Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
Vom Netzwerk:
Körper und vernahm das knirschende Geräusch, als ihm die Faust des Gorillas ins Gesicht schnellte. Er konnte nicht mehr.
    »Vuk. Vuk.«
    Er erkannte seine eigene Stimme nicht. Sie klang piepsig und falsch. Arm und Brust taten so weh. Sie durften ihn nicht mehr schlagen. Jetzt würde er sterben.
    »Stop. Stop. Stop«, stöhnte Krawtschow. »Nicht mehr schlagen. Vuk. Vuk. Der serbische Däne.«
    Der Schläger trat einen Schritt zurück.
    »Holt ein bißchen Wasser«, sagte er. »Der Mistkerl will reden.«

15
    PER TOFTLUND erhielt Kammarasows Anruf frühmorgens in seinem Büro. Sie verabredeten sich eine halbe Stunde später im Fadledpark. Per benachrichtigte seine Gruppe und bat sie zu einer Besprechung gegen elf Uhr. Seinem Assistenten John teilte er mit, daß er sicher einige interessante Informationen dabei hätte, die sie weiterbringen würden. Hoffentlich hatte er recht. Er konnte es nicht richtig erklären, aber er hatte bei dem ganzen Unternehmen ein ungutes Gefühl. Die Situation war ihm nicht geheuer, auch wenn er nicht genau wußte, warum, aber seiner Intuition vertraute er doch so sehr, daß es ihm niemals einfallen würde, seine Sorgen herunterzuspielen.
    Es war ein grauer Tag, der Wind rauschte in den Bäumen des Parks, als er aus seinem Auto stieg und zum Pavillon ging. Igor Kammarasow erwartete ihn schon. Er lehnte an einer Säule und rauchte eine Zigarette. Er hatte einen schönen Anzug an, einen blauen Mantel und ein diskretes Halstuch. Es fehlte nur noch der weiche Hut, dann hätte er der tragische Liebhaber aus einem Film der vierziger Jahren sein können, aber sein Gesicht war nicht unglücklich, es war von Verachtung und Ekel gezeichnet. Kammarasow bemerkte Per und richtete sich auf, aber er grüßte nicht und gab ihm nicht die Hand, als Per ihn erreichte. Sie waren allein.
    Kammarasow kam gleich zur Sache.
    »Er heißt Vuk. Oder nennt sich so. Wahrscheinlich ist der Name falsch. Nachname unbekannt. Er ist blond, blaue Augen, etwa 1,85 Meter groß, 75 Kilo schwer, muskulös, durchtrainiert. Er spricht dänisch wie ein Einheimischer. Militärische Ausbildung in der Spezialschule des jugoslawischen Bundesheeres. Die Eltern waren bosnische Serben, umgekommen im Bürgerkrieg. Euer Mann ist Scharfschütze, Heckenschütze, hat seit dem Krieg da unten etliche Tote auf dem Gewissen.«
    Igor Kammarasow redete, als lieferte er einen Bericht. Sein Gesicht war ausdruckslos, und er vermied, Per in die Augen zu blicken. Und nicht nur, weil er verlegen war. Irgend etwas war schiefgegangen, ahnte Per.
    »Mit welchen Papieren reist er? Krawtschow muß sie besorgt haben.«
    »Mit einem dänischen Paß und einem britischen. Beide sauber.«
    »Namen, Igor.«
    »Irgendwas mit ›-sen‹. Das Übliche. An den britischen konnte sich unsere Quelle nicht erinnern. Sie wurde ein wenig diffus. Es stellte sich heraus, daß das Herz nicht sehr stark war.«
    Kammarasow sah Per an, als wollte er ihn dazu bringen, nach dem Verhör zu fragen, aber Per ließ sich nicht ablenken.
    »Warum spricht er dänisch?« fragte er.
    »Willst du wissen, wie ich meine Informationen bekommen habe?«
    Per schüttelte den Kopf. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Igor sie so rasch und effektiv beschafft hatte.
    Kammarasow blickte ihm direkt in die Augen.
    »Euer Mann wurde als Sohn jugoslawischer Gastarbeiter irgendwo in Kopenhagen geboren, vermutlich 1969.«
    »Wie hießen sie?«
    »Darüber gibt’s keine Angaben.«
    »Das ist schon viel besser, Igor. Aber es gibt immer noch Löcher.«
    »Es gibt nichts mehr zu holen. Meine Quelle ist plötzlich versiegt. Aber es wird schwer sein, Vuk zu finden. Er sieht aus wie einer von euch.«
    »Was ist mit den Kontakten der Quelle?«
    »Ich glaube, das war nicht Teil der Absprache.«
    Toftlund überdachte die Lage. Vielleicht könnte er Kammarasow bitten, die Verbindungen des russischen Militärs zu den Serben zu benutzen, um die Militärpapiere dieses sogenannten Vuk zu beschaffen, aber das wäre eine langwierige Affäre, und viel Zeit hatten sie nicht, und im Grunde hatte Igor seine Schulden bezahlt. Per versuchte sich gar nicht erst vorzustellen, wie Krawtschow gestorben war und unter welchen Umständen, aber es war nicht leicht, damit zu leben. Und dieses Wissen konnte er mit keinem anderen Menschen teilen. Damit mußte er allein fertig werden.
    »Okay, Igor«, sagte Per. »Habt ihr ein Bild von dem Mann?«
    »Leider.«
    Die beiden Männer sahen sich an. Die unausgesprochene Tatsache, daß

Weitere Kostenlose Bücher