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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erhob sich. Die Arbeit ging weiter. »Sie müssen wissen, daß ich nicht allein hierherkam. Ich hatte einen Sohn. 17 Jahre jung. Meine Frau, seine Mutter, ist mit einem anderen Mann durchgebrannt, einem Ingenieur, der nach Europa zog. Wir waren etwa ein halbes Jahr hier und hatten die ersten Steinchen gefunden, da hing mein Junge zwischen den wieder zurückgeschnellten jungen Bäumchen. Eine Seite links, eine Seite rechts. Mittendurch gerissen! Er war nach Penasblancas gegangen, um Konserven zu kaufen. Bezahlt hatte er mit kleinen Smaragden. So dämlich waren wir damals noch! Revaila hörte davon und versuchte meinen Jungen auszufragen. Der gab keine Auskunft, wenig später hing er zwischen den Bäumen! Ja, so ist das …«
    Er nickte, wandte sich ab und ging zu seinen Leuten zurück.
    Dr. Mohr zog die Schultern zusammen. Er fror plötzlich. Zapiga, der bei seiner Tochter wachte, nickte ihm zu.
    »Haben Sie keine Angst, Doctor«, sagte er leise, damit Neila nicht erwachte. »Wir alle stehen um Sie herum. Wir beschützen Sie! Revaila kommt nicht an Sie heran! Und in die Berge traut er sich sowieso nicht.«
    Fast zur gleichen Zeit zählte Revaila die Namen der Männer zusammen, die sich in seine Liste eingetragen hatten. Es waren jetzt 134 Mann.
    134 Mann, die bereit waren, mit ihm in die Berge zu ziehen und allen zu zeigen, wer der Herr der Minen zwischen Muzo und Cosques war. Aber Revaila brauchte mehr. Sein Ziel war, soviel Männer, wie ein Militärbataillon hatte, zusammenzubekommen. Es mußte wieder Ordnung in ›seinen‹ Bergen herrschen. Ein Arzt und ein Priester hatten genügt, um alles durcheinanderzubringen. So beeinflußbar war die Masse.
    Revaila nickte dem Mann zu, der gerade in sein Büro trat. »Unterschreib hier, mein Freund!« sagte er hart. »Wir kämpfen für eine sichere Zeit.«
    Am nächsten Morgen ritt Pater Cristobal mit zehn Mulis in die Berge. Sie waren voll beladen mit Lebensmitteln, Waffen und Munition.
    Aber er ritt nicht allein. Der Portier, Boxer und Vorsänger Miguel begleitete ihn. Er hatte bei ›Mamá‹ gekündigt und zu ihr gesagt:
    »Ich gehe mit dem Pfaffen! Nicht, weil ich an Gott glaube, aber er hat so schöne Lieder. Und ich singe so gern …«
    Erst gegen Mittag erfuhr Revaila von Cristobals Auszug. Er jagte sofort zehn Männer hinterher, aber sie kamen zu spät. Schon bei der ersten Sperre der Guaqueros wurden sie beschossen und kamen nicht weiter.
    Die Straße war geschlossen. Große Felssteine lagen auf dem Weg, zu Hindernissen aufgetürmt.
    In den Bergen begann eine neue Zeit.

6
    Der Tag war heiß geworden. Nicht im Hinblick auf die Temperatur, die selbst in den höher gelegenen Bergtälern die Feuchtigkeit, die von den Bäumen über Nacht gesammelt wurde, verdunsten ließ und eine feuchtwarme, drückende, von hundert Düften durchzogene Dunstglocke über die Felsen legte, sondern die Männer aus der ›Burg‹ hatten dermaßen schwer gearbeitet, als gälte es, an einem Tag so viel zu schaffen, wie Dr. Mohr sich für eine Woche vorgenommen hatte.
    Sie planierten den steinigen Boden, fällten Bäume, entasteten sie, schälten sie ab und hieben mit Äxten aus den dünnen Stämmen eckige Balken als Eckpfeiler für die Hausbauten. Eine andere Kolonne schleppte Steine heran und begann, diese mit Stahlhämmern zu bearbeiten, um glatte Steine zu bekommen, so daß man sie als Mauer aufeinanderschichten konnte. Der Mann mit dem Vollbart, der Dr. Mohrs kritisches Nachdenken bemerkte, setzte sich schwer atmend neben ihn auf einen dicken Baumstumpf am Rande des Abhangs.
    »Wie bei den alten Ägyptern, denken Sie jetzt, was?« sagte er und holte aus seiner Tasche Tabak und eine uralte, abgebissene Pfeife. Er stopfte sie umständlich, setzte sie mit einem verbeulten Feuerzeug in Brand und stieß giftgrüne Rauchwolken aus. Es stank bestialisch. »So haben wir unsere ›Burg‹ auch gebaut. Und sie ist uneinnehmbar. Da kann das Militär mit Kanonen oder Granatwerfern draufhalten. Die Steine würden nur lachen!«
    »Auch Mücken dürfte es bei Ihnen keine geben!« sagte Mohr und hustete, weil der Bärtige ihm mit seinem Tabaksqualm anblies.
    »Beleidigen Sie meinen Tabak nicht!« brummte er. »Sie Klugscheißer von einem Arzt! Besorgen Sie mir einen anderen! Dieser hier ist selbstgezogen! Wissen Sie, was guter Tabak in Penasblancas kostet? Oder gar amerikanische Zigaretten? Man muß eine Stunde lang bis zur Verzweiflung schürfen, um eine Stange Zigaretten zu kaufen. In der Stadt nimmt

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