verblüffte,
    »dann wirst du sie niemals los! Dann hat sie dich in den Klauen wie eine Katze einen Vogel. Dann weiß sie ganz genau, wie viel Angst du hast!«
    »Ich bringe es in Ordnung, glaub mir! Und jetzt schlaf endlich!«
    »Oh, sicher. Genau wie du alles andere in Ordnung gebracht hast, wie?«, lautete die sarkastische Antwort.
    »Du hast dich in jeden nur denkbaren Schlamassel gebracht, und hast du je irgendwas davon in Ordnung gebracht?«
    »Das habe ich dir doch gesagt! Es gibt nichts, womit man mich belasten könnte, absolut nichts!« Ein Schniefen und dann ein Themawechsel.
    »Hey, was wollte die Polizei eigentlich von Dilys und Onkel Billy?«
    »Woher soll ich das wissen? Wirst du jetzt endlich den Mund halten oder was?«, brüllte Norman. Evie wusste, dass der Zeitpunkt gekommen war, die Unterhaltung abzubrechen, bevor Norman seine Fäuste benutzte. Doch sie spürte auch, dass sie endlich einmal im Vorteil war.
    »Jung genug, um deine Tochter zu sein …«, murmelte sie erneut, gefolgt von:
    »… nicht die geringste Ahnung, was so ein junges Ding an einem glatzköpfigen alten Kerl wie dir findet …« Und dann, triumphierend:
    »Sex in der Kirche! Dafür kommst du in die Hölle!«
    »Dann sehen wir uns ja dort«, lautete die Antwort seitens des liebenden Ehemanns. In diesem Augenblick kippte eine Mülltonne um und rollte vom Wind getrieben über den Parkplatz vor dem Pub. Evie schrie erschrocken auf. Am nächsten Morgen war die Hauptstraße übersät mit Reet von Dächern, Zweigen, Blättern und dem Abfall aus der Mülltonne. Der Rest lag verstreut auf dem Parkplatz vor dem Fitzroy Arms. Norman benötigte alles in allem eine gute Stunde zum Kehren. Drüben auf dem Kirchhof war der Steinengel noch schiefer als zuvor. Doch der Sturm hatte aufgehört, und in der darauf folgenden Stille fragten sich die Bewohner von Lower Stovey, was als Nächstes kommen würde.
    Angesichts der Umstände hätte die Gerichtsverhandlung zur Feststellung der Todesursache von Simon Hastings eine Routineangelegenheit sein sollen, besucht von einer Hand voll betroffener Parteien, und nur wenige Minuten dauernd. Doch Lower Stovey war nach Hesters Tod in den Medien. Die Presse, die eine Story witterte, tauchte in Scharen auf, hauptsächlich lokale Zeitungen, doch es gab auch Vertreter von wenigstens zwei nationalen Boulevardblättern und einer überregionalen Tageszeitung. Die Journalisten hatten ihre Hausarbeiten gemacht, wie Markby rasch herausfand, und die zweiundzwanzig Jahre zurückliegenden Berichte über die Vergewaltigungen

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