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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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bestimmt ist, Torsten«, sagte er und beugte sich über den Tisch.
    »Sprich«, sagte Torsten und legte demonstrativ seinen Kugelschreiber hin.
    »Du kennst doch diese Sara Santanda, die zum Tode verurteilt wurde, nicht wahr?«
    Torsten Hansen nickte und nahm einen Schluck Bier.
    »Sie kommt nach Dänemark.«
    »Sie versteckt sich doch in London.«
    »Eben. Aber jetzt müssen wir also dafür herhalten. Ich versteh nicht, wieso ausgerechnet Dänemark für eine sinnlose Demonstration mißbraucht werden soll.«
    Torsten Hansen schnitt sich ein Stück Käse ab. Er wußte, daß das hier eine gute Geschichte war, und er war erfahren genug, um den Mund zu halten und Johannes Jørgensen reden zu lassen. Jørgensen hatte ihm schon einmal eine gute Story vermittelt. Die war auch nicht fürs Protokoll bestimmt gewesen und war trotzdem absolut wasserdicht gewesen. Jørgensen war eine gute Quelle. Ein etwas frustrierter Politiker, der zwar Einfluß hatte, sich aber übergangen fühlte, als Bang kürzlich das Kabinett neu geordnet hatte. Die Presse lebte von solchen Typen. Daß es immer einen gab, der mit irgend etwas herausrücken wollte. Torsten konnte an einer Hand abzählen, daß es hier um ein Thema der gestrigen Ausschußsitzung ging, aber das würde Jørgensen nie sagen. Jørgensen rechnete damit, daß sich Hansen das denken konnte und also wußte, daß die Informationsquelle verläßlich war.
    Johannes Jørgensen nahm noch ein Schlückchen Bier, ehe er leise fortfuhr: »Ich halte das für keine gute Idee. Die Handelsbilanz ist nicht mehr so gut. Es gibt keinen Grund, einen anderen Staat zu ärgern, der ein guter Handelspartner ist und potentiell ein noch besserer werden kann. Und dann wegen einer Ausländerin, die einen Roman von zweifelhafter literarischer Güte geschrieben hat, soweit ich gehört habe. Und den im übrigen kein Mensch gelesen hat!«
    »Wann soll sie kommen?«
    »In Kürze. Ich weiß nicht. Die Politiken hat sie eingeladen. Aber natürlich sind es wieder mal die Steuerzahler, die für die Sicherheit zahlen dürfen. So ist es ja immer. Aber alle Beteiligten versuchen es geheimzuhalten. Und das ist in einer demokratischen Gesellschaft an sich schon falsch. Deshalb erzähle ich es dir auch.«
    Johannes Jørgensen lehnte sich zurück.
    »Und dann gibt’s ja auch noch den Feta-Käse, oder? Ist nicht die Meierei in deinem Wahlkreis davon abhängig?«
    Jørgensen beugte sich wieder vor und sagte, ohne die Stimme zu senken: »Man muß alle Religionen respektieren. Auch die der Mohammedaner. Auch sie haben das Recht, sich gegen Gotteslästerung zu schützen. So wie wir Christen auch. Natürlich distanziere ich mich von dem Todesurteil. Ist doch klar. Willst du noch Käse? Ein Bier?«
    Torsten Hansen schüttelte den Kopf.
    »Was ist mit einem offiziellen Kommentar? Vor der Kamera?«
    Johannes Jørgensen schüttelte den Kopf.
    »Heute nicht. Heute bekommst du erst mal die Information. Wenn sie sich bestätigt, stelle ich mich zur Verfügung … aber …«
    »Aber dann kriegen sie die andern auch?«
    »Genau.«
    »Morgen?«
    »Selbstverständlich habe ich morgen als Mitglied des Außenpolitischen Ausschusses eine Meinung zu der Sache, wenn ihr sie weiterverfolgen wollt.«
    Torsten Hansen erschien das korrekt. Heute abend konnte er die Geschichte exklusiv als reine Nachricht haben und morgen zu den Parteien gehen, denn da hatte er ja auch noch Dienst. Wenn man jetzt anfing herumzutelefonieren, kämen einem die Kollegen fix auf die Spur. Es war besser, in den 18.30-Uhr-Nachrichten die Neuigkeit als solche zu bringen und dann zu schauen, ob man daraus für die 21-Uhr-Nachrichten eine größere Sache mit ein paar Kommentaren machen konnte. Es war jedenfalls eine prima Story. Die Santanda war nie zuvor aufgetreten. Reuter und CNN würden sich sofort auf die Geschichte stürzen. Aber er wäre der erste. Und selbst nach so langer Zeit in der Branche: Eine Exklusivnachricht brachte jedesmal ein gutes Gefühl im Magen.
    In ein paar Stunden würde die ganze Welt wissen, daß sich Sara Santanda Dänemark als Ort auserkoren hatte, um den verrückten Mullahs und ihrem barbarischen Todesurteil die Stirn zu bieten. Wenn die Veröffentlichung dazu führte, daß sie einen anderen Ort wählte, könnte er damit problemlos leben. Er wußte, daß es eigentlich Jørgensens Geschäft war. Aber er war nicht Journalist geworden, um die Dinge geheimzuhalten. Das hier war eine gute Story, und es war seine.

5
    VUK SAS ALLEIN an einem Tisch in

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