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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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wirst?«
    Atharics Anschuldigungen verfehlten ihre Wirkung nicht. Nandos Hände krampften sich um die Zügel der beiden Pferde, die auf dem Boden nach heruntergefallenem Obst suchten und sich um das Drama um sie herum nicht scherten. Angestrengt kämpfte er um seine Selbstbeherrschung. Es war seltsam: Kein Gefühl, nichts in ihm, bestätigte Nando darin, dass der Mann vor ihm tatsächlich sein Vater war. Es hatte einen einzigen Moment gegeben, als Nando das blanke Eisen von Atharics Dolch auf seiner Haut gespürt und die vertraute Stimme seiner Kindheit gehört hatte, da hatte sein Herz einen Sprung getan. Vielleicht war es aber auch Sumelis’ Regung gewesen, ihr Herz in seinen Armen, das plötzlich schneller schlug, denn danach hatte er vergebens darauf gewartet, etwas anderes zu empfinden als vage Ablehnung und plötzlich emporlodernden Zorn. Atharic so wie früher verachten, konnte er wohl nicht mehr, denn nun war er selbst zu einem Verräter geworden. Er hatte die Geschichte seines Vaters wiederholt, hatte seinen König im Stich gelassen. Aber das, dachte Nando, war auch das Einzige, was sie gemein hatten, was sie beide verband: dieser Verrat und Sumelis.
    Und so war Nando, als sie am Vormittag endlich diesen Hof erreicht hatten, nur ein schweigender Beobachter im Rücken einer fremden Familie gewesen. Seine einzige Sorge hatte Sumelis gegolten, die in den Armen ihrer Mutter zusammenbrach, ihrer letzten Kraftreserven beraubt. Trotzdem hatte Sumelis nach der Begrüßung ein weiteres Mal ihren Willen zusammengenommen, nach Nando gegriffen und ihn an sich gezogen. Sie hatte ihn küssen wollen, doch er hatte sich abgewandt – natürlich, was hätte er denn sonst tun sollen? Sumelis wusste noch immer nicht, dass er Atharics Sohn war. Kein Wort hatten sie auf ihrem schweigenden Ritt zu diesem Gehöft darüber verloren, er nicht und auch Atharic nicht. Seine Abweisung hatte Tränen in Sumelis’ Augen schießen lassen, also hatte er sich auf sein Pferd geschwungen und war davongaloppiert. Es mochte eine aussichtslose Flucht sein, aber er hatte es nicht ausgehalten. Sollten Atharic und Talia ihr die Wahrheit sagen, sie waren ihre Eltern! Er war nur der verlorene Bruder.
    »Nun, was ist?«, hakte Atharic nach, da Nando immer noch schwieg. »Glaubst du, Vertrauen und Tränen gehen zusammen? Oder weshalb tust du ihr das an?«
    »Sumelis ist meine Schwester«, brachte Nando endlich heraus. »Aber sie weiß das nicht. Sie, sie glaubt … Wir haben …« Er ließ die Sätze unvollständig. Sollte sein Vater selbst seine Schlüsse ziehen und ihn verdammen! Er war schon verflucht, was sollte es ihn denn noch kümmern?
    »Sumelis ist nicht deine Schwester«, gab Atharic grob zurück. »Sie ist nicht meine Tochter, sondern die Tochter eines anderen!«
    In Nandos Ohren begann es zu rauschen. »Sumelis ist nicht deine Tochter?«
    »Nein.«
    »Du hast sie nicht gezeugt?«
    »Frag ihre Mutter!«
    Zum ersten Mal nahm Nando Talia ernsthaft wahr: die schlanke Frau mit den von einzelnen grauen Strähnen durchzogenen Haaren, den ausgeprägten Wangenknochen und großen bernsteinfarbenen Augen, von denen Sumelis so oft erzählt hatte. Lippen, schön und ebenmäßig geschwungen wie die ihrer Tochter, eine helle Haut, welche binnen kürzester Zeit erröten und vollkommen erbleichen konnte. Wie jetzt.
    »Was?«, krächzte Nando.
    »Atharic hat recht, Nando. Du bist nicht ihr Bruder. Sumelis betrachtet Atharic als ihren Vater, denn die Nacht, in der sie gezeugt wurde, hat keine Bedeutung für sie. Dago, ihr leiblicher Vater, nahm mich damals mit Gewalt gegen meinen Willen.« Talias Stimme wurde schärfer, und trotz seiner Verwirrung war Nando klar, dass sie jetzt, obwohl sie ihn ansah, zu Atharic sprach. »Es war Dagos Samen, der Sumelis gezeugt hat, aber das ist auch alles. Ich schwor, niemals würde ich zulassen, dass dieser Mann erneut in mein Leben treten würde, selbst im Tode nicht. Niemals sollte die Erinnerung an – an jene Nacht einen Platz in meinem Leben bekommen, ebenso wenig in Sumelis’ Leben. Er hatte kein Recht, ihr Vater zu sein! Was hast du von mir erwartet, Atharic? Dass ich diesen Moment zurückrufe, da ich endlich geschafft hatte zu vergessen? Dass ich Dago in unsere Familie lasse?«
    Atharic schüttelte den Kopf. »Hier geht es ausnahmsweise nicht um dich, Talia«, sagte er tonlos. Dann nahm er Nando die Zügel der beiden Pferde aus der Hand und verschwand mit ihnen zwischen den Obstbäumen. Nando blieb alleine mit

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