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Der Fluch der Finca

Der Fluch der Finca

Titel: Der Fluch der Finca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Dalton
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versetzt hatte.
    Von außen presste sich ein Gesicht gegen die Scheibe und leere Augenhöhlen glotzen
durch den Schlitz des Vorhanges zu ihnen herein. Vom Kopf standen dem Wesen ein
paar spärliche, weiße Haarbüschel ab und die Lippen waren aufgesprungen, wie nach
einem Marsch durch sie sengende Hitze der Wüste.
    Das Gesicht hing einfach da an der Scheibe, als hätte sich ein loser Kopf mit den
Lippen daran festgesaugt. Diese Lippen waren weit aufgerissen und entblößten einen
weitgehend zahnlosen Mund, in dem nur noch einige abgebrochene Stümpfe vorhanden
waren.
    Der Schrei, der die ganze Zeit aus ihr heraus wollte, steckte noch fest, doch als das
Wesen den Kopf ein Stück zurücknahm, um dann mit voller Wucht erneut seinen Kopf
gegen die Scheibe zu knallen, wurde es ein Kreischen, das sie einfach nicht stoppen
konnte.
    Etwas packte sie am Knöchel und sie rastete vollkommen aus. Mit allen Gliedmaßen
schlug und trat sie um sich wie eine Furie, doch sie konnte diese Bewegungen in keiner
Weise kontrollieren. Es war, als würde Elektrizität durch ihren Körper jagen und ihre
Muskeln in wilde Zuckungen versetzen. Sie konnte die Hand von ihrem Knöchel nicht
abschütteln und stürzte zu Boden. Gleich würde sich etwas auf sie stürzen und unaussprechliche
Dinge mit ihr tun.
    Keith sah ihr mit tränenden Augen aus einiger Entfernung ins Gesicht.
    Keith???
    Er hatte sich an ihr festgeklammert und er tat es immer noch, als sie jetzt am Boden
lag. Jetzt erst ließ er sie los, damit sie ihr Bein zu sich heranziehen konnte, um sich aufzusetzen.
Sie mussten aus diesem Raum – weg von diesem Monster, dass sie durch
das Fenster hindurch immer noch gierig anstarrte. Jedenfalls vermutete Michelle, dass
es das tat. Hinzusehen wagte sie nicht mehr. So oft, wie sie in den letzten Tagen schon
gestürzt war, hatte sie mittlerweile eine gewisse Übung darin, sich wieder aufzurappeln.
Sie selbst war körperlich halbwegs intakt, wenngleich sie sich fühlte, als müsse sie
jeden Moment an einer Herzattacke oder an einem Hirnschlag sterben.
    Keith dagegen hatte es wirklich schlimm erwischt. Er hatte es irgendwie geschafft,
seinen rechten Schuh abzustreifen und hatte die Socke dabei zur Hälfte mit abgestreift.
Der Fuß sah aus, wie ein grotesk angeschwollener Ballon. Einen Knöchel konnte
Michelle in diesem Klumpen nicht mehr erkennen. Wie sollte sie ihn nur hier raus schaffen?
Diesen Fuß konnte er unter keinen Umständen auch nur mit einem Gramm seines
Körpergewichts belasten.
    Es blieb ihr keine andere Wahl, als ihn an seinen Armen auf dem Boden durch das
Zimmer zu schleifen. Keith half nach Leibeskräften, indem er sich immer wieder mit den
Händen abstützte und versuchte, sich selbst vorwärts zu ziehen, doch es blieb eine
unglaubliche Plackerei. Den stärksten Körperbau hatte Michelle nie gehabt und ihre verletzte
Schulter behinderte sie zusätzlich. Zu allem Überfluss stöhnte und schrie Keith
jedes Mal auf, wenn es ein Stück weiter voranging und sein verletzter Fuß über den
Boden schleifte.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten sie es endlich aus dem Arbeitszimmer in den
Korridor geschafft. Michelle legte die Arme des halb ohnmächtigen Keith behutsam ab
und beeilte sich dann hektisch, die Tür zum Zimmer zu schließen. Für einen Nervenzusammenbruch
blieb ihr jetzt keine Zeit. Sie staunte selbst, dass sie offenbar fähig
war, sich das auszusuchen.
    Hey, wie wäre es mit einem schönen Blackout? Nein? Gut, dann verschieben wir das.
    In Extremsituationen war man zu Dingen fähig, die weit über das hinausgingen, was
man sich im normalen Alltag vorstellen konnte. Diese Erfahrung hatte Harry im Einsatz
sicher oft gemacht. Michelle machte sie gerade zum ersten Mal.
    „Keith, geht es? Ich weiß nicht, wie ich dich noch weiter schleppen soll.“
    „Wir sind weit weg von allen Fenstern, das ist erst mal das Wichtigste. Du kannst aber
etwas für mich tun. Unten im Abstellraum, oben auf dem Regal über dem Sicherungskasten
liegt meine Ausrüstung. Darunter findest du einige Medikamente, unter anderem
ein starkes Schmerzmittel. Das brauche ich.“
    „Hattest du da auch deine Pistole versteckt?“
    „Ja, hatte ich. Mein Geheimagentenpaket." Er brachte es fertig, über seinen eigenen
Witz zu lachen. Das nahm Michelle als Zeichen, dass sie ihn wirklich für einen Moment
allein lassen konnte.
    Die kleine Umhängetasche, in der sich die gesuchten Medikamente befanden, war mit
ein paar

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