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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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erinnerte. Es war in vielerlei Hinsicht eine schöne Zeit gewesen. Die Fronten waren klarer, die Spielregeln einfacher, und Per hatte immer das Spiel der Katze mit der Maus geliebt, auch wenn die Maus hin und wieder die Rollen vertauscht hatte. Jetzt waren sie weder Freunde noch Feinde, sondern eine Art Partner in dieser großen verworrenen und zerrissenen Zeit nach dem kalten Krieg, und sie unterhielten sich fast wie alte Bekannte. Trotzdem hatten sie die Vorsicht und die Umschweife noch im Blut. Allein der Kleinigkeit, daß Igor auf dem schwer abzuhörenden Mobiltelefon angerufen hatte und nicht zu Hause oder im Büro, konnte Per entnehmen, daß er eine alte Schuld begleichen oder einen neuen Wechsel ausstellen wollte, der später eingelöst werden konnte. Das war in Ordnung. So lauteten die Spielregeln ja nach wie vor.
    »Es freut mich zu hören, daß es den Jungen gutgeht, Igor«, sagte Per. »Gehen wir ein bißchen spazieren?«
    Sie gingen auf die Mole hinaus. Es war ein herrlicher Tag. Schweden zeichnete sich deutlich auf der anderen Seite des Sundes ab. Es war ein Bild wie auf einer Ansichtskarte, ein Küstenmotorschiff stach in den Öresund, und einige weiße und bunte Segel blähten sich im frischen Wind. Er sah auch einen dieser flachen russischen Prahme, die mittlerweile die dänischen Fahrwasser befuhren. Sie unterboten die Frachtgebühren, und nach Pers Überzeugung war es nur eine Frage der Zeit, bis einer von ihnen unterging. Sie waren für die ruhigen, breiten Flüsse Rußlands gebaut und nicht für die See. Früher hätte er den KGB verdächtigt, sie als Vorwand für Spionage zu gebrauchen, aber er wußte, daß sich bloß arme Seeleute auf der Jagd nach ein bißchen harter Valuta an Bord befanden, samt einer gehörigen Anzahl von Schmugglern. Es gab zwei von ihnen. Wolga-Balt, die mit Stückgut, Futter und Dünger fuhr, und Wolga-Nefti, die Öl transportierte. Das Meer changierte von Blau bis Grün und duftete frisch und sauber. An so einem Tag kriegte man Lust, mit einem alten Kutter hinauszufahren und mit den Jungs Dorsch zu fischen, dachte Per. Und hinterher aß man Labskaus oder gebratenen Aal und Rahmkartoffeln und trank Bier und Schnaps dazu.
    Igor nahm sich eine Zigarette und bot Per aus Höflichkeit eine an, obwohl er natürlich genau wußte, daß er nicht rauchte.
    »Was hast du für mich, Igor?«
    »Eine freundliche Warnung.«
    Per dachte schnell nach. Soweit er unterrichtet war, hatte Dänemark in Rußland keine Geheimaktionen zu laufen. Vielleicht verfolgte der MND die eine oder andere Sache im Baltikum, aber er war lange nicht so aktiv wie die Schweden. Wovor wollte Igor ihn also warnen, wovon hatten sie Wind bekommen, was wollten sie stoppen, ehe es öffentlich bekannt wurde?
    Per konnte sehen, daß Igor seinem Gedankengang folgte. Wahrscheinlich kannten sie sich schon zu lange.
    »Es ist nicht das, was du denkst«, sagte der Russe. »Es geht um Sara Santanda.«
    Per blieb stehen und sah Igor an.
    »Was hat das mit Rußland zu tun?«
    »Die russische Mafia erledigt den Auftrag für die iranische Regierung. Davon sind wir überzeugt. Sie haben den Auftrag einem Berufskiller übertragen.«
    »Wem, Igor?« sagte Per, der nicht zu fragen brauchte, woher Igor wußte, daß er mit dem Fall beauftragt war. Beobachten und gut unterrichtet sein war das A und O auf beiden Seiten.
    »Das wissen wir nicht. Aber wir glauben nicht, daß er aus dem Milieu kommt. Er ist kein Russe. Sondern aus Ex-Jugoslawien. Wahrscheinlich Serbe, aber die Schuld wird einem fanatischen Muslim in die Schuhe geschoben. They found a fallguy. «
    »Das ist ein bißchen mager«, sagte Per, ohne es ernst zu meinen.
    »Komm, laß uns gehen«, sagte Igor, und sie gingen weiter bis ans Ende der Mole.
    »Es ist eine freundliche Warnung«, sagte Igor wieder.
    »Ich glaube, du hast mehr auf dem Herzen, Igor.«
    »Ich habe keine Beweise, Per.«
    Per lachte. »Wir sind hier nicht im Gerichtssaal. Wann haben du und ich in unserer Branche jemals Beweise gebraucht, zum Teufel?«
    Kammarasow lachte ebenfalls und warf seine Zigarette ins Wasser. Der Filter schaukelte auf den kleinen Wellen.
    »Du erweist mir einen Dienst«, sagte Per. »Ich schulde dir was. Ich schmeiße die nächste Runde.«
    Kammarasow zog ein Schwarz-Weiß-Foto aus der Innentasche. Es war eine 15x20-Aufnahme, die Krawtschow in Berlin zeigte. Toftlund studierte Krawtschows Gesicht, das deutlich und klar getroffen war. Er sprach mit einem anderen Mann vorne rechts im

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