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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herum glucksten die anderen Gäste vor Freude und Erwartung.
    »Es ist schade, daß der Doctor in die Berge gezogen ist«, sagte Pater Cristobal sanft. »Wer wird jetzt dem guten Mann den Kopf flicken?« Blitzschnell griff er zu, riß eine Flasche an sich und schlug sie dem Mann über den Schädel. Das Glas splitterte, der Mann schwankte vom Hocker, stierte mit glasigen Augen um sich und spürte, wie aus einer Rißwunde Blut über sein Gesicht lief. Ein paar Frauen kreischten. Es sah ärger aus, als es war, aber Kopfwunden bluten nun einmal besonders stark.
    Der Mann stieß einen dumpfen Laut aus, riß ein langes Messer aus dem Hosenbund und duckte sich. Mit flimmernden Augen starrte er den Priester an. Pater Cristobal saß auf seinem Hocker und winkte mit dem leeren Glas zu Loulou.
    »Noch einen! Auf Rechnung dieses Caballeros.«
    Loulou rührte sich nicht. Sie hatte längst unter der Theke den Alarmknopf gedrückt: ›Mamá‹, bitte kommen. Hilfe! Verzweifelt und verwundert zugleich blickte sie zu Miguel, der sonst wortlos eingriff und mit seinen riesigen Händen Ordnung schaffte. Aber Miguel blieb an der Tür stehen und kratzte sich nur den Nasenrücken. Es war offensichtlich: Er dachte nach.
    Der Mann mit dem blutenden Kopf stürzte plötzlich vor und stieß das Messer gegen Pater Cristobal. Aber er kam nicht nahe genug an ihn heran. Der Priester hob sein rechtes Bein, zog es etwas an und schnellte dann vor. Ein gewaltiger Tritt traf den Anstürmenden, stoppte ihn und warf ihn dann weit zurück. Er krachte gegen einen Tisch, krümmte sich und begann zu spucken. Drei Männer hielten ihn fest, entwanden ihm das Messer und schleiften ihn durch einen Hinterausgang hinaus.
    »Wo bleibt mein Whisky?« sagte Cristobal in die gefährliche Stille hinein. »Bezahle ich nicht mit ehrlichen Pesos?! Wer will, kann sogar ein Heiligenbildchen extra haben.«
    Durch die Tür die in ihr Büro führte, kam Mercedes Ordaz, als sei jetzt ihr Stichwort gefallen. Sie wirkte sehr elegant und gepflegt in einem altspanischen Kleid, das ihre üppige Figur eng umschloß. Um die Schulter trug sie einen mit Goldfäden durchwirkten Schal aus schwarzer Spitze.
    »Mußte das sein?« fragte sie und setzte sich neben Pater Cristobal auf einen Barhocker. »Warum muß die Kirche immer aktiv eingreifen, wo sie nichts zu suchen hat?«
    »Ihn störte mein Weihrauch, Töchterchen des Herrn.«
    »Wer redet von dem Idioten? Sie haben vorhin mit Perdita gesprochen. Die Kleine ist völlig durcheinander. Sie weint und weigert sich, heute abend ihren Dienst anzutreten.«
    »Das ist gut!«
    »Solange Sie im Lokal sind, sagt sie.«
    »Ich habe einen unbändigen Durst. Ich bleibe. Außerdem wohne ich hier. Die Idee, mich hier einzuquartieren, kam von Ihnen, Señora. Werfen Sie mir nichts vor. Ich hatte Sie gewarnt! Wer einen Priester ins Haus nimmt, muß mit heiligen Gesängen rechnen.«
    »Perdita ist mein bestes Pferdchen.«
    »Das glaube ich Ihnen sofort. Aber sie hat eine bessere Zukunft, wenn sie von Ihnen weggeht.«
    »Was will sie denn? Sie hat keine Schule besucht, sie kann nichts, sie weiß nichts, sie ist nur schön.«
    »Sie wird schreiben und lesen lernen …«
    »Ha! Wo denn? In Penasblancas? Hier gibt es eine Schule, gewiß, aber keinen Lehrer. Die beiden, die hier einmal unterrichteten, sind längst in den Bergen und schürfen nach Smaragden.«
    »Perdita wird die Schule der ›Barmherzigen Mutter von Muzo‹ besuchen.«
    »Welche Schule?« Mercedes Ordaz winkte. Loulou brachte eine Karaffe Rotwein und ein großes geschliffenes Glas. »In Muzo?«
    »Das ist nur der Name. Die Schule befindet sich in den Bergen.«
    »Ich staune.«
    »Neben dem Krankenhaus der Guaqueros.«
    »Verrückt! Pater, Sie und Ihr Freund sind die erbarmungswürdigsten Idioten unserer Breiten. Sie wollen hier eine Schule gründen?«
    »Und eine Kirche mit einem Gemeindezentrum. Außerdem einen richtigen Friedhof.«
    »Letzteres wird das einzige sein, das sich lohnt und rentabel ist!« sagte ›Mamá‹ sarkastisch. »Alles andere können Sie sich sparen, Pater.« Sie goß sich ein Glas Wein ein und nahm einen kräftigen Schluck. »Wann gehen Sie weg?«
    »Nie! Ich bleibe hier.«
    »In die Berge.«
    »Wenn ich Perdita mitnehmen kann.«
    »Also nie!« ›Mamá‹ beugte sich zu Pater Cristobal hinüber. Ihre Augen waren hart. Das einstmals schöne Gesicht wurde zur Maske. Das ist sie wirklich, dachte Cristobal ruhig. Jetzt spielt sie keine billige Rolle mehr. »Ich werde um

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