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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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ohne dich.«
    Talia schaute immer noch nach Süden, wo sich der Staub in der Spur ihres Mannes schon längst wieder gelegt hatte. Sie hatte nicht an seiner Seite, allen Widrigkeiten trotzend, die Berge überquert, um am Ende tatenlos auszuharren, während Atharic im Dunst und einem fremden Krieg verschwand. Sie war nicht dazu geschaffen, zurückzubleiben und darauf zu warten, den Tod einer Seele zu spüren, die die Glut der ihren war. Genauso wenig wie Sumelis.
    Talias Griff um die Zügel wurde fester. »Dann lass uns nur hoffen, dass Nando dir ein gutes Pferd besorgt hat!«, sagte sie.
     
    Es war ein Anblick, den Marcus niemals vergessen sollte: die Kimbern, wie sie ohne Hast und Lärm aus ihren Verschanzungen heraus näher rückten – ganz entgegen den Schilderungen der älteren Legionäre über die ungeordnete Art der Nordvölker, Krieg zu führen. Staub stieg unter den Schritten des zu einem Viereck aufgestellten Fußvolks auf, hünenhafte Barbaren mit hellen Haaren, breiten Schultern und Stimmen so rauh wie das Klima des Nordens. Noch waren die Kimbern zu weit entfernt, um Marcus Gesichter zu zeigen. Zudem blendete das Blinken des Metalls von Lanzenspitzen, Hiebschwertern und Schildbuckeln in der im Rücken der römischen Armee unbarmherzig höher kletternden Sonne.
    Die beiden Konsuln Catulus und Marius hatten ihre Truppen aufgeteilt: Catulus’ Legionen mit ihren über zwanzigtausend Mann bildeten die Mitte; Marius hatte seine zweiunddreißigtausend Soldaten auf die beiden Flügel verteilt. Er hatte die Einheiten einer jeden Legion zu Kohorten geordnet, weshalb sich Marcus jetzt im hinteren Abschnitt der Armee befand, Flaccus wie immer an seiner Seite.
    »Bei Jupiters Arsch!«, stieß Letzterer, der über die Köpfe der vor ihm Stehenden hinwegschauen konnte und daher eine bessere Sicht auf die Kimbern hatte, bewundernd hervor. »Guck dir diese Wilden an!«
    Was Flaccus so beeindruckte, war der Anblick der kimbrischen Reiterei. Prächtig gerüstet zog sie heran, bestimmt zehntausend Mann stark, die Pferde nicht minder geputzt wie ihre Reiter. Waren die Barbaren vorher als groß und muskulös bekannt gewesen, zogen sie jetzt als Riesen einher: Mächtige Helme mit den aufgesperrten Rachen wilder Bestien, Federbüsche und zweispitzige Wurflanzen ragten in den Himmel, überstrahlt einzig vom Glanz der hellen Schilde und schimmernden Panzer. Jene, die keine Helme trugen, hatten ihre Haare in kunstvoll geflochtenen Frisuren mit Zähnen, Federn, gar mit den Schnäbeln von Raben und Raubvögeln geschmückt. Etliche hatten sich die Gesichter bemalt; Schutzzeichen schmückten nackte Oberkörper, auf denen sich blonde Härchen kräuselten. Es war ein Anblick, der bereits Tausende von römischen Soldaten im Schlaf verfolgt hatte: fleischgewordene Schilderungen, die römischen Senatoren Entsetzensrufe entlockt und Gaius Marius das fünfte Konsulat – beispiellos bis dahin in der Geschichte der römischen Republik – eingetragen hatten.
    Doch Marius hatte seine Legionen gut vorbereitet. Kein einziger Legionär wankte bei dem Anblick der heranwogenden barbarischen Reiter. Das einzige Staunen galt der Ruhe, mit der die Nordmänner vorrückten, in einem fast gemächlichen Bogen nach rechts, anstatt frontal auf die römische Armee zu. Hufgetrappel donnerte in Marcus’ Rücken: Die römischen Reitereinheiten brachten sich in Stellung. Ein buntes Truppengemisch aus mit Rom verbündeten Stämmen, waren sie in Anzahl den nordischen Berittenen dennoch unterlegen. Pferde wieherten, kauten auf den Trensen, bis Schaum aus ihren Mäulern lief; lange Wimpern blinzelten den Staub der Ebene fort. Ein Hase schoss hinter einem Strauch hervor und in langen Sprüngen die Reihen der Legionen entlang, auf der panischen Suche nach einer Lücke, einem Versteck, das es nicht gab. Die Kimbern kamen immer näher.
    Sobald ihre Front nur noch zwanzig Schritt entfernt war, eröffneten die Römer die Schlacht.
    Aus den vorderen Reihen der römischen Infanterie schossen schwere Wurfspieße in den Himmel, die langen schlanken Spitzen sirrende Sternschnuppen, bis sie sich mit dumpfem Knallen in kimbrische Schilde bohrten. Beim Aufprall brach der hölzerne der beiden Stifte, welche die Eisenspitze am Schaft des Pilums befestigten, woraufhin dieser abknickte, eine schwere, unhandliche Last, die nachschleifen und den Schild damit so gut wie unbrauchbar machen sollte. Gleichzeitig prallte die Reiterei auf die feindliche Flanke. Marcus, der zu weit

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