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Der Fluch der grünen Steine

Der Fluch der grünen Steine

Titel: Der Fluch der grünen Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Chica wohnte. Der Bärtige hielt ihn am Ärmel zurück.
    »Wenn es nicht geht, seien sie ehrlich zu mir, Doctor! Bitte!«
    »Wir finden immer eine Möglichkeit!«
    »So, wie es Simpson sagte: Mutter oder Kind. Einer von beiden muß geopfert werden …«
    »Im äußersten Notfall! – Simpson, was haben Sie da gequatscht.«
    »Die Wahrheit, großer Meister.« Simpson hob beide Hände. »Hier darf man alles sagen, muß man alles sagen. Jeder von uns ist abgebrüht genug, auch das Mistigste zu ertragen!«
    »Wen würden Sie retten, Doctor: Mutter oder Kind?« fragte der Bärtige leise. Alles Klobige war von ihm abgefallen. Wie alle werdenden Väter war er nur noch voll Sorge.
    »Immer die Mutter …«
    Der Bärtige seufzte tief. »Das beruhigt mich. Doctor, wenn Sie Chica retten, sind Sie bis zu meinem Lebensende mein Freund! Das ist wie eine Lebensversicherung für Sie.«
    In der Hütte auf einem Eisenbett lag ein junges Mädchen. Der Kopf eines Kindes, große, braune Augen, schwarze Haare, zu dicken Zöpfen geflochten, ein zarter Körper, aus dem sich jetzt wie ein überdehnter Ballon der Bauch wölbte. Sie sah nicht aus wie eine Indianerin, ihr Gesicht war ebenmäßig und wirkte wie eine Miniaturmalerei aus vergangenen Jahrhunderten. Die Haut glänzte schweißnaß … eine hellbraune, ganz glatte Haut. Die Brüste waren klein und spitz, gegen den hohen Leib wirkten sie erschütternd kindlich.
    Die Mutter hockte neben dem Bett auf einem Schemel. Demütig grüßte sie mit vor der Brust gekreuzten Armen. Sie war eine alte, von gegerbter Haut überzogene Gestalt mit schütterem Haar und den breiten Backenknochen der Indianer. Sie ist kaum älter als ich, dachte Dr. Mohr erschüttert, und ist schon eine Greisin. Das Elend ihres Daseins hat sie völlig zerstört.
    Der Bärtige rannte sofort zu dem Bett, beugte sich über Chica und küßte sie auf die zusammengepreßten Lippen. Sie wollte ihn umarmen, hob schwach die Arme, aber sie fielen kraftlos auf ihren schweren Leib zurück.
    »Gleich wird es besser«, sagte der Bärtige. Es war erstaunlich, wie zärtlich und weich er sprechen konnte. Mit seiner großen Hand wischte er Chica den Schweiß vom Gesicht und drehte sich dann zu Dr. Mohr herum. »Sie ist tapfer«, sagte er gepreßt. »So tapfer! Es … es wäre mein erstes Kind. Können Sie es nicht auch retten?«
    »Wie kann ich das wissen, wenn Sie dauernd im Weg stehen? Ich komme ja gar nicht an die junge Mutter heran.«
    »Sie sind ein grober Klotz, Doctor! Bitte, ich gehe ja schon.« Er beugte sich wieder über Chica und streichelte ihr Gesicht. »Das ist ein großer Arzt, mein Liebling. Er wird dir helfen. Du mußt keine Angst mehr haben …«
    Sie nickte, preßte die Lippen fest zusammen und bäumte sich auf. Die Wehen setzten wieder ein. Ihre Mutter legte beide Hände auf den hohen Leib und drückte ihn.
    Dr. Mohr setzte sich auf die Bettkante und lächelte Chica ermutigend an. Sie versuchte zurückzulächeln, aber es mißlang kläglich. Ihr schönes Gesicht wurde zu einer verzerrten Fratze. Ihr Körper schüttelte sich in den Wehen.
    »Schrei, Mädchen«, sagte Dr. Mohr. »Schrei, was die Lunge hergibt! Das befreit. Nicht unterdrücken, dann wird's unerträglich. – Simpson?«
    »Chef?«
    »Lassen Sie den Blödsinn! Ist heißes Wasser da?«
    »Da hinten blubbert etwas im Kessel …«
    »Dann wollen wir mal.« Dr. Mohr klappte seinen Koffer auf, holte eine Sprühflasche mit einem Desinfektionsmittel heraus und winkte Dr. Simpson zu. »Geben Sie Ihre Flossen her. Ich mache sie jetzt steril!«
    »Steril! Aber bitte nur die Hände. Nicht tiefer sprühen …«
    Simpson grinste. Dr. Mohr sprühte Simpsons und seine Hände bis zu den Unterarmen ein und holte dann aus der runden Sterildose die dünnen Gummihandschuhe. Simpson ließ sie sich überstreifen und stand dann mit gespreizten Händen da. Sein Gesicht glänzte hektisch.
    »Mein Gott«, stammelte er. »Gummihandschuhe. Richtige Gummihandschuhe! Wissen Sie, wann ich die zum letzten Mal getragen habe? Vor zehn Jahren! Und ausgerechnet hier bekomme ich sie wieder. Am Arsch der Welt!«
    Dr. Mohr hatte sich über Chicas Unterkörper gebeugt und untersuchte manuell die Lage des Kindes. Ein Blick auf das Becken Chicas ließ ihn nachdenklich werden. Er hatte schon zarter gebaute Mütter gesehen, die ihre Kinder problemlos bekamen. Daß sich Chicas Becken nicht dehnen konnte, wie der Bärtige vermutete, glaubte er nicht mehr.
    Die neue Wehe preßte Mohrs Hand in Chicas

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