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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unter 30.000 Gesetzlosen, dachte er. Die Erde ist der Untersuchungstisch, das flackernde Holzfeuer ersetzt den Deckenstrahler, statt die Hände zu waschen, reibt man sie an der Hose ab. Nächste Woche wird das schon anders aussehen. Da wird hier neben den Pebas eine große Arzthütte gebaut, und die Kranken werden wenigstens auf einem Holztisch liegen und in eine Lampe blicken. Morgen, mein lieber Adolfo, beginnen wir mit dem Aufbau.
    »Ich brauche meinen Koffer, den aus Metall«, sagte er.
    »Ich hole ihn!« sagte Margarita.
    »Er ist viel zu schwer.«
    »Hol ihn!« rief Pebas befehlend. »Doctor, gewöhnen Sie sich ab, die Frauen der Pebas als zerbrechliche Luxusweibchen zu betrachten. Hier wird angepackt! Wenn ein großer Felsstein im Weg liegt, wird er weggeräumt! Unsere Bagger sind unsere Hände! Margarita wird doch wohl noch einen Koffer tragen können.«
    Sie kam aus der Höhle, schleppte den schweren Metallkasten heran, und keiner half ihr. Als Dr. Mohr aufspringen wollte, hielt Pebas ihn fest.
    »Sie hebt sich einen Bruch!« schnaufte Mohr.
    »Es sieht nur so aus.«
    »Ich will nicht, daß sie so schwere Sachen hebt! Pebas, wenn ich Ihnen die möglichen Spätschäden aufzähle …«
    »Wer denkt hier an später? Was ist später? Ein krummer Rücken? Ein kaputter Unterleib? Morsche Knochen? Was soll's? Margarita hat nicht vor, Miß Kolumbien zu werden.«
    Sie hatte den Feuerkreis erreicht und stellte die schwere Metallkiste ab. Ihre Arme zitterten, Schweiß rann über ihr madonnenhaftes Gesicht. Sie lächelte etwas verzerrt und wischte sich mit dem Unterarm über die Augen.
    »Da ist er. Alles Medizin?«
    »Auch viele Geräte. Margarita, du faßt den vollen Koffer nicht mehr an.«
    »Sie wird ihn zurücktragen«, sagte Pebas ruhig.
    »Ich bringe ihn zurück!«
    »Warum streiten wir, Doctor?« Pebas beugte sich vor und steckte den auf seinen Knien schaukelnden Revolver wieder hinter den Gürtel. »Sie sind mein Gast. Zu Gästen soll man höflich sein, das hat man mir gesagt. Aber ein Gast hat nicht in das Familienleben seiner Gastgeber einzugreifen. Oder ist das bei den feineren Leuten neuerdings üblich? Hier, in meinem Haus, bestimme ich! Und wenn ich sage, Margarita trägt den Koffer zurück, dann tut sie das! Ist das klar?«
    »Klar ist, daß der Koffer hier bleibt und ich ihn wegtrage.«
    »Wir wollen sehen. Es geht um Grundsätzliches, Doctor. Warum begreifen Sie das nicht?«
    »Die Frau ist keine Sklavin mehr wie vor ein paar hundert Jahren.«
    »Ein paar hundert Jahre!« Pebas lachte rauh. »Doctor, hier leben wir wie am Anfang der Schöpfung. Das ändern Sie allein auch nicht!«
    Dr. Mohr klappte die Metallschließen auf und öffnete den Deckel. Aus einem Sterilkasten – er mußte dabei sarkastisch lächeln – nahm er das Membranstethoskop und den Blutdruckmesser. Er entrollte die Manschette und legte sie über seine Knie.
    »Wie heißt Ihre Frau, Zapiga?« fragte er dabei.
    »Nuria.«
    »Ein sehr schöner Name. Nuria, kommen Sie bitte zu mir.«
    »Erst der Junge, Doctor.« Zapiga schob den 10jährigen vor. »Sein Arm …«
    »Ich habe ›Nuria‹ gesagt.«
    »Ich brauche seinen Arm!«
    »Und Nuria hat Ihnen 10 Kinder geboren.«
    »Es hat ihr Spaß gemacht. Vor allem vorher.« Zapiga grinste schief und schielte zu Pebas. Was soll man tun, Camarada? Kann man den Médico verärgern? Du bist gesund, du kannst die Schnauze aufreißen, aber ich habe elf Kranke in der Hütte. »Zehn Kinder sind genug. Ihre Schmerzen im Bauch sind der beste Schutz«, sagte Zapiga.
    »So kann man es auch sehen.« Dr. Mohr klemmte den Bügel des Stethoskops um seinen Hals. »Seid ihr überhaupt noch Menschen?«
    »Das fragen wir uns selbst.« Pebas warf seine halbgerauchte dicke Zigarre ins Feuer. »Streiten Sie mit uns nicht weiter, Doctor. Was bringt es ein?«
    Der große Junge stand vor Dr. Mohr und hatte mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Hemd ausgezogen. Er konnte den rechten Arm kaum heben.
    »Er sagt, die Schmerzen seien ein Gefühl, als wenn ihn hunderttausend Nadeln innerlich stechen«, erklärte Zapiga. »Das geht schon seit Monaten so. Plötzlich war es da. Über Nacht.«
    »Fieber?«
    »Ich weiß nicht«, knurrte Zapiga. »Wir haben anderes zu tun, als Hände auf die Stirnen zu legen.«
    »Er hat Fieber.« Nurias Stimme war scheu und voller Duldsamkeit. »Er hat immer Fieber, mal hoch, mal niedrig.«
    »Die Mutter weiß es!« sagte Dr. Mohr. »Mein Gott, das tröstet mich. Wenigstens die Mütter sind hier noch

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