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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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entfernt war, um am Kampf beteiligt zu sein, gewahrte lediglich eine wogende Masse aus Leibern, Pferden wie Menschen, die auf ihn zuzurasen schien, dann haltmachte und schlagartig zurückwich. Irgendeiner schrie: »Sie fliehen, sie fliehen!«, und schon stürmte die vorderste Linie mit gezückten Gladii voran. Die Kimbern wendeten ihre Pferde. Kurz schien Chaos in ihrer lockeren Formation auszubrechen, von den Römern genutzt, um dem Feind noch angestrengter nachzusetzen. Auch Marcus’ Kohorte stürzte vorwärts, und er fand sich selbst im Laufschritt wieder. Diesen Moment, da sich die im Westen aufgestellten Truppen vom Rest der Legionen lösten, um die kimbrische Reiterei zu verfolgen, nutzte das Fußvolk der Kimbern zum Angriff.
    Erst viel später sollte Marcus erfahren, dass Gaius Marius in jenem Augenblick, da er beobachten musste, wie seine Soldaten auf die List der Kimbern hereinfielen, den Göttern ein Opfer gelobte. Hundert Rinder versprach er ihnen, wenn sie ihm den Sieg schenkten. Und selbst wenn er es gewusst hätte, wäre es Marcus niemals in den Sinn gekommen, dass die Götter sich von einem Mann wie seinem Konsul abwenden könnten oder dass dieser die Tücke der Kimbern nicht vorausgesehen hatte. Die Welt schrumpfte zusammen auf Marcus’ Zenturie, die Legionäre vor und neben ihm, trockenen Boden, der sich unter sandalenbewehrten Füßen verlor. Es waren gute Sandalen, und hier gab es niemanden, keinen großen Bruder, der sie ihm wegnehmen würde, dachte Marcus stolz. Dies war sein Platz. Seine Sandalen, sein Schwert, sein Schild, seine Kameraden, sein Konsul. Es war alles, was er je gewollt hatte.
    Die Masse der Kimbern prallte auf den rechten Flügel der römischen Armee und dessen Mitte. Der Kampf war heftig, währte aber nicht lange, bevor sich die Kimbern wieder ein Stück weit zurückzogen, die Schilde zum Schutz gegen die gleißende Sonne vor die Augen gehoben. Eine gewaltige Staubwolke erhob sich unterdessen in die heiße Luft, nahm die Sicht in die Ferne und drang in Nasen und Augen. Am westlichen Flügel, wo die Römer auf die Täuschung der kimbrischen Reiterei hereingefallen waren, brach Unordnung aus, als einige Kohorten weiterdrängten, andere dagegen Anstalten machten, sich zurückzuziehen, in Richtung der Hauptmacht des Heeres. Reiter galoppierten an Marcus’ Einheit vorbei, die Adlerstandarte schräg nach vorne gereckt, hoch über ihren Köpfen schwebend. Marcus glaubte, einen Blick auf seinen Konsul zu erhaschen, der unaufgeregt Kommandos erteilte, die wiederum als geblasene Signaltöne an die Ohren der Soldaten drangen. Die Legionen begannen, sich hinter ihrem Befehlshaber neu zu formieren. Wenig später setzten sie sich erneut in Bewegung, diesmal mit Gaius Marius an der Spitze, hinein in eine Wolke aus Staub und den fernen Schall von das Blut zum Kochen bringenden Kriegshörnern.
    Marcus schritt inmitten seiner Zenturie rasch aus. Er stellte fest, dass sie leicht nach links schwenkten, wohl um einen Bogen zu beschreiben, der sie hinter die Kimbern bringen sollte. Obwohl sie sich von den Barbaren zu jener kurzen törichten Verfolgungsjagd hatten verlocken lassen, waren ihre Verluste gering. Der Kampfeslust und dem Mut der Männer hatte das Scharmützel jedenfalls keinen Abbruch getan, im Gegenteil. Wie straff disziplinierte Hunde nahmen sie die Fährte des Wilds auf, dessen Blut sie geleckt hatten. Marcus bemühte sich unterdessen, sein wild pochendes Herz zu beruhigen, weil er glaubte, eine solche Aufregung wäre einem Legionär unangemessen. Um sich abzulenken, zählte er die Schritte des Mannes vor ihm. Dies war sein erster Kampf, und er würde verdammt sein, wenn er sich als das Kind erweisen würde, das alle in ihm sahen.
    Während Gaius Marius seine Legionen neu formierte, lieferte sich eine kleine Gruppe kimbrischer Reiter ein aussichtsloses Gefecht mit einer römischen Reitereinheit. Auf der Flucht fanden sich die drei letzten überlebenden Nordmänner eingekeilt zwischen den feindlichen Reitern, Catulus’ Legionen sowie der letzten Linie von Marius’ Truppen. Marcus Valerius bemerkte davon nichts, bis die Entscheidung der nordischen Krieger, im Tod so viele Römer mitzunehmen wie möglich, seine Zenturie erschütterte: Das Entsetzen kam in Form eines kreischenden Pferdes, das, von Lanzen gespickt, hoch zu einem letzten Sprung ansetzte, der es samt seinem Reiter unter die äußersten Linien der hintersten Kohorte katapultierte.
    Marcus spürte nur, wie etwas von der

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