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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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Kundschaft übers Ohr zu hauen.«
    »Ein glücklicher Ort«, brummte Rafnag. »Keine Zwietracht, niemand, der sich beklagt, niemand, der über irgendetwas schimpft, und sei es das Wetter.«
    »Das Wetter ist derzeit sehr schön«, meinte Draca.
    »Es gibt immer jemanden, der sich beschwert, weil ihm zu kalt, zu warm, zu trocken, zu nass ist. Aber davon ist überhaupt nichts zu hören! Und nachts ist es am Schlimmsten.«
    Dazu nickten die anderen, diese Erfahrung hatten sie auch gemacht. Nach ihrer Ankunft hatten sie geglaubt, die Àrdbéana habe ein Ausgehverbot verfügt, doch dem war gar nicht so. Die Straßen waren scheinbar »einfach so« nach Ridireans letztem Hornstoß still und verlassen. Nur Katzen und verwilderte Hunde stromerten noch herum.
    »Sprechen wir es doch offen aus«, sagte Tiw. »Ganz Sìthbaile unterliegt einer magischen Beeinflussung, die sich kurz nach meiner … Abreise ereignet haben muss.«
    »Es gibt schon einige, die nicht davon betroffen sind«, berichtigte Randur. »Die Zwerge, die hier leben, sind genauso wie ich weitgehend immun gegen derartige Beeinflussungen. Die Kleinen Völker betrifft es auch nicht, und von denjenigen Händlern und Reisenden, die sich erst seit Kurzem hier aufhalten, hat ebenfalls keiner einen glasigen Blick. Denen begegnet man auch ab und zu nachts auf der Straße. Es ist ja nicht verboten. Aber es fühlt sich natürlich keiner wohl, so allein durch verwaiste Gassen einer großen Stadt zu gehen. Außerdem halten die Patrouillen einen an und fragen, woher man kommt, wohin man geht …«
    Tiw legte die Stirn in Falten. »Es dauert also eine Weile, bis die Wirkung einsetzt. Gut für uns, denn wir sind jetzt gewappnet. Ich denke, wir brauchen uns keine Gedanken darüber zu machen, dass wir der Beeinflussung unterworfen werden, und konzentrieren uns voll und ganz auf unseren Plan.«
    »Und sollte es doch passieren, habe ich in jedem Fall ein Auge auf euch«, versprach Randur.
    Ingbar sah Tiw an. »Wie gehen wir also weiter vor? Was tun wir jetzt?«
    »Wir halten an unserem Auftrag fest, die Bogins zu befreien«, antwortete Fionns Bruder. »Ich sehe schwarz in der Hinsicht, den Mörder zu entlarven. Der hat sich bereits gut verschanzt und versteckt und alles abgesichert.«
    Ingbar zog eine skeptische Miene. »Hast du dir den Palast mal angesehen? Da kommen wir auf normalem Wege nicht mehr rein.«
    »Wir müssen eben eine andere Möglichkeit finden, hineinzugelangen. Und ich weiß auch schon, wer uns dabei helfen kann.« Tiw sah sie der Reihe nach an. »Wir gehen jetzt zu Meister Ian Wispermund.«
    »Dessen Haus wird überwacht«, wandte Ingbar ein.
    »Ja, aber lediglich an der Straße. Ich weiß von einem Zugang, der ausschließlich den Bogins bekannt ist. Ich glaube, nicht einmal Meister Ian hat ihn je gefunden.«
    »Und falls er auch glasige Augen hat?«
    »Der? Wenn, dann nur vom Brandy. Vertrau mir, Ingbar. Meister Ian gehört zur Fiandur, er wird die Gefahr rechtzeitig erkannt haben und weiß sich zu schützen, so wie wir. Das haben wir alle gelernt und es war Bestandteil der Prüfungen zum Beitritt der Fiandur.«
    Tiw beschrieb allen, wo sie sich treffen sollten, und anschließend machten sie sich getrennt auf den Weg. Bei Einbruch der Dämmerung, wenn das Licht diffus wurde und das dichteste Gedränge in der Stadt herrschte, weil alle nach Hause strömten, sollte es auch für einen Bogin gut möglich sein, sich unerkannt zu bewegen. Außerdem beherrschte Tiw die Gabe, sich »unsichtbar« zu machen, schon lange. Das hatte er als erstes von seiner Mutter gelernt, die ihn aber eindringlich ermahnt hatte, niemals mit jemandem darüber zu sprechen. Und er hatte es für sich behalten. Bis heute hatte keiner der Fiandur von dieser Fähigkeit erfahren. Selbst die Gemeinschaft brauchte nicht alles zu wissen. Nicht einmal Tuagh wusste Bescheid, aber inzwischen durfte er eine Ahnung haben, nach dem, was bei der Begegnung in dem Menschendorf passiert war. Der Wanderkrieger hatte erzählt, dass die Wolfshunde der Elben Fionn nicht wittern konnten. Fionn hatte seine Gabe also unbewusst erfolgreich angewandt … gut. Kein Zweifel, wessen Sohn und Bruder er war.
    In Mantel und Kapuze huschte Tiw aus der Herberge und mischte sich mitten unter die Menge. Die meisten hatten es eilig, denn sie wollten nach Hause. Die Marktleute räumten ihre Stände und wimmelten letzte Kunden ab, die noch schnell etwas aussuchen wollten. Die Geschäfte schlossen, die Straßenhandwerker packten ihr

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