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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kannte ja keinen Namen. Ich wußte lediglich, daß du deine Schwester besuchen wolltest, aber das wollen viele Mädchen. Dann habe ich dich beschrieben: Das schönste Mädchen auf Erden, habe ich allen gesagt. Sie haben mich ausgelacht. ›Hier gibt es zwei Sorten von Weibern‹, sagten sie zu mir. ›Die jungen, unberührten Täubchen … aber die sehen wir nicht, die werden von den Eltern versteckt. Oder die anderen Weiber, die frei herumlaufen … da ist die Schönheit weg, mein Lieber, oder aufgemalt. Engel gibt es hier nicht!‹ Aber ich suchte einen Engel. Dich …«
    »Ich muß zurück ins Haus«, sagte Margarita schnell. Sie zerrte an seiner Hand. »Laß mich los! Ich muß zurück.«
    »Ich liebe dich«, sagte er langsam.
    »Du bist wie alle Männer! Laß mich endlich los!«
    »Ich bin dabei, mein ganzes früheres Leben aufzugeben. Nicht nur, weil man mich als Arzt hier braucht, nein, nicht allein deshalb. Ich bleibe auch deinetwegen.«
    »Du bist verrückt, Pedro –«, sagte sie wie gehetzt. »Du bist total verrückt. Ein Médico und ein so armes Mädchen wie ich.«
    »Wenn du wüßtest, wie reich du bist.« Er zog sie an sich. Wie eine schlaffe große Puppe fiel sie gegen ihn, er umarmte sie, bog ihren Nacken zurück und küßte sie auf die zusammengepreßten Lippen. Einen Augenblick erstarrte sie, er spürte, wie sich ihre Muskeln spannten, dann öffneten sich ihre Lippen, ihre Arme umschlangen seinen Nacken, und ihr Körper drängte sich an ihn. Ebenso plötzlich rutschten ihre Arme ab, drückten ihn von sich, hieben gegen seine Brust, und eine Faust traf voll seine Nase. Er ließ sie los, sie sprang auf, hieb noch einmal mit den kleinen Fäusten nach ihm, traf seine Schulter und seine Stirn, dann starrte sie ihn an, als habe sie ihn umgebracht, schlug die Hände vor das Gesicht und rannte wie um ihr Leben zurück in die Hütte. Dr. Mohr spürte ein warmes Rinnsal über sein Kinn laufen. Er tastete danach und sah, als er die Hand zurückzog, daß er blutete. Er zog sein Taschentuch heraus, preßte es gegen die Nase und warf den Kopf weit in den Nacken. Als er nach einiger Zeit den Kopf wieder senkte, blickte er auf einen Mann, der ihm gegenübersaß. Er hatte ihn nicht kommen gehört. Der Fremde trug einen zerschlissenen Anzug, ein offenes, rotes Hemd und auf dem Kopf eine uralte Schirmmütze. Sein mit Bartstoppeln übersätes Gesicht verzog sich in die Breite, als es zu grinsen begann. Der Mann nahm seine Mütze ab, schwenkte sie über seine grauen Haare und setzte sie dann wieder auf.
    »Die hat einen Schlag, was?« sagte er auf englisch. »Traut man ihr gar nicht zu. Aber dieses Mistland lehrt nun einmal die Maxime: Wer zuerst schlägt, hat meistens gewonnen.«
    »Sie haben alles gesehen?« fragte Dr. Mohr. Er betrachtete das Gewehr, das zwischen den Beinen des Fremden stand. Eine gut gepflegte Waffe, das war hier wichtiger als Essen und Trinken.
    »Mit Vergnügen sogar.«
    »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Ich habe keine Uhr. Das heißt, ich hatte eine. Vor vier Monaten noch. Aber dann machte ich einen Ausflug nach Penasblancas. Das macht Durst! Meine Steinchen reichten gerade für die Mittelware von ›Mamá‹ Mercedes. Ich konnte mir die mollige Juanita leisten, eine Stufe höher war nicht mehr drin. Und ein doppelter Whisky schon gar nicht. Da habe ich meine Uhr versetzt. Verflüssigt! Sie müssen zugeben, daß ein Mann ab und zu einen Batzen weißes Fleisch und einen guten Schluck braucht! Wofür lebt und schuftet man denn? Also, ich stand am Waldrand und habe mich gefreut, wie das Mädchen Ihnen eine gefeuert hat!«
    »Danke.« Dr. Mohr steckte sein blutbeflecktes Taschentuch wieder ein. Die Nase brannte, ebenso die Stirn, wohin Margaritas Faust geschlagen hatte. »Und warum wandern Sie jetzt durch die Nacht? Der guten Luft wegen? Ozonhungrig?«
    »Diese verdammten Plattitüden! Ich hätte Ihnen mehr zugetraut, Dr. Morero!« Der Fremde legte sein Gewehr zur Seite. »Sie sollten wissen, daß Ozon ein dreiatomiges Sauerstoffmolekül von stark oxydierender Wirkung ist. Ein Bestandteil der Atmosphäre in Höhe von 25 bis 40 Kilometern! Sind wir hier 40.000 Meter hoch, na?«
    »Hoppla!« Dr. Mohr beugte sich interessiert vor. »Wer sind Sie? Ein verkrachter Physiker?«
    »Warum soll man verkracht sein, wenn man Smaragde sucht? Auch so ein Vorurteil! Nicht jeder Guaquero ist ein Halunke! Das weiß ich nun besser als Sie! Auf meinem Tisch haben schon Tausende gelegen, innerhalb von drei

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