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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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zurück.«
    Zögernd richtete sich Sumelis auf. Einen Moment lang stand sie dicht vor ihm, so nahe, dass sie meinte, das wilde Schlagen seines Herzens zu hören. Sein Atem kam abgehackt. Unwillkürlich hob sie die Hand, um seine Brust zu berühren, zu sehen, was in seiner Seele vor sich ging, führte die Bewegung jedoch nicht zu Ende. Ein grauer Schatten schob sich schwankend zwischen den Bäumen hindurch, mit herabhängendem Unterkiefer, aus dem Geifer zu Boden tropfte, und einem Knurren, so tief, dass es kaum hörbar war.
    Es war kein reinrassiger Wolf, sondern ein Mischling, dessen breites Gesicht mit den braunumrandeten Augen und hängenden Ohren von dem Hund zeugte, der in seinen Adern floss. Stumpfe Fellfetzen hingen an seinen eingefallenen Flanken, die Rute zuckte von einer Seite zur anderen. Gerötete Augen, in denen der Wahn stand, waren starr auf Nando und Sumelis gerichtet. Beide konnten sie die erigierte Penisspitze zwischen den Beinen des Tiers erkennen.
    »Rühr dich nicht!« Nandos Flüstern bewegte kaum die Haare neben Sumelis’ Ohr. »Bloß nicht reizen!«
    »Nando, er ist besessen! Seine Augen …«
    »Ich weiß.«
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    Sie spürte, wie sich seine Hand auf ihren Rücken legte, und einen Moment lang glaubte sie beinahe, ihren Vater hinter sich zu haben, fühlte die ruhige Sicherheit, die stets in seinen Berührungen gelegen hatte.
    »Wir gehen ganz langsam zurück. Mach keine hektische Bewegung, sieh ihm nicht in die Augen! Versuch, auf keinen Ast zu treten …«
    Nando hatte die Worte noch nicht zu Ende gesprochen, da erfolgte der Angriff auch schon – so überraschend schnell und ohne Warnung, dass Sumelis nur wie gelähmt dastand und die von Speichel überzogenen Zähne auf sich zufliegen sah, unfähig, ihnen auszuweichen. Sie nahm gerade noch die schemenhafte Bewegung wahr, mit der Nando sein Messer aus dem Gürtel riss und sich vor sie warf. Im letzten Moment, kurz bevor die Kiefer des Wolfs nach ihm schnappten, drehte er sich zur Seite, packte das Tier am Hals und nutzte dessen eigenen Schwung, um es zu Boden zu schleudern. Doch der Blutverlust und die Verletzung verlangsamten seine Bewegungen, das geifernde Maul schnappte zu, und die Zähne bohrten sich in seinen kraftlosen linken Arm. Der rechte dagegen schoss vor, stieß das Messer in die Brust des Wolfs, dann, als sich der Biss lockerte und das Tier herumfuhr, noch einmal. Diesmal drehte Nando die Klinge und riss sie gleichzeitig nach oben. Ein Schwall Blut ergoss sich über die Hand, die das Messer führte, kurz bevor der Mischling tot in sich zusammensackte. Die Pfoten zuckten ein letztes Mal, dann lag er still. Seine aufgerissenen Augen blickten in den Himmel, und Sumelis meinte fast, den Moment zu erkennen, in dem der Dämon ihn verließ.
    Nando taumelte zurück und prallte mit dem Rücken gegen einen Stamm. Sie dachte, er würde in die Knie gehen und an Ort und Stelle bewusstlos werden, doch sie täuschte sich. Sein Blick suchte sie.
    »Zieh das Messer heraus!«, flüsterte er. »Aber berühre nicht das Blut!«
    Sumelis war nicht sicher, ob seine geweiteten Pupillen von Angst oder drohender Ohnmacht sprachen, jedenfalls gehorchte sie, ohne zu zögern. Sie riss das Messer aus der Brust des Wolfs und wischte es an ihrem Rock ab.
    »Was jetzt?«
    »Zum Lager!« Nando war grau im Gesicht. Er stolperte, als er sich vom Baum löste, Sumelis schlang eilig einen Arm um seine Hüfte, um ihn zu stützen. »Muss die Bisswunde ausbrennen! Die Tollgeister verbrennen! Nur Feuer kann sie vernichten. Sie … o verdammt!«
    Nandos linker Arm baumelte nutzlos an seiner Seite. Die Zähne des Wolfs hatten sein Hemd zerfetzt und sich in den Unterarm gebohrt, hässliche Löcher, deren gezackte Ränder erwartungsvoll zu grinsen schienen. Speichelschaum klebte am Stoff neben der Bissstelle.
    Sumelis verstärkte ihren Griff um Nandos Taille. »Sag nichts! Alles wird gut werden! Ich meine, welcher Dämon würde
dich nicht
wieder ausspucken?«
    Der Laut, der ihr antwortete, mochte ein Lachen sein. Sie schleppte Nando aus dem Wald und über die Lichtung, deren niedriges Gebüsch an ihren Beinen zerrte. Nandos Schritte wurden immer schwerer, während sie sinnlos auf ihn einplapperte, nur um zu sprechen, seine Aufmerksamkeit zu fesseln, wobei sie immer wieder ängstliche Blicke über die Schulter warf. Doch im Wald hinter ihr regte sich nichts. Sie mussten den Bach durchwaten, da Nando zu schwach war, um ihn mit einem Sprung zu

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