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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hat geschrieben: Wir brauchen dich. Hier verfault ein Teil der Menschheit ohne jegliche Hilfe! Hier wartet auf dich eine Aufgabe als Arzt, wie sie nie wiederkommen wird! – Na, wer hat das gesagt?! Und plötzlich bin ich ein Idiot?!«
    Frachtmann nickte mehrmals, trank einen Schluck Tee und kaute an seinem Stück Butterkuchen, als sei es aus Gummi. »Man kann ja plötzlich Angst vor seiner eigenen Courage bekommen, Othello! Himmel ja, ich habe dir Enthusiasmus vorgetanzt, und Kolumbien ist auch ein Land, in dem man leben kann – falls man genug Geld hat und in Bogotá wohnt. Im Hinterland aber herrscht noch das Gesetz der Banditen. Straßenräuberei ist fast ein Kavaliersdelikt. Wer mit einem Truck über Land fährt, hat neben dem Lenkrad immer schußbereit seine Maschinenpistole stehen. Es gibt Strecken, die selbst ausgekochte Fernfahrer nur noch im Konvoi befahren. Außerdem, ich habe nie geglaubt, daß du dich mehr für die Smaragdsucher interessierst, als es ein Abenteuer wert ist.«
    »Das Hospital in Penasblancas interessiert mich«, sagte Dr. Mohr nachdenklich.
    »Peter!« Fachtmann sah Mohr entsetzt an. »Hast du Don Alfonso zugesagt?!«
    »Unter bestimmten Bedingungen.«
    »Du hast Bedingungen gestellt? Bei Camargo?!« Fachtmann starrte zur Decke empor und streckte die Arme aus. »Nein! Der Himmel fällt nicht 'runter! Es muß wahr sein.«
    »Ich bekomme alles, was ich brauche«, sagte Dr. Mohr. »Aber was ich brauche, kann ich erst an Ort und Stelle feststellen. Und das will ich unbefangen tun. Ich fahre zunächst nicht als Arzt nach Penasblancas, sondern als neuer Guaquero. Ich will mich umsehen. Vielleicht baue ich das Hospital in Muzo oder Chivor? Dort jedenfalls, wo es zentral liegt und am meisten gebraucht wird.«
    »Das ist Penasblancas. Vom gegenseitigen Auslöschen her gesehen auf jeden Fall. – Und Hamburg? Du hast doch nur drei Monate unbezahlten Urlaub genommen.«
    »Ich werde Professor Harrenbroich schreiben und die Situation erklären …«
    »Und Gabrielle?«
    »Die werde ich um Verzeihung bitten …«
    »Der edle Mensch von Penasblancas! – Othello, ich muß noch einen trinken.«
    »Ich bin übrigens ab sofort Pedro Morero.«
    »Wie bitte?«
    »Pedro Morero.«
    »Nicht Doktor?«
    »Beim ersten Ausflug zu den Minen nicht.«
    »Gestrichen!« Fachtmann sprang auf. »Peter, das lasse ich nicht zu! Gut, ich habe dich hierher gelockt. Aber neben dem Abenteuer war der Grundgedanke, daß du als Arzt zu den Guaqueros gehst. Erinnere dich. Ich habe gesagt: Es gibt für dich keinen besseren Panzer, als überall zu sagen: Ich bin Arzt! Das ist wie eine schußsichere Weste!«
    »Stimmt! Aber ich fange mit dem Abenteuer an und verwandle mich erst später in einen Arzt.«
    »Dazu bleibt dir keine Zeit mehr. Du wirst gar nicht erst bis Penasblancas kommen.« Fachtmann goß sich einen Whisky ein. Seine Hand zitterte dabei. »Warum hat Camargo nicht schon längst ein Hospital gebaut, wenn er seine Schürfer so hochpäppeln will?«
    »Er hat keine Ärzte dafür gefunden.« Dr. Mohr nippte an seinem heißen Tee, der nach fremdartigen Blüten schmeckte. Ein Hauch von Jasmin war auch darin. »Sie hatten alle Angst.«
    Eine Woche später startete Dr. Mohr, der jetzt Pedro Morero hieß, zu seiner Fahrt in die Kordilleren. Allein. Ewald Fachtmann, der drei Tage mit sich gerungen hatte, ob er seinen Freund begleiten sollte, kapitulierte schließlich doch. »Meine Feigheit«, sagte er ehrlich. »Ich hab's dir schon erklärt, Othello. Große Fresse ist nicht gleichbedeutend mit großem Mut. Außerdem habe ich meine Aufgabe bei H. Strothfeld, Pharmazeutische Werke. Bin froh, diesen Direktorposten erobert zu haben. Hier bin ich mein eigener Herr.«
    Dr. Mohr hatte sich aus Beständen des kolumbianischen Militärs einen alten amerikanischen Jeep gekauft und neu lackiert. Er wählte dafür eine erdbraune Farbe, fuhr den Jeep aus Bogotá hinaus und stellte ihn an eine mit Büschen bewachsene Bergwand. Schon nach zehn Schritten war der Geländewagen als Auto nicht mehr erkennbar … er verschmolz mit seiner Umgebung. Fachtmann, der ihn dabei begleitete, schüttelte den Kopf.
    »Halte die alten Profis in den Minen nicht für Kretins«, sagte er. »Die erkennen eine Baumschlange, auch wenn sie ruhig wie eine Liane herunterhängt und genauso aussieht. Außerdem: Mit einem Jeep bist du immer verdächtig. Ein echter Guaquero trampt, geht zu Fuß, reitet im Glücksfall auf einem Muli, und an der ersten Station – wenn er sie

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