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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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Innenstadt abgestiegen.«
    Jytte Vuldom blies den Rauch von ihm weg. Sie war heute rücksichtsvoll. »Ohne Personenbeschreibung ist er unmöglich zu finden«, sagte sie.
    »Ich brauche mehr Ressourcen.«
    Vuldom beugte sich etwas vor. Sie war diskret und sorgfältig geschminkt und sprach ruhig, ohne die Stimme zu heben. »Per. Laß es mich wiederholen. Wie die Dinge stehen, wird die Autorin von keinem Regierungsvertreter empfangen. Es ist keine Staatsangelegenheit.«
    »Wir haben die Pflicht, sie zu beschützen.«
    »Ganz klar, aber vor kurzem waren Justizminister und Staatsminister hier, um die Sicherheit des kommenden EU-Gipfels zu diskutieren. Das ist eine Staatsangelegenheit, und zwar eine sehr wichtige, Per. Vielleicht könnten also die neuen Informationen Anlaß zu Überlegungen geben? Eine Denkpause?«
    »Dem werden sie nie zustimmen«, sagte Per und dachte sowohl an Lise als auch an Tagesen. Sie waren fest entschlossen, gemeinsam mit Sara Santanda den Besuch durchzuführen.
    »Na, gut«, sagte Vuldom. »Dann müssen wir halt sehen, welche Mittel wir übrig haben. Denn natürlich tun wir, was in unserer Macht steht, damit alles glattgeht.«
    »Okay. Ich schau, was ich tun kann.«
    Jytte Vuldom lächelte.
    »Und das wäre, Per?«
    »Hilfe von den Russen bekommen, wenn du’s mir erlaubst. Igor kann noch viel mehr herausbekommen. Wenn er will …«
    Per sah sie aufmerksam an. Er sah ihr an, daß sie genau verstand, worauf er hinauswollte, aber der Vorschlag sollte von ihr kommen, falls es später zu Komplikationen käme. Er wollte sich den Rücken freihalten.
    »Igor. Unser alter Freund«, sagte sie.
    »Er hält sich zurück. Also, ich hab gedacht …«
    »Ich weiß, woran du gedacht hast, Per. Ist schon in Ordnung. Du kannst die verdammte Datei benutzen. Aber das bleibt unter uns.«
    »Gut«, sagte Toftlund erleichtert.
    Sie drückte die Zigarette aus und lehnte sich zurück.
    »Also kein Grund, die Sache zu Protokoll zu nehmen, oder?«
    »Nein, nein, da lassen wir keinen reingucken«, sagte Per.
    Er fuhr zum Politiken-Gebäude. Das ist noch mal gutgegangen, dachte er. Mit Erlaubnis der gnädigen Frau konnte er Kammarasow noch einmal kontaktieren, aber ohne daß sie einen Bericht schreiben mußten. Es gehörte also nicht zu den Fällen, von denen nach Vuldoms Meinung der parlamentarische Kontrollausschuß unterrichtet werden mußte. Wenn es gutging, war sowieso alles in Butter. Und wenn es schiefging, existierte die Sache offiziell gar nicht. So operierten Toftlund und Vuldom am liebsten, wenn Feuer unterm Dach war.
    Er entdeckte Lise, die an der Schwingtür von Politiken wartete. Sie sah zum Anbeißen aus, dachte er, mit ihrem hellen Haar, den Jeans und der Bluse in klaren Farben unter der kurzen Jacke. Er freute sich auf einmal riesig darauf, mit ihr zusammenzusein. Er traf einen raschen Entschluß und wußte im selben Augenblick, daß er damit eine Schwelle übertreten und in ihrer Beziehung einen Schritt weiter gehen würde. Er langte mit dem Arm über den Vordersitz und öffnete die Beifahrertür, und Lise setzte sich hinein und gab ihm ohne Rücksicht auf das hupende Auto hinter ihnen einen langen Kuß.
    » Hola, mi amor « , sagte sie.
    »Ganz meinerseits«, sagte er und legte den ersten Gang ein. »Ich lade dich zum Essen ein, also müssen wir eben noch einkaufen.«
    »Wo essen wir denn?«
    »Bei mir.«
    »Ist das was Besonderes?«
    »Du ahnst gar nicht, wie besonders das ist«, sagte er und beschleunigte, um einen langsamen Bus zu überholen, so daß sie in ihren Sitz gedrückt wurde.
    »Fahr anständig, auch wenn du ’n Bulle bist«, schrie sie.
    Ihr ging eine Menge durch den Kopf, als sie in seiner kleinen Wohnung herumging. Was sie eigentlich von ihm dachte, ganz nüchtern betrachtet. Sie war von ihm angetan, um nicht zu sagen, in ihn verliebt, aber worin eigentlich? In ihn selber – oder weil er Oles diametrales Gegenteil war? Ole war verbal, Per war physisch. Aber das konnte nicht die ganze Antwort sein. Vielleicht gab es keine Antwort. Vielleicht sollte sie nicht nach etwas suchen, sondern es einfach geschehen lassen. Die Wohnung spiegelte ihren Bewohner deutlich wider. Diesen Stadtteil hätte sie sich nie ausgesucht. Eigentlich war es hier ganz nett, wenn sie bedachte, welche Vorurteile sie gegenüber Albertslund hatte. Das Viertel bestand aus einer Reihe vierstöckiger Wohnblöcke aus gelbem Backstein mit einem gepflegten Hofareal, das von Müttern, Kinderwagen und Kindern bevölkert war. Die

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