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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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können. Die anderen essen gerade, haben sich jedoch schon ihre Lager bereitet. Sie liegen hinter den Büschen, die das Flussufer begrenzen. Von dort, wo die Wache steht, kann sie das Lager sehen und hat freies Schussfeld bis zum Fluss.«
    Atharic legte, während er sprach, Steine und kurze Stöcke auf den weichen Humus, um seine Beschreibung zu veranschaulichen. Talia musste sich tief darüber beugen, um im Mondschein die einzelnen Marken erkennen zu können. Schließlich tippte Atharic auf einen Punkt, der ihnen am nächsten war. »Wir kümmern uns zuerst um den bei den Pferden. Das mache ich. Derweilen schleichst du dich an die Wache heran und erschießt sie auf mein Zeichen hin.«
    »Das traust du mir zu?« Talia warf einen zweifelnden Blick auf Pfeil und Bogen, die Atharic ihr reichte. Er zuckte mit den Achseln.
    »Mir wäre wohler, wenn ich das selbst erledigen könnte, aber ich muss mich um die restlichen vier kümmern. Du schaffst das schon, du musst nur wirklich nahe genug herankommen.«
    »Sumelis kann mit dem Ding besser umgehen als ich.«
    »Tja, wenn du an ihrer Stelle wärst und sie an deiner, hätten wir es jetzt viel einfacher!« Atharic hatte die Worte nicht ernst gemeint, für Talia jedoch waren sie ein Stichwort.
    »Der Kimber suchte nach einer Zauberin«, erinnerte sie ihn. »Wäre ich in Alte-Stadt gewesen, hätte er mich anstelle von Sumelis genommen.«
    Atharic zerstörte mit einer Handbewegung seine improvisierte Karte. »Worauf willst du hinaus, Talia?«
    »Wenn bei den Kimbern alles schiefläuft«, schoss es aus ihr heraus, und es war klar, dass sie diese Ansprache geübt hatte, »wenn wir Sumelis nicht befreien können, dann werden wir versuchen, sie gegen mich einzutauschen. Hörst du, Atharic? Eine Zauberin gegen eine andere! Ich bin berühmter als Sumelis, schließlich war ich es, die Dago nur durch eine Berührung tötete. Diese Geschichte werden sie gehört haben. Mach, dass sie sich daran erinnern! Sorg dafür, dass sie sich auf einen Tausch einlassen!«
    »Ich würde dich niemals dort zurücklassen!«
    Talias Lächeln war etwas zittrig. »Das hoffe ich doch sehr! – Aber erst, wenn Sumelis in Sicherheit ist.«
    »Sumelis würde das nicht akzeptieren. Sie würde darauf bestehen, dich …«
    »Dann wirst du sie eben niederschlagen und mit Gewalt in Sicherheit bringen! Sonst bist du doch auch nicht so zimperlich!«
    Atharic schnaubte halb belustigt, halb kopfschüttelnd. »Talia, das ist jetzt nicht der Moment, um so etwas zu diskutieren. Zunächst einmal müssen wir überhaupt so weit kommen. Kümmern wir uns erst einmal um das Problem, das da vorne so selbstgefällig vor sich hinschnarcht. Danach sehen wir weiter!«
    Es war ein Kinderspiel, sich an den Mann heranzuschleichen, der bei den Pferden schlief. Die Tiere waren nicht darauf trainiert, vor Fremden zurückzuscheuen, dazu dämpfte das hohe Gras alle Schritte. Talia wartete am Rande der Wiese, beobachtete, wie Atharics gebückter Schatten über das vom Mond beschienene hohe Gras huschte, langsamer wurde, sich bückte und bald darauf wieder aufrichtete. Er winkte ihr, dass alles in Ordnung war, dann verschwand er zwischen den Baumreihen, die ihn vom Flussufer und den Schlafenden trennten.
    Talia umrundete ihrerseits das Wäldchen, das sich hier ein Stück den Hang hinaufzog. Einmal löste sich ein Stein unter ihren Schritten und rollte den Abhang hinab. Atemlos blieb sie stehen, dem Brocken hinterherlauschend, doch in den Bergen rollten ständig Steine, klackten, wenn sie auf andere trafen, und niemand, selbst wenn er das leise Geräusch gehört haben sollte, kümmerte sich darum. Dennoch war Talia danach vorsichtiger, prüfte erst, wohin sie ihren Fuß setzte, ehe sie sich bewegte. Die ganze Zeit über umklammerte sie den Bogen mit schweißfeuchten Händen aus Angst, er könne ihr aus Versehen entgleiten.
    Nach dreißig Schritten zog sich ein Ausläufer des Wäldchens weiter den Hang hinauf. Hier tauchte Talia zwischen den Bäumen in vom Mond kaum erhellte Finsternis. Sie schlich nun noch langsamer, mit allen Sinnen darauf bedacht, auf keinen Ast zu treten, der sie verraten könnte. Zwischen der letzten Reihe Fichten blieb sie gebückt stehen. Vor ihr, keine fünfzehn Schritt entfernt und eineinhalb Manneslängen über ihr, stand die Wache, den Rücken ihr zugewandt mit Blick nach Südwesten, das Tal in Richtung Pass entlang. Atharic hatte recht gehabt: Im Mondlicht hob sich die Silhouette des Mannes so klar vor den Bergen ab,

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