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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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fragte Vuk.
    »Selbstverständlich. Wir fahren oft auf Bestellung. Dann steht das Boot ganz zu Ihrer Verfügung«, sagte die Dame.
    »Wir haben einen kleineren Geschäftsausflug geplant, wahrscheinlich so um die zwanzig Personen«, sagte Vuk.
    »Das ist kein Problem. Wir können auch das Restaurant für Sie reservieren. Es gibt viele Unternehmen, die dieses Angebot in Anspruch nehmen. Natürlich überwiegend im Sommer, aber auch jetzt im September. Wir garantieren eine gute Fahrt. Gutes Wetter können wir leider nicht garantieren.«
    Sie lachte, und Vuk lachte mit.
    »Ich weiß, wir sind ein bißchen spät dran, aber wir hatten an den 20. September gedacht.«
    »Einen Moment, bitte.«
    Vuk wartete, bis sich die Dame wieder meldete.
    »Am 20. ist es leider nicht möglich. Wir haben schon eine andere Vorbestellung, das Fort ist den ganzen Tag reserviert. Darf es auch ein anderer Tag sein?«
    »Ich werde mich mal umhören, dann rufe ich zurück«, sagte Vuk.
    »Bitte, sehr gern.«
    Vuk bedankte sich. Er überlegte. Die Küche mußte warten. Er konnte heute abend aufräumen. Es war halb eins. Er konnte die Abfahrt um zwei noch erreichen, dann mußte er sich eben später im Hotel abmelden. Er schaute sich um. Der Hausschlüssel hing an einem Brett neben dem Telefon. Er guckte in den Kühlschrank. Er enthielt nicht viel mehr als Cola und ein altes Stück Butter, aber im Tiefkühlfach unter dem Kühlschrank lag ein Stapel tiefgekühlter Speisen und Fertiggerichte. Er brauchte nur etwas Brot, Käse, Salami und frische Butter zu kaufen. Er steckte den Schlüssel ein und verließ seinen neuen Wohnsitz.
    Anderthalb Stunden später stand er auf dem Vordeck des umgebauten, großen Kutters M/S Langø, der nach langjährigem Dienst vor den Küsten Norwegens und der Färöer nun die Strecke Nyhavn-Flakfort befuhr. Neben ihm standen zwei Väter mit ihren mittelgroßen Kindern, drei ältere Damen und ein junges Paar. Langsam tauchte vor ihnen das Flakfort wie ein Erdklumpen im Öresund auf. Die Insel war auf ganzer Länge befestigt. Über den grauen, quadratischen Steinen wuchsen Gras und Buschwerk und auf der Spitze des Forts standen die Reste der Kanonenanlagen. Für das Restaurant war ein Pavillon mit einem weißen, hoch emporragenden Dach erbaut worden. Als sie in den Hafen einliefen, sah Vuk zwei Tore, die in das Fort selbst führten. Im Hafen dümpelten drei Segelboote, und eine kleine Gruppe von Touristen wartete darauf, mit der M/S Langø nach Kopenhagen zurückzufahren. Auf dem Kutter gab es einen Aufenthaltsraum, wo aus einer kleinen Luke Bier, Sprudel und Kaffee verkauft wurde, und das obere Deck, wo man unter einem grünen Baldachin auf Bänken sitzen konnte. Es war ein grauer, milder Tag mit leichtem westlichen Wind, der Regen ankündigte. Vuk trug einen Pullover unter der Lederjacke. Seine hellen Bartstoppeln waren deutlich zu sehen. Über der Schulter hing eine Leinentasche.
    Das Restaurant pries sein Labskaus und den gebratenen Aal an. Gleich daneben lag ein kleines Geschäft, in dem Vuk eine Broschüre über das Flakfort bekam. Das Fort war auf der Vorderseite abgebildet, auf der Rückseite war ein Lageplan abgedruckt. Vuk las über die Geschichte der Festung: Errichtet 1910 bis 1916 als Küstenfort, das die Hauptstadt vor Bombardierungen schützen sollte. Eines der größten seiner Art, hatte eine Bemannung von bis zu 550 Soldaten. Es liegt auf einer Sandbank und hat eine Fläche von 30000 Quadratmetern. Vuk erfuhr, daß die künstliche Insel 23 Meter hoch ist und der Gebäudekomplex zwei Stockwerke hat. Die Munitionslager und Mannschaftsstuben, die Maschinenhalle und die Diensträume sind durch Gänge verbunden. Es war bemannt und einsatzbereit während der deutschen Besatzungszeit von 1940 bis 1945. Wurde 1968 vom dänischen Militär verlassen und war sieben Jahre ohne Aufsicht. Nach wie vor Eigentum des Verteidigungsministeriums, Betreiber ist allerdings ein Verein. Wird im Sommerhalbjahr von vielen Touristen und Seglern besucht und wird an Gesellschaften und Firmen vermietet.
    Während seiner Lektüre ging Vuk durch einen großen, gut erhaltenen und beleuchteten Gang unter dem Fort, der im Faltblatt Fortstraße genannt wurde. In die Betonwände waren neue braune Türen eingelassen, außerdem gab es Hinweisschilder für öffentliche Toiletten. Betontreppen führten zu den oberen alten Befestigungen, von wo aus Kanonen und Flakartillerie einst die schmale Straße zwischen Schweden und Dänemark geschützt hatten.

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