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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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das nicht akzeptieren«, flüsterte Jørgensen. »Ich werde es nicht so ohne weiteres hinnehmen, daß man drei Milliarden gute Exportkronen zum Fenster rauswirft.«
    Carl Bang sah ihn an. Es war ja nur eine Kleinigkeit, aber er verbarg seinen Ärger.
    »Es ging nur um eine allgemeine Information. Das ist kein Regierungsprojekt.«
    »Hören Sie zu, Bang! Meine Partei gehört zwar nicht zur Koalition, aber wir dulden die Regierung. Und wenn Sie glauben, ich wäre damit einverstanden, daß ein wichtiger Arbeitsplatz …«
    Bang konnte es sich nicht verkneifen, zu lächeln und zu sagen: »Eine Meierei in Ihrem Wahlkreis …«, aber Johannes Jørgensen überhörte die dreiste Bemerkung geflissentlich und fuhr fort: »… wegen einer kleinen, lächerlichen, sinnlosen Demonstration verschwindet, dann kennen Sie mich schlecht.«
    Carl Bang blickte ihn an, als kennte er den populistischen Politiker nur allzu gut. Diesen Typ, der gern auf Sachlichkeit pochte und ein paar politische Sommerballons steigen ließ, um ins Fernsehen zu kommen.
    »Das ist kein Regierungsprojekt, Jørgensen. Wir können nichts tun.«
    »Und es geht nicht nur um Feta. Im Augenblick herrscht im Handelsverkehr ein gutes Klima. Es ist ein Markt mit großer Zukunft. Es gibt keinen Grund, daß wir zu Europas Pimpfen degradiert werden.«
    »Sie wissen, daß wir den kritischen Dialog fortzusetzen wünschen. Und ich wiederhole: Es handelt sich um eine private Veranstaltung. Die Regierung ist darin nicht verwickelt.«
    »Und von der Regierung will sie keiner treffen?«
    Carl Bang hielt einen Moment inne.
    »Es handelt sich um eine private Veranstaltung. Wir können nichts tun. So oder so. Es ist nicht unsere Aufgabe«, sagte er.
    »Lassen Sie sich was einfallen, Staatsminister. Diese Sache ist mir eine Herzensangelegenheit.«
    »Ich werde sehen, was sich tun läßt. Jetzt muß ich mich aber beeilen.«
    Johannes Jørgensen nickte kühl und blickte Bang und Svendsen hinterher, wie sie den Flur hinuntereilten.
    Carl Bang besprach die dringendsten Dinge mit Svendsen, und als er endlich in seinem Arbeitszimmer allein war, wählte er Tagesens Durchwahlnummer bei Politiken. Sie waren alte Studienfreunde aus Århus. »Freunde« war vielleicht zuviel gesagt, aber immerhin trafen sie sich doch regelmäßig und unterhielten sich gut über Politik und Bücher. Sie freuten sich beide, daß es ihnen bisher gut ergangen war im Leben, auch wenn sich der eine die Medien und der andere die Politik ausgesucht hatte. Zwischen ihnen herrschte die unausgesprochene Überzeugung, daß sie keine Gegner waren, sondern daß verantwortungsvolle Medien und die Politiker in Christiansborg eine Symbiose eingingen, die der Grundpfeiler der Demokratie war. Daß sie gegenseitig voneinander abhängig waren. Das Land war klein, es war unausweichlich, daß sich die Macher in Medien, Verwaltung und politischem System mehr oder weniger intim kannten.
    Es war Tagesens Geheimnummer, und er war selbst am Apparat. Sie tauschten ein paar Höflichkeitsfloskeln über den Sommer und die hohen Temperaturen aus, fragten nach Gattinnen und Kindern und beklagten sich ein wenig darüber, daß beschäftigte Männer wie sie schuften und rackern mußten, während die anderen das süße Leben am Strand genossen.
    Dann sagte Bang: »Es gibt da noch eine Kleinigkeit, über die ich mit dir sprechen wollte.«
    »Nur zu, Carl.«
    »Der Besuch dieser Schriftstellerin. Könnte der vielleicht abgesagt werden? Oder zumindest auf einen späteren Zeitpunkt verschoben?«
    Tagesen war sofort auf der Hut, und die Freundlichkeit verschwand aus seiner Stimme.
    »Warum denn das?«
    »Es gibt Leute, die diesen Besuch nicht für wünschenswert halten. Und du weißt, in der gegenwärtigen politischen Lage brauche ich … besonders wenn wir an Bosnien denken und die dänischen Soldaten, die da hin sollen. Es muß absolute Priorität haben, daß wir eine breite Mehrheit bekommen, die dahintersteht. Da sollte keine Parteipolitik im Wege stehen. Wie du ja selber in deinem Leitartikel schreibst, nicht?«
    »Das habt ihr im Ausschuß besprochen!« Tagesens Stimme klang zornig. Er hatte Svendsen in aller Vertraulichkeit informiert und darauf aufmerksam gemacht, daß diese Sache nicht unbedingt weitergegeben zu werden brauchte. Das Folketing hatte Sommerpause, so daß alle Möglichkeiten bestanden, daß das Ganze ohne größere Debatten seinen Gang gehen konnte. Aber Bang war nervös geworden. Allzu oft schon hatte das Folketing die Regierung

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