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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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groß, aber sonst nicht übel. Könige haben Glück, nicht wahr? Sie bekommen immer die hübschen Frauen. Und wir anderen können sehen, wo wir bleiben!«
    Er riss ihr die Tunika auf, ohne Rücksicht darauf, dass sein langer Daumennagel die dünne Haut zwischen ihren Brüsten verletzte. Der Kratzer war nicht tief, aber er vertrieb die Benommenheit. Sumelis schrie und schlug nach ihm, doch der Sturz hatte ihren rechten Arm betäubt, und die Schläge waren kraft- und ziellos. Sie spürte, wie seine Finger in ihre Brustwarzen kniffen.
    »Siehst du, Täubchen, ich will nur deine Brüste anfassen, nicht mehr. Also wieso lässt du mich nicht einfach? Nur ganz kurz!« Die Worte kamen stockend, er atmete schwer, und sie konnte sehen, wie sich sein Glied unter der Hose wölbte. Vielleicht war sie seine erste Frau, schoss es ihr durch den Kopf, und er würde seinen Samen in die Luft ergießen, wenn sie ihn nur berührte. Sie kannte das – es war ihr schon einmal passiert, das bisher einzige Mal, dass sie das Glied eines Mannes berührt hatte.
    Wenn du ihn anfasst, ist es gleich vorbei. Dann schlägt er dich nicht mehr. Vielleicht ist es ihm peinlich, und er rennt weg. Wie der andere damals. Dann bist du sicher.
    Eine kühle Stimme in ihrem Kopf fügte hinzu:
Und was ist, wenn nicht? Was, wenn du dich irrst?
    Einen Moment lang sah sie das Gesicht ihrer Mutter vor sich.
    Nein!
    Talias Geschichte, der Gedanke an die Nacht, in der sie selbst gezeugt worden war und deren Schatten Sumelis manchmal in den Bernsteinaugen ihrer Mutter sah, gaben den Ausschlag. Sumelis stieß sich hoch und presste dem Jungen eine Hand auf die Brust. Vor ihren inneren Augen erschuf sie die Vorstellung seines Penis, wie er zunächst in sich zusammenfiel, bevor sie nach dem Gesicht irgendeines anderen Kriegers aus seinem Trupp griff. Sie ließ ihn sich zu dem Jungen hinabbeugen und lächelnd seine Männlichkeit wieder aufrichten, schleuderte das Bild der beiden verschlungenen Männerkörper durch ihre Fingerspitzen hindurch unter die Haut ihres Angreifers. Wie Gift ließ sie die Vorstellung von festen Muskeln auf festem Fleisch in seine Seele spritzen, bis sie seine ganze Welt ausfüllte und sein Selbstbildnis zerstörte.
    Der Tiguriner taumelte zurück, ein schrilles Stöhnen auf den Lippen, das Vorderteil seiner Hose auf einmal wieder glatt und flach. Sumelis rappelte sich auf und taumelte zu ihrem Pony. Die Stute scheute vor den fahrigen Bewegungen zurück, entzog ihren Fingerspitzen die Zügel. In ihrem Rücken erklang ein erstickter Laut; Sumelis dachte, es sei ein Schluchzen. Aber der Tiguriner war offenbar nicht mehr so jung, wie sie angenommen hatte. Er wusste, was sie getan hatte; sie konnte es in seinen verzerrten Zügen sehen, als er sie packte und herumriss.
    »Du Hexe!«, brüllte er, eine Hand an ihrer Kehle. »Mach es wieder rückgängig!«
    Offenbar glaubte er, dass das, was sie getan hatte, länger währen würde als nur einen Augenblick. Sumelis hatte jedoch keine Zeit mehr, den Irrtum aufzuklären.
    Nando brach über den Tiguriner herein wie eine Naturgewalt. Er kam aus dem Nichts, riss die Hände des Tiguriners von Sumelis’ Kehle und schleuderte ihn noch in derselben Bewegung gegen einen Felsen. Der Jüngere schaffte es, sich am Stein abzufangen und einen anklagenden Finger auf Sumelis zu richten, dann hämmerten ihn Nandos Schläge zu Boden. Seine Fäuste hätten ihn binnen kürzester Zeit getötet, wäre Sumelis ihm nicht in den Arm gefallen.
    »Lass es!«, flehte sie. Sie musste fast schreien, um sich über den Fluss und Nandos Raserei hinweg Gehör zu verschaffen. »Bitte, Nando! Er hat seine Strafe!«
    Womöglich war sie genauso überrascht wie Nando, da dieser tatsächlich innehielt, mit erhobener Faust, auf deren Knöcheln es rötlich schimmerte. Der Tiguriner wälzte sich auf dem Boden, sein Schädel blutüberströmt.
    Sumelis’ Hand auf Nandos Arm drückte noch ein wenig fester zu. »Ich will es nicht sehen!«
    »Was willst du nicht sehen? Wie er stirbt?«
    »Wie du ihn tötest.«
    Nandos Blick richtete sich auf ihre Finger, die, obwohl lang und schlank, dennoch zu klein waren, um seinen Unterarm umfassen zu können. Ihr Körper presste sich gegen ihn, als meinte sie, damit etwas auffangen zu können, was dazu drängte, aus ihm herauszubrechen, und er wusste, dass sie es abermals tat, dass sie nach seiner Seele suchte unter dem Sturm, der alle Farben auszulöschen schien.
    »Siehst du denn irgendetwas, was dir gefällt?«,

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