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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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gegen die Kimbern hatte halten können, von den Reihen aus über fünfzigtausend römischen Soldaten, die den Kimbern gegenüberstanden. Talia und Atharic nahmen mit Bestürzung zur Kenntnis, dass es nun wirklich jeden Tag zur entscheidenden Schlacht kommen würde, eine Nachricht, die vor allem Atharic sehr beunruhigte.
    »Wir dürfen keinen einzigen Tag mehr verlieren«, sagte er zu Talia. »Wenn die Römer die Kimbern besiegen, wäre das noch schlimmer als eine Niederlage. Die Römer werden nicht zimperlich sein. Wer weiß, was sie mit den Frauen machen werden, die sie gefangen nehmen, oder was im Kampf passiert? Es geht für beide Seiten um alles. Die Schlacht von Noreia wird dagegen lächerlich erscheinen!«
    Obwohl Atharic leise gesprochen hatte, hatte ihr Führer seine Worte gehört.
    »Ihr habt bei Noreia gekämpft?«, hakte er nach. »Ich auch. Ich war bei den verbündeten Truppen. Reiterei. Kurz nach Noreia war meine Zeit um. Ich bekam sogar das römische Bürgerrecht verliehen.«
    Atharic erwiderte nichts darauf.
    Der Ältere strich sich über den struppigen Bart. »Ihr seid kein Vindeliker wie Eure Frau, nicht wahr?«
    Es entstand eine kurze Pause, in die Talia hastig einfiel: »Habt Ihr nicht erzählt, Euer Vater sei Taurisker gewesen?«, versuchte sie wenig elegant, das Thema zu entschärfen. »Wie seid Ihr dann zu den römischen Truppen gekommen? Und weshalb versteht Ihr eigentlich unsere Sprache so gut?«
    Der Veteran ließ sich nicht ablenken. Seine Augen hielten Atharic fest. »Ihr habt bei Noreia auf der Seite der Kimbern gegen uns gekämpft.«
    »Ja.« Atharics Haltung veränderte sich keinen Deut, blieb genauso entspannt wie zuvor. Talia dagegen war auf dem Sprung, sich notfalls zwischen die beiden Männer zu werfen und ihnen den Inhalt ihres Wasserschlauchs ins Gesicht zu spritzen.
    Der Veteran zupfte noch immer an seinem Bart. Schließlich räusperte er sich und spuckte aus. »Na ja«, brummte er, »was soll’s? Wenn man lange genug bei den römischen Legionen gekämpft hat, hat man sowieso gegen alles und jeden gekämpft. Ha! Ich habe sogar Männer an meiner Seite gehabt, gegen die ich noch ein paar Jahre früher das Schwert geschwungen habe!« Kameradschaftlich klopfte er Atharic auf die Schulter. »Ihr habt uns damals bei Noreia ganz schön das Fürchten gelehrt!«
    Talias angespannter Griff um die Zügel ließ nach.
Männer!,
dachte sie die Augen verdrehend, bevor sie sich wieder hinter die beiden ehemaligen Feinde zurückfallen ließ.
    Atharic dagegen sagte: »Ich persönlich habe keine guten Erinnerungen an diesen Tag.«
    »So?« Abermals spuckte ihr Führer aus. »Nun, selbst auf Seiten von Gewinnern gibt es Verlierer. Habt wohl noch eine alte Abrechnung zu begleichen, was?«
    »So etwas in der Art.«
    »Na dann viel Glück!« Der Mann zeigte nach vorne. »Da liegt die Stadt. Aber da Ihr, wie wir ja gerade herausgefunden haben, ein Kimber seid, sollten wir den Plan wohl besser ändern.«
    »Ich bin kein Kimber. Ich gehöre zu einem Stamm, der schon lange nichts mehr mit den Kimbern zu tun hat.«
    »Wen interessiert’s? Für die Leute hier seid Ihr ein Kimber, wenn sie es herausfinden. Daher würde ich vorschlagen, Ihr nächtigt nicht in der Stadt, sondern außerhalb. Seht Ihr den Hof dort vorne? Da wohnen Leute, die keine großen Fragen stellen. Wartet hier! Ich reite voraus und kläre, ob Ihr dort schlafen könnt!«
    Talia und Atharic taten wie geheißen. Während der Mann davontrabte, ließen sie die Zügel fahren, damit ihre Pferde am spärlichen Gras des Straßengrabens rupfen konnten.
    »Er hat recht«, bemerkte Talia. »Wir müssen aufpassen, dass dich niemand hier für einen Kimbern hält, Atharic. Selbst wenn du vindelikisch sprichst, klingt immer noch das Nordische durch. Von jetzt an sollten wir dich mit einem keltischen Namen vorstellen. Das ist sicherer.«
    Atharic nickte zustimmend. Unterdessen näherte sich ihnen ein einzelner Reisender mit schleppendem Schritt. Der Größe des Reiters nach handelte es sich um ein Kind, dennoch brachte Atharic sein Pferd dicht an das seiner Frau heran, damit seine Worte nicht erneut belauscht werden konnten.
    »Talia, wir sollten überlegen, ob ich dich morgen nicht lieber hier zurücklasse. Ich muss so schnell wie möglich zu den Kimbern, mich unter sie mischen und versuchen herauszufinden, was mit Sumelis ist. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!«
    »Wird dich keiner erkennen?«
    »Nach zehn Jahren? – Möglich, aber nur wenige. Und

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