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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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sprang auf, um ihn zu bedienen, doch er hielt sie fest. »Erweise mir diesen Freundschaftsdienst«, sagte er leise. »Nimm Platz und lass mich selbst wählen und bei dir sitzen wie in einer Familie.«
    Langsam setzte sie sich wieder hin, blass und aufgeregt.
    »Ist auch nicht so einfach, ein Elb zu sein, was?«, bemerkte Tiw trocken und stocherte mit einem spitzen Holzstückchen zwischen seinen Zähnen herum. »Vor allem bei euch Hochelben ist doch alles in starren Konventionen gefangen. Wann tut ihr eigentlich die Dinge, die Spaß machen? Bei Neumond in tiefster Dunkelheit, und im schlammigsten Sumpf, wo sich keiner sonst hinverirrt?«
    Fionn sah seinen Bruder entsetzt an, Cady hielt sich die Hand vor den Mund, Peredur aß in aller Ruhe – und der Hochkönig lächelte.
    »Du bringst es auf den Punkt«, sagte er anerkennend. »Ist noch Bier da?«
    Peredur wollte ihm den Krug reichen, doch er winkte ab. »Nicht euer dünnes Zeug. Ich halte etwas Kräftiges für passender. Und wie es der Zufall so will, habe ich etwas besorgt, bevor ich hergekommen bin.«
    Er richtete seinen Blick auf die Tür, die daraufhin wie von selbst aufging, und zwei Elben kamen mit einem Fass herein, das sie vorsichtig auf einem Hocker abstellten und sich daran machten, es anzuzapfen.
    »Elbenmet«, erklärte Alskár heiter. »Nicht zu süß, aber kräftig und stärkend. Das Richtige für diesen Anlass.«
    Die beiden Elben brachten Krüge, in denen eine prickelnde Flüssigkeit schwappte, die einen köstlichen Duft verströmte.
    »Das ist das, was ich an dir so sehr schätze, mein alter Freund«, sagte Peredur und nahm mit Freude einen Krug in Empfang. »Du tust immer das Richtige zur rechten Zeit.«
    Nachdem die Elben gegangen waren, stießen sie an. Fionn wurde schon nach zwei Schlucken schwindlig im Kopf und warm im Bauch, aber das Zeug war sehr süffig, und die Einladung eines so hochedlen Unsterblichen durfte man nicht ablehnen.
    »Das macht aber gute Laune«, bemerkte Cady fröhlich, stutzte und stieß mit ihrem gegen Tiws Krug. »Los, austrinken! Ich hole dir mehr.«
    Peredur und Alskár legten ihre Umhänge ab und ließen es sich schmecken.
    »Auch Unsterbliche altern«, sagte der Elbenkönig leutselig. »Und ich bin ein alter Mann. Ich habe all diese Stürme und Leidenschaften, Intrigen und Lobpreisungen hinter mir. Wir sind einen weiten Weg gegangen, Peredur, du und ich. Mal sehen, wohin er von hier aus führt.«
    »Warum schmeißt Ihr nicht einfach hin?«, fragte Tiw dazwischen, und Fionn trat ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein. Wenigstens hatte er den edlen Mann nicht geduzt, aber er hatte dennoch einen Rüffel verdient. Tiw trat zurück, traf jedoch ins Leere und wäre beinahe vom Stuhl gefallen. Noch während er sich um Halt bemühte, fuhr er ungerührt fort: »Ich meine, Ihr könntet doch einen Nachfolger bestimmen, nicht wahr? Oder eine Nachfolgerin … nein, besser nicht, das haben wir gerade hinter uns gebracht. Jedenfalls, Ihr könntet hierbleiben und Spaß haben. Oder irgendwo anders leben und Spaß haben. Mit einer oder zwei Frauen, und … na, Ihr wisst selbst am besten, was Elben gern tun. Wenn sie denn was gern tun.«
    Alskár und Peredur lachten, während Fionn und Cady nicht wussten, wohin sie schauen sollten. Sie tranken noch ein paar Schlucke, dann konnten sie auch ein bisschen mitlachen.
    »Vielleicht, eines Tages«, stimmte der silberhaarige Unsterbliche Tiws Vorschlag zu. »Doch jetzt bin ich aus anderem Grund hier.«
    »Ich dachte, du wolltest ungezwungen mit Freunden speisen«, sagte Peredur verwundert.
    »Das ist ein Grund«, erwiderte Alskár. »Der andere ist folgender.« Er nahm seinen Umhang, suchte eine Weile darin herum, und zog schließlich eine blauglänzende, gläsern wirkende Kugel hervor, die er behutsam auf eine ebenfalls mitgeführte Halterung auf den Tisch setzte, genau vor Peredur.
    »Ein Allsehendes Auge«, flüsterte Peredur und betrachtete das magische Artefakt ehrfürchtig.
    »Woraus ist es gemacht?«, entfuhr es Cady, die ebenso fasziniert wie Fionn und Tiw auf die Kugel starrte.
    »Elbenwerk«, gab Alskár sich geheimnisvoll und legte lächelnd den Finger an die Lippen. »Oder Zwergenwerk? Wer weiß …« Er hielt die Hand über die Kugel, die kurz darauf in strahlendem Blau zu leuchten begann. »Mal sehen, ob … ah, ja. Er antwortet schon.«
    Das Blau zog sich zurück wie ein Vorhang, das Glas wurde klar, und alle Beobachter sahen …
    »Asgell!«, rief Peredur außer sich vor

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