Der Fluch der grünen Steine
Perdita kämpfen. Sie gehört mir!«
»Wir wollen uns nicht über Eigentumsverhältnisse streiten. Señora Mercedes Ordaz, und wenn Sie noch so laut und falsch in der Kirche singen, niederknien und die Hostie schlucken, ich gebe keine Ruhe, bis Ihr Sauladen entweder geschlossen ist oder ein anständiges Lokal wird!«
»Sie wollen Krieg, Pater?«
»Ich will Ordnung in der Welt.«
»Und da fangen Sie ausgerechnet bei mir an?«
»Sie sind ein Sumpfloch, ›Mamá‹, aus dem die Pest quillt. Es muß zuallererst trockengelegt werden.«
»Sie haben keine Angst?«
»Nein.«
»Natürlich nicht. Sie wissen, daß Sie in den Himmel kommen.«
»So ist es, Töchterchen.«
»Feinde nehmen auch keine Rücksicht auf Ihre Soutane.«
»Warum reden wir herum, ›Mamá‹? Sie werden den Auftrag erteilen, mich umzubringen. Aber das wird schwer sein. Ich habe bereits viele Freunde in Penasblancas.«
Er schwieg. Die Tür flog auf. Polizeileutnant Felipe Salto und seine drei Polizisten stürmten in die Bar und besetzten den Ausgang. »Alles an die Wand!« brüllte er. »Die Rücken zu mir! Hände hoch über den Kopf! Wer bis ›Drei‹ nicht an der Wand steht, braucht sich morgen nicht mehr die Augen zu waschen!«
Die Gäste der Bar rannten an die Wände und stellten sich wie gewünscht auf. Nur Cristobal blieb sitzen und ›Mamá‹ natürlich auch.
»Noch so einer der neuen Spinner!« sagte sie und holte aus ihrer Kleidertasche eine dicke schwarze Zigarre heraus. Sie biß die Spitze ab und spuckte sie ins Lokal. »Haben Sie Feuer, Pater?«
»Aber ja.« Cristobal riß ein Streichholz ab und zündete die Zigarre an. Mercedes Ordaz stieß ein zufriedenes, sattes Grunzen aus.
»Ich weiß nicht, warum die jungen Männer so dämlich sind«, sagte sie nach dem ersten Zug. »Kommen hierher, um alles umzuändern, und liegen dann unter der Erde. Was haben sie davon? Auch der Leutnant wird auf diese Art nicht alt werden.«
»Hier soll eine Schlägerei sein!« schrie Felipe Salto. »Pater, wo ist der Kerl? Sind Sie verletzt?«
»Der nicht!« sagte Mercedes Ordaz fett. »Wenn der tritt und schlägt, stehen hundert Englein dahinter!«
Leutnant Salto kam näher und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er setzte sich neben ›Mamá‹ an die Theke. Loulou tauchte auf und sah den Polizisten fragend an.
»Rum und Cola!« sagte Salto. »Aber mehr Rum, du Fesselballon!«
Loulou mit dem Riesenbusen machte ›puh‹ und mixte das gewünschte Getränk. Die Gäste standen noch immer geduldig mit dem Gesicht zur Wand, die Hände über den Köpfen.
»War das ein Tag«, seufzte Salto. Er kippte den Rum mit Cola herunter und rülpste verhalten. »Pardon! Es hat wieder eine Schießerei gegeben. Zwischen Muzo und Chivor. Gedungene Smaragdräuber lauerten einer Kolonne auf, die nach Bogotá zog. Mit Mauleseln und auf drei Motorrädern. Aber die Guaqueros hatten etwas gemerkt. Sie verhielten sich fast militärisch, wie im Krieg. Eine Spähtrupp-Spitze, die sich nach Feindberührung zurückzog, dann ein Sturmkeil, der durchbrach, und am Ende die Nachhut, die, am besten bewaffnet, mit einem letzten Donnerschlag alles um sich herum niedermähte. Es hat vier Tote gegeben. Aus dieser Räuberbande!« Salto beugte sich vor. »Woher wußten Sie von dem Smaragdtransport, Señora Ordaz?«
»Sie fragen die Falsche, Leutnant.« Sie rauchte die dicke schwarze Zigarre und paffte dicke Wolken in die Luft.
»Drei waren von Ihren Leuten.«
»Das muß ein Irrtum sein.«
»Einer war unbekannt.«
»Unbekannt?« Ihr Interesse erwachte. »Neu aus Bogotá gekommen?«
»Nein! Aus Cosquez. Das wundert uns! Man ist dabei, aus den anderen Orten die ›Spezialisten‹ abzuziehen und heimlich nach Penasblancas zu dirigieren. Das hat doch etwas zu bedeuten.«
»Revaila«, sagte ›Mamá‹ dunkel. »Er hat etwas vor.«
»Sie wissen das?«
»Ich ahne es! Seit heute geht es bei ihm zu wie in einem Kaufhaus mit Sonderangeboten. Die Kerle drängen sich förmlich durch die Tür. Christus Revaila baut sein Expeditionsheer auf.«
»Expedition wohin?« fragte Salto.
»In die Berge.« Sie lachte dunkel. »Mein lieber Leutnant, das ist alles eine Nummer zu groß für Sie! Wenn Revaila in den Krieg zieht – ich habe das nur einmal erlebt –, wagt sich keiner mehr in die Kordilleren.«
»Ich rufe sofort Major Gomez in Muzo an. Er wird mit seinem Bataillon …«
»Er wird gar nichts, Leutnant! Die Hälfte seiner Truppe wird bereits wissen, was sich da zusammenbraut, denn
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