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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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gescheucht wurde.
    Auf einen Wink des Königs hin verschwand die Priesterin, die neben Sumelis’ ausgestrecktem Körper auf einem der Wagen wachte. Boiorix wartete, bis er mit dem Mädchen allein war, dann bückte er sich, um in Sumelis’ schlafendem Gesicht zu forschen.
    Sumelis’ Züge waren gerötet, der Mund offen und schlaff. Ein Speichelrest hatte sich im Mundwinkel gesammelt. Während Boiorix sie musterte, zuckte es kurz auf ihrer Stirn, gefolgt von einem keuchenden Atemzug. Das Mädchen hatte schon besser ausgesehen, stellte Boiorix fest und nahm sich vor, Rascil noch einmal daran zu erinnern, dass er für Sumelis schon bald Verwendung haben würde. Aber das war nicht der Grund, der ihn hatte hierhereilen lassen.
    Der Kimbernkönig erinnerte sich nicht mehr genau, wie Talia, Carans angebliche Tochter, ausgesehen hatte, nur ihre ungewöhnlich goldfarbenen Augen schwebten vage durch sein Gedächtnis. Man hatte ihm Talia einst als Braut angeboten, welche Frechheit! Boiorix hatte gewusst, dass sie eine Haushälterin auf Carans Hof gewesen war, eine Hure, die mit Atharic gelegen hatte, und so hatte er sie wutentbrannt zu ihrem Vater zurückgeschickt und nie mehr gesehen. Möglich, dass Sumelis ihr ähnlich sah. Aber das kümmerte ihn nicht. Talia war unwichtig. Wichtig war nur …
    Alte Feindschaften.
    Boiorix erinnerte sich nur zu gut an Atharics Gesichtszüge. Götter, wie oft hatte er sich gewünscht, er hätte diesen selbstgerechten Bastard getötet! Bis Nando zu ihnen gestoßen war und die Abscheu des Sohnes in Boiorix’ persönlichen Triumph verwandelt hatte.
    Atharic.
    Boiorix spuckte angewidert aus, dann konzentrierte er sich wieder auf die junge Frau. Nein, von Atharic, diesem Feigling, sah er nichts in Sumelis’ Antlitz. Da war keine Ähnlichkeit, ganz im Gegensatz zu Nando, der in seinen Zügen noch ein Echo des Mannes trug, den sie beide verabscheuten. Man musste nur wissen, wonach man suchte, dann konnte man es sehen. O ja, es hatte Boiorix oft Freude bereitet, den Sohn seines ehemaligen Schwagers nach seinen Vorstellungen zu formen, zu beobachten, wie sich Nandos Gesichtszüge langsam wandelten, bis mehr von Boiorix in ihm war denn von Atharic, seinem leiblichen Vater. Bei Sumelis hingegen erinnerte ihn nichts an Atharic. Das wäre wohl auch ein zu großer Zufall gewesen, überlegte er, ein schallender Witz der Götter, wenn sie gemeint hätten, ihm auch noch ein zweites Kind Atharics in die Hände spielen zu müssen. Vielleicht, ja, jetzt wo er sich konzentrierte, mochte er gar Caran in Sumelis’ Zügen erkennen, selbst wenn seine Erinnerung an den Herrn von Alte-Stadt durch die Jahre getrübt war. Aber an Atharic erinnerte sie ihn gewiss nicht.
    Und dennoch: Das Alter stimmte. Sumelis konnte durchaus in dem Sommer gezeugt worden sein, in dem Atharic in Alte-Stadt geweilt hatte, als Carans Söldner und Talias Liebhaber.
    »Du!« Boiorix stieß Sumelis mit der Fußspitze an. »Wer ist dein Vater?«
    Sumelis’ Augenlider flatterten. Sie drehte sich zur Seite und zog die Knie schützend an die Brust. Boiorix trat abermals zu. »Wer ist dein Vater? Wer hat dich gezeugt?«
    Diesmal schien er zu ihr durchzudringen. Sumelis bewegte die Lippen, verhangene Augen öffneten sich und sanken sofort wieder zu.
    »Wer hat dich gezeugt, verdammt noch mal?«
    »Dago.«
    So leise und benebelt, dass er es kaum verstand. Aber eindeutig.
    Geistesabwesend starrte Boiorix auf die schlafende junge Frau herab. Nach einiger Zeit sprang er vom Wagen und ging zurück zu seinem Pferd. Die Boten, die geduldig auf ihn gewartet hatten, eilten herbei, doch er hielt sie mit einer Handbewegung zurück. Stattdessen winkte er nach einem seiner vertrauenswürdigsten Leibwächter.
    »Geh zu Nando!«, befahl er ihm. »Halt dich an seiner Seite auf und beobachte ihn! Falls er Sumelis aufsucht, will ich das wissen.«
    Es schadete nicht, sicherzugehen.
     
    Bislang hatte der Krüppel mehr Glück gehabt, als er zu hoffen gewagt hatte: Die alte Mähre, die er ritt, hatte ihn langsam, aber stetig vom Lager der Kimbern aus nach Osten getragen, sogar die kühlen Wasser des Ticinus’ hatte sie ohne Zögern durchquert. Auf dem Weg war Viriotali noch auf ein paar kimbrische Jugendliche getroffen, die die Straße nach Mediolanum hin unsicher machten, aber sie hatten ihn lediglich verhöhnt, nichts weiter. Vielleicht weil sie viel zu sehr damit beschäftigt waren, zwei junge Mädchen zwischen sich herzustoßen, der Kleidung nach Einheimische.

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