Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
Vom Netzwerk:
auf, sie mit Gesängen aufzurütteln, die jedes Mal von neuem Trost spendeten.
    Dann wurden die Ersten zum Verhör geholt. Sie waren nicht lange fort – oder viel zu lange, wer konnte das schon sagen –, doch als sie zurückkehrten, waren sie in Schreckstarre und unfähig zu berichten, was mit ihnen geschehen war. Körperlich sahen sie unversehrt aus, doch ihr Geist hatte offensichtlich Schreckliches durchlitten. Erst nach einer Weile waren sie in der Lage zu stammeln: »Ich habe in das Auge geblickt.«
    Mehr konnten sie nicht äußern, doch es genügte, um auch die Anderen in Angst und Schrecken zu versetzen. Das Auge? Welches Auge? Wessen Auge?
    »Des Sturms«, sagte Cady und starrte, wie zumeist, in den Gang hinaus. Und dann fasste sie einen Plan.

KAPITEL 8
    IN NAGENDER DUNKELHEIT
    Dies ist mein Reich.
Mein Wille wird geschehen.
Es ist soweit.
*
    Fionn konnte nicht schreien, weil er unter dem dicken, ihn fest umhüllenden Stoff kaum Luft bekam, aber er wehrte sich aus Leibeskräften, wand sich und trat und schlug um sich. Seine Entführer beeindruckte das allerdings herzlich wenig, sie packten ihn kurzerhand an Armen und Beinen und trugen ihn. Der junge Bogin konnte sich jetzt nur noch durch heftige Drehungen zur Wehr setzen, und er versuchte, wenigstens einen Arm oder ein Bein freizubekommen; vergeblich.
    Er hatte keinerlei Vorstellung, zu welchem Volk die Entführer gehörten, sie gaben keinen Laut von sich. Falls sie sich untereinander verständigten, dann nur mit Blicken.
    Wohin er verschleppt wurde, konnte er ebenfalls nicht feststellen, dafür kannte er die Stadt zu wenig, und noch war niemand unterwegs; er hörte nicht einmal einen Hund oder ein frühes Huhn. Nun rächte es sich, dass Fionn sich gezwungen hatte, so früh aufzustehen. Mehrmals bogen sie ab, links, rechts, und rechts, rechts, dann wieder links; und so ging es weiter, bis Fionn überhaupt keine Vorstellung mehr von irgendeiner Richtung hatte. Gab es tatsächlich so viele Gassen, und vor allem so viele Kreuzungen? Er vermutete eher, dass sie sich mit ihm im Kreis bewegten, um ihn zu verwirren. Das wäre gar nicht notwendig gewesen, er war auch so verwirrt genug.
    Die Luft wurde immer stickiger unter dem Sack, der zudem stark nach angeschimmelten Kartoffeln stank, und ihm wurde schwindlig. Fionns Bewegungen erlahmten wie auch sein Geist, und er ließ sich fallen. Konzentrierte seine Sinne nur noch darauf, was mit ihm geschah, versuchte zu ergründen, wer dahintersteckte, und wohin man ihn brachte. Es fiel ihm immer schwerer, etwas wahrzunehmen, er wurde immer träger und müder. Doch dann gab es einen Ruck, und es ging abwärts; allem Anschein nach waren es Stufen, so, wie es ihn auf dem Weg nach unten auf und ab schaukelte. Zum ersten Mal waren nun auch Schritte zu hören, die einen Hall erzeugten.
    Was wollen sie von mir? , dachte Fionn voller Angst.
    Nicht töten, sonst hätten sie es sofort getan. Ausrauben? Lächerlich, auch das wäre sofort geschehen, und abgesehen von seinem Ritualmesser besaß er nichts.
    Sie werden mich an die Àrdbéana verkaufen.
    Das war die einzige Lösung. Dann wäre seine einzige Hoffnung, dass die Entführer sich aus Geldgier zerstritten und er irgendwie freikäme, bevor die Palastgarde eintraf.
    Unsanft wurde er schließlich auf harten Stein geworfen. Es trieb ihm die ohnehin nur noch wenige Luft aus den Lungen; zum Glück dämpfte die viel zu große, dicke Zwergenkleidung den Sturz, sodass er zwar einen kurzen, heftigen Schmerz vom Aufprall verspürte, der aber rasch und folgenlos verging.
    Er rollte sich herum – niemand hinderte ihn daran – und zog sich den Sack vom Kopf. Es war dunkel hier unten, und feucht. Ein Gewölbe, die Felswände waren nur grob behauen, der Steinboden uneben und rau. Fackeln spendeten flackerndes, rußverhangenes Licht, das mehr Schatten warf als dass es deutlich erkennbare Konturen zeichnete.
    Er sah Schemen, die sich in den Schatten bewegten, und kroch in sich zusammen, machte sich so klein wie möglich. »Was wollt ihr von mir?«, flüsterte er, um die unheimliche Stille auszulöschen, seine Stimme hallte piepsend von den feuchten Wänden wider.
    Zu viert rückten sie gegen ihn vor, nahmen ihn in die Mitte, umringten und umzingelten ihn, bis er die Wucht fast nicht mehr ertragen konnte. Kapuzengestalten, die kaum Aufschluss darüber boten, zu welchem Volk sie gehörten. Von der Größe her kamen Zwerge, Halblinge und Kleine Völker nicht in Frage. Also vermutlich Mensch

Weitere Kostenlose Bücher