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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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denen werde ich hoffentlich in einer so großen Menschenmasse nicht gleich über den Weg rennen!«
    »Es gibt komischere Zufälle.«
    »Das Risiko ist klein. Außerdem, was wäre die Alternative? Wir können ja nicht –«
    »Talia.«
    Der Name war so leise, so ungläubig ausgestoßen worden, dass sowohl Talia wie auch Atharic einen Moment lang meinten, sie hätten es sich eingebildet. Ungläubig drehten sie die Köpfe und starrten den Fremden an, der sich an ein schäbiges Pferd klammerte, die braunen Augen weit genug aufgerissen, um einen Geist darin verschwinden zu lassen.
    »Talia. Ihr seid Talia, nicht wahr?«, wiederholte der Mann fassungslos in reinstem, akzentfreiem Helvetisch. »Ich, ich erkenne Euch wieder!«
    Atharic griff nach seinem Schwert. Talia legte eine Hand auf seinen Unterarm. »Wer seid Ihr?«, verlangte sie zu wissen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und sie sah sich um, ob weitere Männer in der Nähe waren. »Was wollt Ihr?«
    Zu Ihrem Entsetzen sprang – nein, eher fiel – der Fremde vom Pferd, und jetzt erst gewahrten sie die kurzen krummen Beine, den verkrüppelten Arm und den zum Körper unverhältnismäßig großen Kopf. Der Mann stolperte nach vorne. Er griff nach Talias Fuchs, der wiehernd vor dem taumelnden Gnom zurückscheute, und stürzte schwer auf die Knie. Atharic hob seine Waffe. Flehend wie ein Kind streckte der Krüppel Talia seine Handflächen entgegen.
    »Herrin, ich weiß, wo Eure Tochter ist!«
    Atharic nahm der Magd das geschnitzte Tablett mit Essen aus den Händen und wollte sich schon umdrehen und zurück zum Stall eilen, wo er, Talia und der Krüppel untergekommen waren, als ihr Führer aus Comum durch die Tür des Haupthauses trat und ihn zurückhielt.
    »Ich komme gerade aus Mediolanum«, berichtete er. »Dort macht eine interessante Nachricht die Runde. Wollt Ihr sie hören?«
    »Ich habe es eilig«, wiegelte Atharic ab, den es drängte, die Geschichte des Krüppels zu erfahren. »Können wir morgen früh reden?«
    »Ich schlafe heute Nacht bei einem Freund in der Stadt, morgen reite ich sofort nach Comum zurück. Es ist jetzt klar, dass es noch in den nächsten Tagen zur Schlacht kommen wird, da bin ich lieber so weit weg wie möglich.«
    Zögernd stellte Atharic das Tablett ab. Ein Hund huschte herbei und versuchte, sich ein Stück Wurst zu schnappen. Atharic verscheuchte ihn mit einem Tritt.
    »Was habt Ihr gehört?«
    »Die Kimbern haben Unterhändler zu den Römern geschickt. Sie behaupteten, sie wollten gar keinen Krieg. Sie haben Siedlungsland für sich verlangt, für sich und ihre ›Brüder‹, wie sie sagten.« Der Veteran kicherte. »Gaius Marius soll gefragt haben, wer denn ihre Brüder seien. Die Kimbern erwiderten: die Teutonen. Daraufhin gab es wohl viel Gelächter, und Marius spottete: ›Macht Euch keine Sorgen um Eure Brüder. Sie haben Land – es ist von uns geschenkt –, und sie werden es für alle Zeiten haben!‹« Diesmal lachte der Veteran frei heraus. »Stellt Euch die Flüche der Kimbern vor! Sie brüllten, das würden sie Marius heimzahlen, sie selbst sofort und die Teutonen, sobald sie erst hier seien. Diese Dummköpfe! Sie wussten nicht einmal, dass die Teutonen vernichtet worden waren.«
    Atharic bezweifelte dies, behielt seine Gedanken jedoch für sich. »Und dann?«, wollte er wissen. »Was geschah dann?«
    »Marius sagte, die Teutonen seien ja schon da, und es wäre unhöflich, sie nicht zu begrüßen. Auf seinen Wink hin wurden die Könige der Teutonen der Kimbernabordnung vorgeführt. In Ketten. Was für ein Lärmen und Wehklagen sich dann erhob! Die Kimbern ritten so schnell von dannen, um ihren Herrschern die schlechte Nachricht zu überbringen, dass Marius’ Gelächter noch gar nicht verklungen war, da hatten sie ihr Lager bereits erreicht.«
    Atharic bückte sich nach seinem Tablett. »Danke für die Nachricht.« Das Essen auf einer Hand balancierend, griff er in seine Hosentasche und holte eine kleine Goldmünze hervor. Zufrieden nahm der Veteran sie entgegen.
    »Was haltet Ihr von der Geschichte, Nordmann?«
    »Ich meine, dass Ihr recht habt. Es wird jetzt jeden Tag losgehen.«
    »Ihr werdet in einen Hexenkessel hineinreiten, Ihr und Eure Frau.«
    »Das wissen wir.«
    »Nun denn«, der Mann reichte Atharic die Hand, »falls Ihr überlebt, seid Ihr mir auf dem Rückweg jedenfalls willkommen!« Ein wildes Grinsen verwandelte seine Züge in eine Faltenlandschaft. »Dann erzähle ich Euch, wie viele Kimbernköpfe ich

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