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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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Gestank überwältigt zu werden, und griff zu.
    Ein erstickter Laut, der Schleicher verlor den Halt, stürzte und riss Tiw mit sich zu Boden. Tiw, darin geübt, war sofort obenauf, presste den Schleicher nach unten und sah im matten Licht …
    »Hol mich doch der Schnitter!«, rief er. »Cady!«
    Sie blinzelte verstört zu ihm hoch. »Tiw?«
    »Eben derselbe. Du stinkst wie zehn Oger im Schwefelbad.«
    »Wenn du bitte von mir runtersteigen würdest …«
    »Oh, Verzeihung, ich war so hingerissen …« Tiw gab sie frei, und kurz darauf stand sie vor ihm und klopfte sich ab.
    »Er hat gesagt, wir müssten nicht durch den Kanal, und dabei … hat er mich mitten reingeführt. Aber das war nicht das Schlimmste. Da unten gibt’s Ratten, so groß wie Säuglinge … und scheußliche Aale mit Flossenbeinen …«
    »Wer … er? Wovon, bei Ramiras Hühneraugen, redest du da?«
    Tiw war sofort alarmiert, als Cadys Augen sich weiteten.
    »Tiw … rühr dich nicht … da … da kommen sie …«
    Rings um sie traten lautlos wuchtige Schatten aus den Büschen und kamen näher. Während sie noch schauten, hastete eine weitere Gestalt hinzu und reihte sich unter die anderen. Cadys Finger krallten sich in Tiws Arm.
    »Lass uns verschwinden, schnell! Wir sind kleiner, wir schlüpfen schneller durchs Gebüsch …«
    »Ja, und sie brauchen nur bequem deiner Duftspur zu folgen«, erwiderte Tiw und grinste breit. Er drückte ihre Hand. »Schon gut, Cady, die gehören zu mir.«
    »W-was?«
    »Sagt es ihr, Jungs.«
    »Guten Abend, Cady«, sagte Vàkur, den sie im Gegensatz zu Tiw lediglich als Schatten erkennen konnte. »Fionn hat uns viel von dir erzählt.«
    »Was?« , schrie die junge Frau jetzt auf, und Tiw legte ihr hastig die Hand auf den Mund.
    »Nicht so laut!«, zischte er. »Oder willst du sämtliche Soldaten zu unserem trauten Treffen einladen?«
    Sie bewegte langsam verneinend den Kopf, und er ließ die Hand sinken.
    »Aber-aber wie … was … wer … und Fionn … Wo ist er?«, stotterte sie, völlig überrumpelt.
    »Alle deine Fragen werden beantwortet«, sagte Tiw. »Jetzt lass uns endlich zu Meister Ian gehen.«
    Sie war immer noch fassungslos. »Woher kennst du diesen geheimen Eingang?«
    »Kinder, Cady. Wie du eines warst. Sie haben es mir erzählt.«
    »Halten wir uns nicht auf«, mahnte Vàkur.
    Cady nickte und schlüpfte als erste in den schmalen Durchgang, und die anderen folgten nach. Abgesehen von Tiw boten die kampferprobten Helden ein ziemlich jämmerliches Bild, als sie sich durch den Schlupf quetschen mussten, doch sie schafften es mit Ächzen und Stöhnen und einigen Flüchen.
    Meister Ian Wispermund zeigte sich nicht im mindesten überrascht, als die Gruppe wie eine Schar hungriger Vögel an das Fenster seines Studierzimmers klopfte und um Einlass bat. »Ich habe mich schon gefragt, wann ihr endlich eintrefft«, sagte der alte Gelehrte und öffnete ihnen die Terrassentür. Er rümpfte augenblicklich die Nase. »Und was habt ihr da alles mitgebracht?«
    »Verzeihung, das bin ich«, gestand Cady und drückte sich als Letzte herein.
    Meister Ian starrte sie an wie den Geist des vergangenen Sommers. »Cady!«, rief er. »Das ist ja unglaublich!«
    »Ja, Meister, und ich werde alles erzählen … aber darf ich bitte zuerst ein Bad nehmen?«, flehte sie.
    Der Gelehrte lachte und hielt sich die Nase zu. »Gewiss. Das hast du bitter nötig, Mädchen. Und hol dir etwas zum Anziehen aus dem Schrank von Fionns Mutter.«
    »Danke.« Sie sah sich um. »Hier fehlen dringend einige Hände, um Ordnung zu schaffen«, stellte sie kritisch fest und verschwand.
    Als Cady zurückkam, hatten die anderen gegessen, und auch auf sie warteten Tee, eine heiße Suppe und ein Teller voller herzhafter Leckereien.
    »Einen Braten konnte ich in der Eile leider nicht machen«, entschuldigte sich der alte Gelehrte. »Mangels Vorhandensein eines Bratens, und zubereiten könnte ich ihn übrigens auch nicht.«
    Die junge Boginfrau brach in Tränen aus, und er nahm sie in die Arme und drückte sie liebevoll an sich.
    »Ich kann es nicht glauben«, schluchzte sie erstickt in seinen Mantel. »Ich bin hier …«
    »Das kann niemand glauben«, meinte der Meister. »Unvorstellbar, dass du das geschafft hast. Welch eine großartige Leistung! Jetzt setz dich und iss etwas, inzwischen werden sich dir die übrigen Anwesenden vorstellen, und du sollst alles erfahren.«
    Sie stürzte sich auf das Essen und schlang gierig die ersten Bissen in sich hinein, ohne

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