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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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    »Aber das ist, das ist …« Atharic stotterte vor Empörung. »Das ist ja …«
    »Was?«
    »Vergewaltigung!«
    »Unehrenhaft!«, stimmte ihm Caran genauso aufgebracht zu.
    Catuen und Talia sahen sich an. Dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
    »Darüber sprechen wir noch einmal!«
    Talia klimperte ihren Mann an. »Aber natürlich, mein Schatz!«
    »Caran und Atharic haben recht: Es ist unehrenhaft, so etwas zu tun!«, nahm Samis ihren Vater und Schwager in Schutz. »Es ist eine unsittliche Art von Beeinflussung!«
    »Was sonst? Darum geht es ja, oder was hattest du sonst wissen wollen?« Catuen kicherte noch immer. Sie stieß Talia an und deutete auf ihre Tochter. »Frisch vermählt!«, erklärte sie. »Noch keine Ahnung von der Ehe. Sie soll lieber froh sein, dass bis jetzt nur Frauen in dieser Familie diese Gabe haben. Nicht auszudenken, was die Männer damit anstellen würden!«
    »Vielleicht sollten wir wieder zu der Frage, wo ihr die Berge überqueren sollt, zurückkehren?«, schlug Caran vor. Niemand achtete auf ihn.
    »Weißt du, du könntest mich auch einfach fragen!«, murrte Atharic.
    »Wen habe ich denn letztens erst vor seinen Freunden prahlen hören, dass er seine Frau jedes Mal, wenn er will, herumkriegt? Dass er nur mit den Fingern schnippen müsste, und schon sei sie bereit?«
    »Das war nicht …«
    »Was?«
    »So sprichst du vor anderen Männern über dein Eheweib, Atharic? So, wie man auch über Huren spricht?« Es war das erste Mal, dass sich Litus vernehmen ließ. Schweigend saß er in der Ecke und schien damit beschäftigt, den Schock zu verdauen, in was für eine Familie er eingeheiratet hatte. »Das ist nicht recht! Du solltest dich bei Talia entschuldigen!«
    Diesmal waren es Atharic und Caran, die einen Blick wechselten. »Frisch vermählt!«, sagte der Erste. »Noch keine Ahnung!«, fügte der andere feixend hinzu.
    »Aber mir ist trotzdem noch nicht ganz klar, weshalb es Sumelis helfen sollte, äh, Lust auf diese Art zu wecken?«, warf Catuen ein. »Was bringt es, eine Seele so beeinflussen zu können?«
    »Lust, Angst, Verzweiflung«, erklärte Talia, jetzt wieder ernst, »sind alles Dinge, an die sich eine Seele erinnert, mit denen sie manipuliert werden kann. Oder, um ein besseres Beispiel zu geben, Sumelis könnte durch ihre Gabe jemanden in ständige Angstzustände versetzen. Sie könnte ihn zur Verzweiflung treiben, in die Raserei, in tiefste Niedergeschlagenheit, bis die Seele auch den Körper krank macht. Zumindest denke ich, dass sie das können müsste. Wir haben es nie wirklich ausprobiert.«
    »Nur an mir«, murmelte Atharic noch immer beleidigt.
    »Du hast dich nie beschwert!«
    »Das heißt, Sumelis kann ihre Gabe wie eine Waffe einsetzen?«
    »Eher wie Gift. Vielleicht auch als Waffe, ich weiß es nicht genau.«
    »Was ist mit dem, was du getan hast, als du Dago damals getötet hast? Das war auch deine Gabe – als Waffe eingesetzt.«
    Talia versteifte sich unwillkürlich. Sie sprach nicht gerne über Dago, nicht einmal über den Tag, als sie ihn getötet und dabei auch geglaubt hatte, die Erinnerung an ihn zu töten – einer ihrer größten Irrtümer. Sie schaute an Atharic vorbei, denn sie konnte ihn jetzt, in einem Raum zusammen mit Menschen, die im Gegensatz zu ihm wussten, was Dago ihr angetan hatte, nicht ansehen. Talia ahnte weder, dass sich ihre Gefühle deutlich in ihrem Gesicht abzeichneten, noch bemerkte sie den erstaunten Blick, den Caran und Catuen wechselten.
    »Ja, das stimmt«, gab sie leise zu. »An diesem Tag habe ich meine Seele tatsächlich wie eine Waffe eingesetzt. Und ich habe, als ich es tat, jede Verbindung zwischen meinem Körper und meiner Seele dabei gekappt. Wäre Sumelis nicht gewesen, hätte sie mich nicht zurück in meinen Körper gezerrt, wäre ich gestorben – oder Schlimmeres. Diese Macht ist ein zweischneidiges Schwert, das gilt auch für Sumelis: Wenn sie nicht aufpasst, wird ihre Gabe sich gegen sie richten und sie zerstören.«
    Talia hätte noch mehr sagen können, doch sie presste die Lippen aufeinander, bevor sie weiterreden und Dinge verraten würde, die ins Dunkel der Vergangenheit gehörten. Wahrheiten, die sie vergessen wollte, im Vergessen jedoch genauso versagte wie im Vergeben. Denn es gab noch einen weiteren Grund, weshalb Talia Dago hatte töten können. Einen Grund, den Talia nicht aussprechen konnte, ohne die ganze Geschichte zu erzählen, und der Sumelis von ihr unterschied:
    Hass.
    Talia war

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