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Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
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bekanntermaßen nicht gerade grün.
    »Erzähl mal, was bei euch los ist«, forderte Tuagh den Zwerg auf.
    Dagrim verschwand, um gleich darauf mit einem Krug dampfenden Mets zurückzukehren und die Humpen wieder aufzufüllen. »Sie kamen gestern Nachmittag hier durch, eine ganze Truppe aus dem Schloss, mit ihren gemeingefährlichen Mistkötern. Die ganze Stadt haben sie auf den Kopf gestellt und alles durcheinander gebracht – und das alles wegen eines Bogins, man stelle sich vor! Es gibt keinen hier in dieser Stadt, hat es noch nie gegeben, und das haben wir diesen Langnasen auch deutlich gemacht. Die hauen daraufhin auf die Trommel, drohen lautstark, behaupten, der Bogin wäre auf der Flucht und wegen Mordes gesucht, und wir wären alle dran, wenn wir ihn verstecken würden. Da kommt die Bürgermeisterin angerauscht und erzählt dem Anführer was von Verträgen, und sie würde sich bei der Àrdbéana beschweren und Schadenersatz verlangen! – Es ist nämlich einiges zu Bruch gegangen, vor allem Türen.«
    Dagrim nahm einen kräftigen Schluck. »Das entlockt den Spitzohren jedoch nur ein schwaches Lächeln. Die Àrdbéana sei schwer erkrankt, erzählt der Anführer, und das Sagen haben jetzt Hauptmann Tiarnan und der Oberste Haushofmeister Pirmin, und deren Befehle seien eindeutig. Dann stießen sie noch jede Menge Drohungen aus, was mit demjenigen geschähe, der einen Bogin heimlich beherberge, und verschwanden. Und einen Tag später kreuzt ihr beide auf!«
    »Fionn wird nicht gesucht, Dagrim.«
    »Papperlapapp, natürlich wird er gesucht! Alle Bogins wollen sie haben, nicht nur den einen. Das haben sie klar und deutlich erklärt! Und was macht der überhaupt hier?«
    »Ich suche nach Tiw«, antwortete Fionn, der seine Mahlzeit beendet hatte. »Er hat den Mord nicht begangen, und das will ich beweisen. Ich will mein Volk befreien.«
    »Na, prächtig. Ein herzerfrischendes Bürschlein, dem man bei der Geburt das Gehirn aus dem Schädel entfernt hat. Und wann genau hast du deinen Verstand verloren, Tuagh?«
    »Er hat mein Leben gerettet, ich habe ihn bis hierher begleitet, das war’s.«
    »Ganz genau«, bekräftigte Fionn, obwohl ihm das Herz dabei fast stehenblieb.
    »Und blond ist er auch noch!«, stöhnte Dagrim. »Ziba darf ihn nicht sehen, sie liebt blonde Kinder.«
    »Ich bin kein Kind mehr …«
    »Für Ziba sind alle Kinder.«
    Fionn hätte sie gern kennengelernt, aber er wagte nicht zu fragen. Der Zwerg war gereizt genug. Also trank er lieber noch ein bisschen Met, der ihm außerordentlich gut tat und den schrecklichen Regen draußen vergessen ließ.
    »Wo willst du überhaupt schlafen, Baumstamm?«, fuhr Dagrim Kupferfeuer fort und entzündete eine Pfeife. Dem Wanderkrieger bot er keinen Tabak an, so weit ging die Gastfreundschaft dann doch nicht. Allerdings schenkte er noch einmal Met nach.
    »Ich kann mir schon auf dem Boden ein Lager bereiten, wenn das Zimmer breit genug ist.«
    »Oder lang.« Der Zwerg stieß Rauchringe aus. »Muss mal mit Ziba reden, und zwar vertraulich«, murmelte er und war schon wieder draußen.
    »Sind alle Zwerge so nervös?« Fionn hatte noch nie mit ihnen zu tun gehabt.
    »Sie lieben die Theatralik«, antwortete Tuagh leichthin. »Ihre Frauen sind die mit der Vernunft und Bodenständigkeit.«
    »Und den Bärten?«, flüsterte Fionn neugierig.
    Keine Antwort, denn Dagrim kam gerade zurück. »Diese Frau ist noch einmal mein Untergang, so großzügig, neinneinnein«, klagte er vor sich hin. »Sie hat eure Zimmer schon hergerichtet, und für dich neue Kleidung hingelegt.« Er machte eine Kopfbewegung zu Fionn. »Deine Menschensachen sind durch den Regen völlig ausgeleiert und nur noch als Putzlumpen zu verwenden. Die Stiefel halten noch und müssen es auch, denn damit können wir nicht dienen, Großfuß.« Er wies auf die Stiege. »Nach oben und die erste Tür rechts für dich, Tuagh nimmt die erste Tür links. Und wagt es ja nicht zu schnarchen!«
    Fionn verstand das als Wink und erhob sich. »Ich danke nochmals für die überaus großzügige Gastfreundschaft, Herr Dagrim Kupferfeuer.«
    »Ja, schon recht, und wenn sie mein Dach anzünden, bist du der erste beim Löschen.«
    Tuagh lachte. »Nun hab dich nicht so, alter Knurrhahn! Wir sehen uns morgen früh.«
    Ja, vielleicht , dachte Fionn. Oder vielmehr, eher nicht.
    Das Gastzimmer war klein, aber nicht weniger gemütlich als die Wohnstube, und Fionn streckte sich behaglich unter den knisternden Laken in dem weichen Bett

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