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Der Fluch der Hebamme

Titel: Der Fluch der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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seine Männer los. Bald zog sich die Spur aus Blut und Asche über das ganze Gebiet.
     
    Dietrich von Weißenfels achtete darauf, dass seine Mannschaft beschäftigt war, damit sich im Winterlager kein Überdruss breitmachte. Er ordnete jeden Tag Waffenübungen an und ließ die Berittenen immer wieder Angriffe in verschiedenen Formationen proben. Auch die Bogen- und Armbrustschützen und die Schleuderer ließ er Tag für Tag zu Wettkämpfen untereinander antreten. Seine Ritter legten einen gewissen Ehrgeiz an den Tag, die Knappen bis zum Umfallen zu scheuchen und ihnen die schwierigsten Manöver beizubringen, die ihnen vielleicht im Kampf Mann gegen Mann das Leben retten konnten. Selbst Philipp machte bemerkenswerte Fortschritte. Er würde zwar nie die Stärke haben, die Rupert auszeichnete, doch dafür war er flink und mittlerweile beeindruckend geschickt, wenn ihn nicht gerade wieder ein Hustenkrampf schüttelte.
    Thomas und Roland hatten in wortloser Übereinkunft Graf Dietrich darum gebeten, zu denjenigen Aufgaben eingeteilt zu werden, bei denen es gegen bewaffnete Feinde ging.
    Ottos Sohn hatte sie eine Weile prüfend angesehen, ohne etwas zu sagen, so dass Thomas schon mulmig zumute wurde. Dann erklärte Dietrich zur Überraschung der beiden jungen Ritter, die bereits zu fürchten begannen, er würde sie mit den Trossknechten auf Futtersuche schicken: »Ich denke auch, Ihr seid besser aufgehoben, wenn Ihr Seite an Seite mit unseren Männern kämpft, als wenn Ihr Euch mit übereifrigen Plünderern schlagt, zusammen mit Euren Knappen.«
    Ein Lächeln spielte dabei um seinen Mund.
    Also war ihm der Zwischenfall in Nisch mit Rupert und Philipp nicht entgangen. Wie auch? Der Herzog von Meran, dessen Leute
     eingegriffen hatten, um die Knappen herauszuhauen, war mit den Wettinern verwandt und ebenfalls im Rat der Sechzig.
    »Aber seid unbesorgt; wir werden genug zu kämpfen haben«, fügte er an.
    Seine Worte sollten sich schon am nächsten Tag bewahrheiten, als er und seine Männer den Befehl erhielten, Richtung Süden zu reiten, wo sich mehrere Dutzend Bewaffnete in einem von den Bewohnern verlassenen Dorf versammelt haben sollten. Ein Erkundungstrupp hatte diese Nachricht mitgebracht.
    Sie überwältigten die Gegner rasch, doch dabei hatten sie den ersten eigenen Toten: jenen Weißenfelser, der zur Buße für den Tod seiner Frau auf Wallfahrt gegangen war.
    »Nun kann er sie im Himmel um Vergebung bitten«, sagte der Auenweiler ungerührt, nachdem sie ein Gebet gesprochen hatten, und stellte damit in Thomas’ Augen wieder einmal seine bemerkenswerte Grobschlächtigkeit unter Beweis.
    Sie waren auf dem Heimritt noch keine zwei Meilen weit gekommen, als ihnen ein Reiter entgegengeprescht kam und Dietrich eine vertrauliche Botschaft überbrachte.
    Der Graf von Weißenfels runzelte kurz die Stirn, dann verkündete er, dass der Hauptteil seiner Männer ihm Richtung Osten folgen sollte, wo bei einem Zusammenstoß mit einem byzantinischen Trupp Verstärkung benötigt wurde.
    Eine kleine Gruppe unter dem Kommando des Auenweilers, zu der auch Thomas, Roland und ihre Knappen gehörten, sollte inzwischen den Toten ins Lager bringen.
    Jeder mit eigenen Gedanken beschäftigt, mancher auch noch mit dem Schmerz der im Kampf zugezogenen Verletzungen, ritten sie Richtung Adrianopel, während Dietrich und die übrigen Männer rasch aus ihrem Blickfeld verschwanden.
    Nach ein paar Meilen näherten sie sich einem Dorf, das verlassen war, als sie es auf dem Hinweg durchquert hatten. Doch nun stiegen Rauchsäulen von dort auf.
    Mit angespannten Sinnen, immer auf einen Angriff gefasst, ritten sie näher. Zwei Gehöfte standen in Flammen, ein anderes war bereits fast völlig niedergebrannt.
    Langsam und dicht nebeneinander ritten sie durch das Dorf, doch kein Mensch war zu sehen. Am Ende der Siedlung machte der Pfad eine Biegung und führte in ein Wäldchen. Von dort hörten sie drohende Stimmen und einen gellenden Schrei. Durch die kahlen Bäume konnten die Reiter erkennen, dass dort vielleicht ein Dutzend Menschen waren, reichlich die Hälfte davon zu Pferde.
    Humfried von Auenweiler entschied, dass sie genug Kämpfer waren, um die Sache ohne größere Vorsichtsmaßnahmen aus der Nähe zu betrachten.
    »Zieht Eure Schwerter!«, rief er und galoppierte los, dicht gefolgt von den anderen.
    Gleich hinter der Biegung, als die Bäume nicht mehr die Sicht versperrten, offenbarte sich ihnen auf einen Blick, was vor sich ging. Zwei Ritter und

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