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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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sich darum zu kümmern, ob das Boginsitte war oder nicht. »Fionn«, nuschelte sie mit vollem Mund. »Dasch musch isch alsch erschtesch erfahren …«
    »Das sollst du auch«, versprach der Gelehrte und sah Tiw streng an. »Und zwar alles , von Anfang an.«
    Stunden später hatten Tiw, Meister Ian und Cady jeweils ihre Geschichte erzählt, wobei Cadys Geschichte die kürzeste war. Sie berichtete von den Geschehnissen im Verlies, streifte ihre Flucht aber nur kurz.
    Es hatte dazwischen immer wieder Pausen gegeben, in denen die Zuhörer das Gehörte verarbeiten und den Schrecken überwinden mussten. Cady war nicht sicher, ob sie das alles auf einmal tatsächlich begriffen hatte. Tiw als Fionns Bruder, Fionn unterwegs auf der Suche nach einem Buch, die Fiandur, das Böse namens Dubh Sùil … das stürzte alles wie aus einer fernen Welt auf sie ein. Eine Welt, in die sie kurzerhand hineingeworfen worden war und die sie für den Moment überforderte. Sie musste erst in Ruhe alles zusammensetzen.
    Den anderen machten vor allem die neuesten Entwicklungen in Sìthbaile zu schaffen. Der Gelehrte stimmte Tiws Vermutungen zu, dass die Lage unglaublich ernst war.
    »Ist es möglich, dass Dubh Sùil schon hier ist?«, äußerte Hrothgar eine Frage, die alle ängstigte. Die Antwort allerdings nicht weniger.
    »Er war vielleicht die ganze Zeit hier.« Meister Ian zog an seiner Pfeife und blies den Rauch aus.
    Es gab zum Abschluss Wein und Nüsse, ein wenig Käse und Brot. Aber so richtig schmeckte es keinem, auch den Bogins nicht. Cadys zusammengeschnurrter Magen konnte zudem noch nicht allzu viel auf einmal aufnehmen.
    »Es hilft nichts, wir müssen uns den Gegebenheiten anpassen. Leider ist Keith schon wieder nach Landend abgereist, er hält es ja nirgends lange aus. Nachdem er meinen Bestand an Brandy geplündert hatte, sah er keinen Grund mehr zu bleiben. Glücklicherweise hat er meinen Geheimvorrat nicht entdeckt.«
    Tiw schnupperte den Duft aus Meister Ians Pfeife. »Angesichts der Erkenntnisse, die wir nun zusammengeführt haben, sehe ich nur eine Möglichkeit. Wir müssen es der Àrdbéana vortragen«, sagte er.
    »Der Àrdbéana?« Cady, die nach ihrem Bericht die meiste Zeit still dabei gesessen und über alles nachgedacht hatte, lachte trocken. »Sie weiß doch nicht einmal, was innerhalb der Palastmauern vor sich geht. Wenn du wüsstest, was ich gesehen habe …«
    Unvermittelt begann sie zu weinen, und die anderen rückten ihr besorgt näher. Selbst dem Zwerg war anhand der Sorge, die er zeigte, anzusehen, dass er Zuneigung zu der jungen Frau gefasst hatte.
    »Was hast du gesehen, Cady?«, fragte Tiw sachlich. Tränen brachten ihn nicht so schnell aus der Ruhe.
    »Es … es gibt ein Verlies neben und unter unserem«, trug Cady stockend vor. »Melissa und ich … wir … haben darin …« Für einen Moment konnte sie nicht weitersprechen, geschüttelt von einem Weinkrampf. Was sie so lange in sich eingesperrt hatte, all das Entsetzen und Grauen, brach nun hervor.
    Meister Ian reichte ihr ein Taschentuch und tätschelte beruhigend ihre Schulter. »Nun, nun«, sagte er sanft. »Sprich weiter, das tut dir gut.«
    »Ihr wollt das nicht hören«, schniefte sie und putzte sich die Nase. Allmählich fasste sie sich. »Und vorhin konnte ich noch nicht darüber sprechen. Aber nachdem ich nun mehr weiß, müsst ihr es erfahren.«
    »Hab keine Angst.« Vàkur legte ihr eine Hand aufs Knie. »Die Worte können dir nichts antun.«
    »Aber euch vielleicht. Was wir gesehen haben … was ich gesehen habe …« Noch einmal zögerte sie, nahm ihre Kraft zusammen.
    »Es … es waren die Überreste von Bogins«, flüsterte Cady mit gebrochener Stimme.
    Geschockt hielten ihre Zuhörer den Atem an.
    »Ich erkannte sie an den Fetzen ihrer Kleidungen, sogar die Urrams hatte man ihnen gelassen. Und da … da …« Sie schüttelte den Kopf und wischte sich mit zitternder Hand die Tränen von der Wange. Draca setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm, um sie zu stützen. Sie lehnte sich dankbar gegen ihn, ohne sich an seiner Schuppenhaut zu stören.
    Die anderen drängten sie nicht, streichelten behutsam ihre Arme oder die Wange, um sie zu trösten. Nur Ingbar stand düster abseits, die Stirn in tiefe Falten gelegt.
    Tiw war nun doch aus der Fassung geraten. Zu ungeheuerlich war, was Cady da vortrug. »Hast du … jemanden erkannt? An …«, er räusperte sich, »an seinem Urram?«
    Cady nickte langsam. »Ja. Mahir, der uns verließ, als ich

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