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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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hatte.
    Und um das einzige Wesen zu rächen, das niemals hätte entweiht werden dürfen.

11 . Kapitel
    E r ist fort! Nando ist fort!«
    Talia und Atharic saßen auf der Rückseite des einst größten Hofgebäudes, wo sogar die erfrischend langen morgendlichen Schattenwürfe bereits jetzt einen weiteren heißen Tag verkündeten. Sie frühstückten lauwarmen Getreidebrei mit frischen Obststückchen, als Sumelis zwischen sie platzte, barfuß und das helle Leinengewand der nordischen Priesterinnen achtlos und ungegürtet über den Kopf geworfen.
    »Ich bin aufgewacht, und er war nicht da! Also habe ich gewartet, weil ich dachte, er wäre nur kurz draußen. Aber er kam nicht, und dann habe ich nachgesehen, und seine Kleider, all seine Waffen sind weg!«
    Talia und Atharic hielten mitten im Kauen inne. »Bist du sicher?«, fragte Talia unnötigerweise.
    »Ja! Er ist weg! Weg!«
    Bedächtig stellte Atharic seine Schüssel ab und stand auf. »Wartet hier!« Er verschwand um die Gebäudeecke.
    »Seine Waffen sind fort«, wiederholte Sumelis flehend, als ob Talia ihr irgendwie hätte helfen können. »Er hat sogar den Speer mitgenommen! Weshalb sollte er seinen Speer mitnehmen, wenn er sich nur waschen geht oder zum Abtritt?«
    Talia zuckte hilflos die Achseln. »Atharic wird ihn schon auftreiben.« Sie nötigte Sumelis, Atharics Schüssel leer zu essen, was sie im Stehen und mit fahrigen Bewegungen tat. Sie sah viel besser aus als gestern, stellte Talia fest, wenn auch etwas hager und zerzaust. Trotz ihrer Sorge war ein Glanz in ihre Augen zurückgekehrt, die Lippen waren nicht länger zu einer fahlen Linie zusammengepresst, die Mundwinkel nicht mehr herabgezogen. Talia hob eine Hand, um sie zu berühren, hielt inne und beschloss seufzend, Sumelis in den Nachschwingungen dieser Nacht sich selbst gehören zu lassen.
    Es dauerte nicht lange, bis Atharic mit grimmiger Miene zurückkehrte. »Er ist tatsächlich fort«, berichtete er knapp. »Sein Pferd steht nicht bei den anderen. Stattdessen habe ich das hier gefunden.« Er hielt eine Strähne von Sumelis’ Haar empor, die in ein kleines Stück Leinen eingeschlagen war. Ein Halbkreis aus Blut tränkte die Mitte des Stoffes. »Kannst du dir das erklären?«
    Eine Faust vor den Mund gepresst, schüttelte Sumelis ängstlich den Kopf.
    »Das ist ein alter Brauch«, erklärte Atharic. »Wenn ein Krieger Rache schwört für den Tod eines geliebten Menschen, nimmt er etwas, was diesem gehört hat, und lässt das Blut seiner Schwerthand darauf tropfen. Es ist ein Eid, eher zu sterben, als den Tod des Anvertrauten ungesühnt zu lassen.«
    Talia sprang auf, um Sumelis zu stützen, die jäh nach hinten taumelte und drohte, barfuß in die glimmende Glut der provisorischen Herdstelle zu treten.
    »Sumelis, was bedeutet das? Nando hat doch niemanden, den er rächen müsste, oder? Alles, was er rächen würde, ist« – Talia zögerte, nicht sicher, ob sie recht hatte – »hier, oder nicht?«
    Sumelis hatte die Finger in die Haare gekrallt und riss daran, als ob Nando schon tot wäre und sie klagend an seinem Grab stand. Es war eine Geste alter nordischer Weiber, die Kinder, Enkel und Ehemänner überlebt hatten und mit ihren schrillen Klagelauten sogar den Wind zum Verstummen brachten. Talia musste ihre Frage wiederholen, drängender, bevor sie eine Antwort erhielt.
    »Es ist meine Schuld«, brachte Sumelis hervor. »Ich bin so dumm! Ich habe ihm erzählt, was Boiorix mir angetan hat, ohne nachzudenken, wie er darauf reagieren könnte. Ich dachte, es wäre vorbei, für immer, und es wäre besser, es zu erzählen, anstatt es ewig zu verschweigen.«
    Talias Blick huschte zu Atharic und sofort wieder zurück. »Was soll vorbei sein?«
    Sumelis erzählte noch einmal ihren Eltern, wozu Boiorix sie gezwungen hatte, vom Missbrauch ihrer Gabe, dem Jungen, dem sie das Unvorstellbare angetan hatte: die Vergewaltigung seiner hilflosen Seele. Sie musste den Schmutz, den sie seitdem in sich fühlte, gar nicht erwähnen, hässliche Flecken, die ihr Selbstverständnis vergifteten. Ihre Eltern kannten sie und ihre Gabe, Talia teilte sie sogar. Sie begriffen, was Sumelis dem Jungen angetan hatte. Was ihr angetan worden war, als man sie dazu zwang. Sie verstanden.
    Sumelis hatte kaum geendet, da packte Atharic sie an den Schultern. Ein Fremder hätte den Grimm, der in ihm mahlte, womöglich übersehen, doch die angespannten Kiefer, tieferen Falten auf der Stirn und um den Mund zeigten, wie aufgebracht er

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