Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Halblinge

Der Fluch der Halblinge

Titel: Der Fluch der Halblinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prisca Burrows
Vom Netzwerk:
aus; nach den zwei Nächten auf hartem Boden eine wahre Wohltat, die sein Körper zu würdigen wusste. Draußen trommelte unermüdlich der Regen gegen das Fenster und durfte dennoch nicht herein; eine tiefe Befriedigung für den jungen Bogin, behaglich, warm und trocken zu liegen, obendrein mit einem wohl gefüllten Bauch.
    Ein letztes Mal , sagte er zu seinem trägen Körper, genieße es .
    Er hatte während des Essens nachgedacht. Tuagh hatte noch einmal bestätigt, dass ihre Wege sich hier trennen würden, und das war auch die einzig richtige Entscheidung. Je weiter Fionn vorankam, umso gefährlicher würde es für ihn werden. Die Truppe des Palastes würde keine Ruhe geben, bis sie Tiw gefunden hatte – oder eben alle anderen Bogins, die sich noch nicht in Gefangenschaft befanden.
    Fionn musste sich einen Plan zurechtlegen, was er unternehmen sollte, um Tiw zu finden. Mit größter Wahrscheinlichkeit war er nach Mathlatha unterwegs, von woher er kam. Dort kannte er sicher genug Leute, die ihn zumindest eine Weile verstecken konnten. Und wenn er die Seiten jenes Buches, weswegen Magister Brychan ermordet worden war, mit sich trug, musste er sie jemandem anvertrauen, der wusste, was damit zu tun war. Ein Mensch oder Elb, der im Gegensatz zu einem Bogin handeln konnte. Es musste jemanden geben!
    Also benötigte Fionn als Erstes einen Einblick in eine Karte. Zum einen, um herauszufinden, wie weit es nach Mathlatha war und wie er dorthin gelangte, und zum anderen, um zu erfahren, ob es in der Nähe nicht einen Hafen gab, von dem aus er per Schiff notfalls weiterfliehen konnte … wohin auch immer. Ins Nordreich? Im Südreich war Tiw nirgends mehr sicher. In Uskafeld hielt er sich jedenfalls nicht auf, davon war Fionn überzeugt. Wahrscheinlich war er gar nicht erst hierher gelangt, sondern auf irgendeinem Wildpfad direkt weiter nach Westen gewandert, auf dem kürzesten Weg zu seiner Heimatstadt. Im Gegensatz zu Fionn hatte Tiw sehr viel von seinem Magister gelernt und sich auch mit Landkarten beschäftigt.
    Gab es auf dem Weg am Ende gar die freien Bogins, von denen er geredet hatte? – Aber nein, er war nur davon überzeugt gewesen, aber niemals welchen begegnet. Ihm blieb also nur Mathlatha, um von dort aus im Sinne seines Magisters zu handeln.
    Ich habe meinen Weg gefunden , dachte Fionn begeistert. War doch gar nicht so schwer.
    Aber was, wenn sich herausstellen sollte, dass Tiw doch der Mörder war …?
    Zuerst einmal muss ich ihn finden, und dann werde ich die Wahrheit auch noch herausbekommen. Wenn er schuldig ist, sei es auch nur der Mittäterschaft, werde ich ihn nach Sìthbaile bringen und dem Gericht der Àrdbéana ausliefern. Damit kann ich das Volk retten. Und wenn er unschuldig ist, müssen wir gemeinsam einen Weg finden, die Wahrheit ans Licht zu bringen und alle zu befreien.
    Damit schlief Fionn ein.
    Noch vor der Morgendämmerung erwachte der junge Bogin, genau wie er es vorgehabt hatte. Tuagh würde sicher auch bald aufstehen, aber noch nicht jetzt, wo es draußen finster war.
    Endlich, endlich hatte es aufgehört zu regnen, alles war still. Fionn schlüpfte in die von Ziba bereit gelegten Sachen; es war Zwergenkluft und von der Länge richtig, nicht aber vom Umfang her. Der Bogin hätte mindestens zweimal hineingepasst, sowohl in den Schultern als auch bäuchlings. Er musste den Schnurgürtel fest um sich wickeln, um nicht alles zu verlieren, und wusste, dass er merkwürdig aussah. Für einen Zwerg würde man ihn wohl kaum halten, trotz der Kluft. Vielleicht konnte er aber gerade deswegen für einen Angehörigen der anderen Kleinen Völker durchgehen. Er besaß außerdem noch das Cape, das Ärmelschlitze und zudem eine Kapuze aufwies; es war von vornherein großzügig geschnitten, dass es gar nicht weiter auffallen würde. Der Umhang war aus reiner Schafwolle, schön warm und ein guter Schutz vor dem nächsten Regen.
    Derart gut ausgerüstet schlich Fionn die Stiege hinunter; unten war ebenfalls alles still, das Kaminfeuer längst ausgegangen. Mit wenigen Schritten war Fionn durch den Vorhang des Windfangs geschlüpft und hielt inne, um noch einmal durchzuatmen.
    Tuagh war bestimmt wütend auf ihn, weil er ohne Abschied gegangen war. Vielleicht hatte er sich sogar schon überlegt, wo Fionn mit seiner Suche beginnen könnte und hätte ihm noch entsprechend guten Rat geben können. Er kannte schließlich viele Leute. Aber es war besser so zu gehen. Der Wanderkrieger hatte seine Lebensrettung mehr

Weitere Kostenlose Bücher