Der Fluch der grünen Steine
Leib fest. Er wartete ab, bis die Verkrampfung nachließ, und zog dann die Hand zurück.
»Eine schöne Scheiße!« sagte er laut. »Nicht das Becken ist zu eng, das Kind liegt falsch! Wir müssen es drehen.«
»O Himmel! Eine Hicksche Wendung?!« Dr. Simpson starrte den Bärtigen an.
»Was glotzen Sie mich an?« brüllte der Koloß. »Bin ich daran schuld?! Können Sie diesen Kicks?«
»Hicks!«
»Das frage ich Sie auch!« sagte Dr. Mohr.
»Ich will's versuchen.« Dr. Simpson blickte unsicher auf Chicas gewölbten Leib. »Verdammt, ich war mal ein guter Gynäkologe. Aber wie lange ist das her.«
»Er faßt meine Frau nicht an!« keuchte der Bärtige. Schweiß, Angstschweiß, tropfte in seinen zerzausten Bart. »Er nicht. Dieses Saufloch.«
»Ich helfe Ihnen, Simpson«, sagte Dr. Mohr.
»Wie denn? Das muß ich allein tun. Ich allein kann fühlen, wie ich auf der Bauchdecke nachdrücken muß. Oder haben Sie Röntgenaugen? Na also! Aber wenn ich nicht darf …«
»Los! Fangen Sie an!« brüllte der Bärtige. »Aber wenn es mißlingt, du Schnapsflasche …« Er stellte sich neben das Bett, zog seine Pistole und blickte Dr. Simpson finster an.
Simpson kniete sich vor das Bett und nickte. »Beine anwinkeln«, sagte er. »Chef, halten Sie die Beine fest …«
»Sie sollen das dämliche Chef weglassen!«
Dr. Simpson untersuchte und blickte dann hoch. Die Pistole war genau vor seinem Kopf in der Hand des Bärtigen.
»Total falsche Lage«, sagte er gepreßt. »Und durch die Preßwehen wird das Kind noch mehr festgeklemmt. Verdammt, ich kann nicht arbeiten, wenn immer jemand auf meinen Kopf zielt!«
»Gehen Sie hinaus!« sagte Dr. Mohr laut.
»Nein!« Der Bärtige lehnte sich gegen die Hüttenwand. »Ich will sehen, was ihr mit meiner Frau anstellt!«
»Wie Sie wollen! Simpson, brechen Sie ab! Die Handschuhe aus …« Verwirrt blieb Dr. Simpson hocken und rührte sich nicht. Der Bärtige fuhr wie nach einem Stich zu Dr. Mohr herum.
»Auch Sie sind nicht unsterblich!« schrie er.
»Bitte.« Dr. Mohr zeigte auf Chica. »Vielleicht können Sie mehr! Schießen Sie das Baby aus dem Leib. Aber wenn Sie das nicht können, dann verschwinden Sie sofort aus dem Haus und warten draußen, bis alles vorbei ist. Weder ich noch Dr. Simpson rühren eine Hand, solange Sie hier mit der dämlichen Pistole herumfuchteln. Also …«
Der Bärtige steckte die Waffe in die Hosentasche zurück. »Ich bin ganz friedlich, Doctor«, sagte er leise.
»Raus!«
»Bitte …«
»Raus! Simpson, stehen Sie auf!«
»Ich gehe ja schon.« Der schwere Mann tappte zur Tür, blickte noch einmal zurück auf Chica und wischte sich über das schweißnasse Gesicht. »Ich liebe dich«, sagte er heiser. »Draußen steht ein Priester, mein Kleines. Ich werde mit ihm für dich beten.«
Die Tür schlug zu. Chica bäumte sich auf, und jetzt schrie sie, hell, kindhaft, durchdringend. Sofort flog die Tür wieder auf. Der Bärtige stürzte in die Hütte.
»Raus!« brüllte Dr. Mohr. »Das nächste Mal trete ich Sie in den Unterleib. Vielleicht verstehen Sie das dann endlich!«
Der Bärtige zögerte, starrte auf seine junge Frau, sah ihr verzerrtes Gesicht und wankte wieder hinaus. Im gleichen Augenblick erhob sich die Mutter, schob ihren Schemel vor die Tür und setzte sich darauf wie ein Erzengel.
»Er kommt nicht mehr herein«, sagte sie in einem gutturalen Spanisch. »Ich spucke ihn an.«
»Das ist die schlimmste, die tödlichste Beleidigung der Indianer«, flüsterte Dr. Simpson. Er kniete zwischen Chicas Beinen und wartete auf den kleinen Handscheinwerfer, den Dr. Mohr gerade aus dem Koffer holte und auf ein Stativ schraubte. »Ich glaube, jetzt haben wir Ruhe. Im Vertrauen, ich habe Bammel vor der Hickschen Wendung.«
»Schneiden können wir immer noch, Simpson.«
»Du lieber Himmel, Sie wollen es tatsächlich wagen … einen Kaiserschnitt … hier … in dieser Drecksbude? Hier schwirren Milliarden Bazillen und Viren durch die Luft! Wenn das keine Sepsis gibt, bin ich bereit, mich entmannen zu lassen! Das ist das feudalste Angebot, was ich machen kann!«
»Man hat Kaiserschnitte unter ganz anderen Umständen gemacht, Simpson!«
»Wer hat überlebt? Na also, Sie schweigen! Wenn Chica das Atmen vergißt, sind Sie und ich in den Augen des Vollbarts da draußen nur noch Mörder. Dann gnade uns Gott! Wie heißt der Kerl eigentlich?«
»Keine Ahnung. Er hat es bisher immer vermieden, seinen Namen zu nennen.«
»Es hält sich seit langem ein
Weitere Kostenlose Bücher