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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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dicht beieinander, es gab kaum Platz für Mensch und Tier, dabei hatte man das meiste Vieh fortgeschafft, um es auf Weiden abseits des Trosses grasen zu lassen. Vieles war nur provisorisch errichtet, ohne Wert auf eine bessere Planung gelegt zu haben, das Land um das Lager herum verwüstet, jegliche Ernte geplündert.
    Trotz der regelmäßigen Berichte über die heranrückenden Römer und der Bequemlichkeit, die sich überall sonst zeigte, blieb der Kern des Heeres in sich geschlossen. Der Tag der entscheidenden Schlacht um die Vorherrschaft in Italien rückte näher – ein befriedigender Gedanke für Nando. Noch in diesem Sommer würden sie die römischen Legionen besiegen, den Padus überqueren und von dort gen Rom vorrücken. Wer sollte sie auch dann noch aufhalten?
    Als Hauptquartier hatte der König ein größeres Gehöft gewählt, dessen einstige Besitzer ihm nun als Sklaven dienten. Hier verbrachte Boiorix mit seinen engsten Vertrauten und Eimern voller Wein die Abende und Nächte. Boiorix würde erwarten, dass Nando ebenfalls dort schlief, wogegen Nando grundsätzlich nichts einzuwenden hatte. Diese Nacht jedoch plante er anderweitig zu verbringen. Zwar war Boiorix’ Hof überreichlich ausgestattet mit den schönsten und besten Huren und willigen Töchtern reicher Kimbern, die gerne ihre Lager – oder besser noch: ihre Herdstellen – mit Nando teilen würden, aber ihm stand der Sinn nach Abgeschiedenheit, nach einer Möglichkeit, wieder zu dem zu werden, der er vor der Reise gewesen war, ohne die intriganten Spiele der Herrschenden, ihrer Mätressen und Günstlinge ständig im Nacken zu wissen.
    »Manchmal bist du fast zu sehr Krieger, Nando«, hatte Boiorix kopfschüttelnd bemerkt, ehe er ihn mit einem Wink hatte ziehen lassen. »Ich erwarte, dass du dich übermorgen bei mir meldest und mir ausgiebig Bericht erstattest.«
    »Was ist mit Sumelis?«, hatte Nando gefragt. »Wer wird sich um sie kümmern?«
    »Für sie steht alles bereit, dafür wird Rascil schon sorgen. Und der Krüppel auch, dessen bin ich mir sicher. Er hängt ja jetzt schon wie ein Hund an ihrem Rockzipfel! Du, jedenfalls, bist diese Last los.«
    »Ich bin es nicht gewohnt, keine Aufgabe zu haben, Herr.«
    »Oh, wir werden schon was für dich finden, keine Angst. Etwas, was deinen Fähigkeiten angemessener ist.«
    Nando stellte fest, dass er wie ein Schwachkopf zwischen zwei Kochfeuern stand und den Mond anstarrte. Ein räudiger Hund strich um seine Beine, von Zeit zu Zeit schlug die Rute gegen sein Schienbein. Eine Frau, die an einem der Feuer einen Eintopf aus Getreide, Erbsen und magerem Fleisch kochte, bot ihm eine Schüssel an, doch er winkte ab.
    »Wie komme ich von hier zu den Waffenschmieden?«, erkundigte er sich. Über das Gesicht der Frau huschte ein enttäuschtes Zucken. Der gesamte Zug wusste, dass die Huren ihr Lager stets hinter den Wägen der Waffenschmiede aufschlugen. Die Gründe hierfür waren Anlass für stets dieselben derben Scherze.
    »Ihr seid auf dem richtigen Weg. Seht Ihr das Feldzeichen dort drüben, wo das große Feuer brennt? Geht daran vorbei, dann folgt einer Reihe von Büschen, die auf einen Bach zuführen. Die Notdurftgräben befinden sich dort, also passt auf, wohin Ihr tretet! Linker Hand folgt eine Wiese. Die Priesterinnen halten dort jeden Abend ihre Gebete und Gesänge ab, aber sie sollten schon lange fertig sein. Auf der anderen Seite des Bachs beginnen die Schmieden. Dahinter werdet Ihr finden, was Ihr sucht.«
    »Danke.«
    Nando folgte der Beschreibung der Frau. Noch ehe er die Büsche erreichte, schlug ihm schon der Gestank von menschlichen Fäkalien entgegen, und er musste einen Ärmel vor die Nase pressen, um nicht zu würgen. Er war die Ausdünstungen des Trosses nicht mehr gewohnt, zu klar war die Luft gewesen, die er seit dem Winter geatmet hatte. Wenig später überquerte er eine Wiese, deren Gras in der Mitte kreisförmig niedergetrampelt war, mit einer Grube im Zentrum, wo sich Asche und vereinzelte verbrannte Knochen türmten. Hier roch es nicht mehr nach Kot und Urin, dafür trieb trotz der sich herabsenkenden Finsternis lautes Hämmern zu ihm hinüber. Nando bemerkte eine Planke, die den Bach überbrückte, und steuerte darauf zu. Bevor er die schwankenden Bretter jedoch betreten konnte, hielt ihn eine Stimme auf.
    »Hat es da einer eilig?«
    Betont langsam, damit sein Zögern an eine Beleidigung grenzte, drehte Nando sich zu Rascil um. »Ich wüsste nicht, was Euch das angeht,

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